Keine Allzweckwaffen

Führungskräfte und die Kunst des "Anleitens"

27.06.2013
Führungskräfte sollten Coachs ihrer Mitarbeiter sein – das steht in jedem Führungshandbuch. Doch geht das wirklich? Experten meinen: Nur, wenn man den Begriff "coachen" mit "anleiten" übersetzt.
Coachen? Oder Anleiten? Die Beziehung Führungskraft-Mitarbeiter ist stets eine Zweckbeziehung – und keine familiäre.
Coachen? Oder Anleiten? Die Beziehung Führungskraft-Mitarbeiter ist stets eine Zweckbeziehung – und keine familiäre.
Foto: freshidea - Fotolia.com

"Was sollen Führungskräfte noch alles sein", stöhnt Hubert Hölzl. Sie sollen "Entrepreneurs" sein, betont der Führungskräftetrainer aus Lindau – "also unternehmerisch denken und handeln". Sie sollen "Leader" sein – "also Persönlichkeiten, an denen sich ihre Mitarbeiter orientieren können". Und der neueste Schrei: Sie sollen "Coachs ihrer Mitarbeiter" sein – also diese in ihrer Entwicklung und beim Erbringen ihrer Leistung unterstützen.

Kernaufgabe gerät ins Vergessen

"Aufgrund dieser Aufgabenvielfalt vergisst so manche Führungskraft, was ihre Kernaufgabe ist", kritisiert Hölzl. Sie lautet: sicherstellen, dass ihr Bereich seinen Beitrag zum Erfolg des Unternehmens leistet. Dieser Aufgabe ordnen sich alle anderen Führungsaufgaben unter – auch das Fördern der Mitarbeiter.

Trotzdem findet man die Aussage "Unsere Führungskräfte sollen Coachs ihrer Mitarbeiter sein" heute in den Führungsleitlinien vieler Unternehmen. Entsprechend boomen Seminare, die Führungskräfte auf diese Aufgabe vorbereiten. "Dabei wird oft nicht ausreichend reflektiert, dass Führungskräfte auch die disziplinarischen Vorgesetzten ihrer Mitarbeiter sind", warnt Julia Voss, Führungskräftetrainerin aus Hamburg. Sie entscheiden also weitgehend über deren beruflichen Erfolg.

Nicht ausreichend bedacht wird, laut Voss, auch: Die Beziehung Führungskraft-Mitarbeiter ist stets eine Zweckbeziehung – und keine familiäre. "Ein Vater fördert seinen Sohn, damit dieser sich zu einer Persönlichkeit entwickelt, die glücklich und zufrieden ist", erläutert Voss. "Eine Führungskraft hingegen möchte durch ihre Unterstützung primär erreichen, dass der Mitarbeiter jetzt und in Zukunft gute Leistungen erbringt."

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