Haftpflichtdeckung: Gefährlicher Spartrend der Unternehmen

22.12.2006

Haftpflichtkosten in Gesamteuropa weiter gesunken

In Europa sank das Prämienniveau 2006 um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr, von 13.494 Euro pro Million Deckungssumme auf 11.342 Euro. Die Deckungssummen sanken in diesem Zeitraum um 9 Prozent. Die Kosten für Haftpflichtversicherungen verringerten sich europaweit um 20 Prozent, von 0,51 Euro pro 1.000 Euro Umsatz im Jahr 2005 auf 0,41 Euro 2006. Mitteleuropäische Unternehmen mit Engagement in den USA zahlten eine durchschnittlich mehr als doppelt so hohe Prämie pro Million Deckungssumme als Unternehmen ohne US-Präsenz (19.248 gegenüber 8.659 Euro). Zudem kauften diese Unternehmen eine achtmal höhere Deckungssumme ein: Durchschnittlich betrug sie 128 Millionen Euro bei den Unternehmen mit Engagement in den USA, gegenüber 15 Millionen bei nicht in den USA tätigen Unternehmen. Gegenüber dem Vorjahr verringerten die in den USA tätigen europäischen Unternehmen ihre Haftpflichtdeckung jedoch deutlich.

Europaweiter Trend zu mehr Haftpflichtschäden

Seit der ersten Datenerfassung im Jahr 2004 stieg die Zahl der Produktrückrufe in der EU drastisch, von durchschnittlich sechs pro Woche im Jahr 2004 auf 14 pro Woche im Jahr 2005. Praktisch alle Arten von Konsumgütern sind das Thema ausführlicher Debatten und aufsichtsrechtlicher Initiativen. Typische Beispiele dafür sind Lebensmittel, Chemikalien, Medikamente, Mobiltelefone und andere im privaten Bereich eingesetzte Technologien, Transportmittel und Autos. Die zwei größten Fälle betrafen die Lebensmittelindustrie. In britischen Erfrischungsgetränken wurde der von der Weltgesundheitsorganisation als zulässig festgelegte Richtwert für Benzol überschritten und in belgischem Schweinefett wurde Dioxin nachgewiesen. Zunehmend gibt es in sensiblen Bereichen einen Trend zu vorbeugenden Rückrufen, wie etwa in Großbritannien im Jahr 2005, als 100.000 Dosen des Softgetränks Tango zurückgerufen wurden, weil die Verpackung eventuell hätte platzen können.

Auch die Möglichkeit zu Sammelklagen steigt in ganz Europa erheblich, unterstützt durch zahlreiche Gesetze - Beispiele sind Bürgerklagen gegen Umweltbelästigungen in Großbritannien oder Aktionärsklagen in Deutschland. Europaweit zunehmend ist auch der Trend zu Berufshaftpflichtklagen. In den letzten Jahren gab es vor allem in Skandinavien Aufsehen erregende Urteile gegen Buchprüfungsunternehmen und Anwaltskanzleien. Durch die kontinuierliche Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft werden immer mehr Unternehmen und Einzelpersonen Berufshaftungsrisiken ausgesetzt sein. (mf)

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