Geschichten aus dem Channel, Teil VIII: Zwei Cognacs zu viel

10.05.2007
Von Herbert Lefering

Das Ende einer "Freundschaft"

Nun musste als Letzter mein besagter "Freund" bestellen. Mehr als verwundert nahm ich zur Kenntnis, dass er die Idee, einen Cognac zum Abschluss zu nehmen, extrem toll fand. Ganz einfach sagte er zum Kellner: "Ich werde auch einen Cognac nehmen, wie mein Freund hier neben mir!", natürlich ohne überhaupt in die Getränkekarte gesehen zu haben. Er war zwischenzeitlich viel zu beschäftigt gewesen, zu allen Themen der recht vielseitigen Gespräche seine eigene Meinung kundzutun.

Unsere Getränke kamen, es wurde geprostet und getrunken. Irgendwann bezahlten dann auch die Letzten ihre Getränke, und mein "Spezi" bekam seine Rechnung. Sofort erfolgte - noch gut gelaunt - die Beschwerde an den Barkeeper, dass die Gesamtrechnung für ihn in Höhe von knapp 520 DM wohl nicht sein könne. Es müsse sich hier doch ganz sicher um ein Versehen handeln. Der Kellner allerdings rechnete ihm daraufhin vor, dass 2 x 195 DM plus alle weiteren Getränke ganz einfach diesen Betrag ergeben. Das war nicht einmal höhere Mathematik. Aber für ihn war es gleichzeitig das Ende einer (nie existierenden) Freundschaft mit mir.

Nachdem ich am nächsten Tag wieder einigermaßen bei klarem Verstand war, stellte ich mir die Frage, ob ich grundsätzlich etwas falsch gemacht hätte. Aber ich hatte für mich den Cognac unter der Rubrik "Schmerzensgeld" verbucht. Auch die Reaktionen aller anderen Teilnehmer dieses denkwürdigen Schauspiels an der Hotelbar bestätigten mich: "Wenn es einer verdient hat, dann der!". Tja, Arroganz (gepaart mit Dummheit) kann teuer sein. (tö)

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