Forscher der Universität Southampton haben eine Disk aus Glas erfunden, auf der Daten theoretisch unendlich lange haltbar sind. Dank der Verwendung von Nanostruktur können sie einen Laser so modulieren, dass er Informationen in die molekulare Struktur des durchsichtigen Materials schreibt.
Der durch den "monolithischen Polarisationskonverter" modulierte Laser schreibt dreidimensionale Pixel, genannt Voxel, in die Molekularstruktur des Glases, durch die Licht je nach Polarisation unterschiedlich wandert. Eine so beschriebene Disk mit dem Durchmesser weniger Zentimeter kommt auf eine Kapazität von etwa 50 Gigabyte, was einer handelsüblichen Blu-ray-Scheibe entspricht.
Das "Form-Doppelbrechung" genannte Phänomen könnte auch im Bereich der Mikroskopie eingesetzt werden, wo sich die Forscher einen Preisvorteil des Faktors 20 gegenüber der Verwendung eines flüssigkristallbasierten Lichtmodulators (Kostenpunkt rund 20.000 Pfund oder 23.100 Euro) versprechen. Weitere Einsatzmöglichkeiten ergeben sich in Bereichen wie der Materialverarbeitung, der Manipulation atomgroßer Objekte oder der hochauflösenden Bilderfassung.
Thomas Hackl Geschäftführer von Datarius, einem Spezialisten für die Datenträger-Qualitätsprüfung, erläutert, dass das Trägermaterial alleine nicht über die Eigenschaften des Datenträgers bestimmt. "Für die Kapazität als auch die Zugriffsgeschwindigkeit entscheidend ist die aufgetragene Datenstruktur und die verwendete Auslesetechnik wichtig", so der Experte. "Glas hat aber zu herkömmlichen Speichermedien aus Polycarbonat den Vorteil der Langlebigkeit der Daten."
Im Endverbraucher-Bereich sieht Hackl jedoch in den nächsten Jahren keine Konkurrenz für die Blu-ray-Disk, die mittlerweile den Massenmarkt erobert hat. "Die Produktion einer BD-ROM ist mittlerweile mit Kosten von unter einem Euro möglich, Glasdatenträger sind um einiges teurer", erklärt er. "Dazu sind Laufwerke, die Blu-rays, CDs und DVDs beschreiben können heutzutage schon sehr günstig." Auch andere Entwicklungen, wie etwa die Holographic-Versatile-Disk, haben im Preiskampf derzeit keine Chance.
Im professionellen Bereich jedoch könnte Glas-Disks eine rosige Zukunft bevorstehen, da hier die Möglichkeit zur Langzeitarchivierung von Informationen oft bedeutender ist, als die Kapazität des Mediums. Mit der "Long Life Disc" entwickelt Datarius hier eine eigene Lösung für diesen Zweck, die in Kürze auf den Markt kommen wird. (pte/haf)