Alle Jahre wieder daheim und in der Firma

Frohe Weihnachten – Drohung oder Vorfreude?



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Nehmen Sie sich eine Auszeit

In dieser Konstellation und mit so viel Zeit sehen wir uns nur selten. Wir sind also nicht daran gewöhnt und haben dafür meistens weniger Strategien als für Alltagssituationen, mit denen wir häufig konfrontiert sind. Zunächst lohnt es sich, sich einzugestehen, dass das eine besonders schöne, aber häufig eben auch herausfordernde Zeit ist.

Zu hohe Erwartungen an Weihnachten oder auch die betriebliche Weihnachtsfeier können die Realität glanzlos erscheinen lassen.
Zu hohe Erwartungen an Weihnachten oder auch die betriebliche Weihnachtsfeier können die Realität glanzlos erscheinen lassen.
Foto: Kzenon - Fotolia.com

Jemand sagte einmal: "Wenn du glaubst, erleuchtet zu sein, verbringe Zeit mit deiner Familie." Im Kreise der Familie fallen wir manchmal in alte Muster aus der Kindheit zurück. Geschwister fangen wieder an sich zu necken oder auch alte Rivalitäten aufzuwärmen, die in Streit ausarten können. Enttäuschte Erwartungen über Lebensentscheidungen von Kindern oder Eltern werden vielleicht wieder präsent. Hier geht es um Menschen, die uns nahe stehen und uns daher leicht treffen können. Und das ist nun mal ganz anders als im alltäglichen Kontakt mit Arbeitskollegen oder Freunden, zu denen wir oft viel leichter eine gesunde Distanz wahren können.

Daher ist es besonders wichtig, dass wir aktiv dafür sorgen, dass es uns gut geht!

Wenn wir merken sollten, dass wir uns nicht mehr wohlfühlen, langsam ein gestresster Unterton entsteht, unser Kopf von all' den Unterhaltungen zu Schwirren beginnt oder wir einfach gerade keine Lust mehr auf diese Situation haben ... lohnt sich eine Auszeit! Manchmal hilft eine kurze Pause – der Gang zur Toilette, der Wechsel vom Wohnzimmer in die Küche oder ein paar Minuten auf Balkon oder der Terrasse. Vielleicht ist aber auch ein kleiner Spaziergang allein oder mit einem anderen Familienmitglied, mit dem wir uns besonders gut verstehen, eine hilfreiche Aktion. Um danach wieder gelassen und gut gelaunt mit den anderen in Kontakt treten zu können.

Überprüfen Sie Ihre Erwartungen

Zu hohe Erwartungen an dieses besondere Fest können die Realität glanzlos erscheinen lassen. Jeder hat andere Vorstellungen, wie das perfekte Weihnachten sein sollte. Und wenn wir uns besonders anstrengen, kann es umso schneller zu Enttäuschungen kommen. Wenn zum Beispiel ein Familienmitglied zehn Stunden in der Küche steht, um ein nie da gewesenes Weihnachtsessen zu zaubern und sich dabei leider unter Stress statt voller Freude fühlt, kann das Lob der Bekochten kaum so umfangreich sein, dass es einen Ausgleich darstellen könnte. Ein tolles Essen zu kochen ist in Ordnung – aber nur, wenn wir uns dabei entspannt und wohl fühlen.

Sollten wir merken, dass wir durch unseren Anspruch an unseren Beitrag zum Fest Druck empfinden und schlechte Laune aufkommt, ist ein einfaches Essen, ein kleiner, schiefer Weihnachtsbaum oder das kreativ-chaotisch verpackte Geschenk für alle die bessere Lösung!

Diese vier Punkte sollten Sie für sich abklären:

  • Was haben Sie für Erwartungen an Weihnachten? Sind diese Erwartungen realistisch?

  • Wie wird das Weihnachtsfest vermutlich ablaufen?

  • Was können wir aufgrund unserer Erfahrungen der letzten Jahre wirklich erwarten?

  • Und noch wichtiger: Was waren schwierige Punkte, die wir diesmal besser gestalten könnten?

Wenn wir liebevoll unsere Erwartungen prüfen, müssen wir vielleicht die ein oder andere Erwartung an glänzende Augen, schluchzende Dankesreden und individuell auf uns zugeschnittene Geschenke, die alle unsere Träume erfüllen, verabschieden. Und das ist auch gut so! Lieber jetzt der Realität ins Auge sehen, als nachher Unzufriedenheit verbreiten.

Was wir aber von diesem Weihnachten erwarten können, ist Folgendes: Wir können aktiv dazu beitragen, dass es ein besonderes Weihnachten wird! Wenn wir Verantwortung für uns übernehmen und es im Sinne aller verbindend und schön gestalten.

Weitere Infos: Linda Schroeter ist Diplom-Psychologin und Trainerin für Führung, Konfliktmanagement und Persönlichkeitsentwicklung. Ihr Buch "Konflikte führen" ist bei BusinessVillage erschienen.
Mehr Informationen unter www.schroeter-entwicklung.de

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