Corona-Krise treibt Digitalisierung voran

Herausforderung Heimarbeit

Stefan Pechardscheck schreibt als Experte zum Thema IT Strategy & Governance. Er ist Partner bei der Management- und Technologieberatung BearingPoint und verantwortet dort das Thema Technology Advisory.
Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter nach Hause, um zu arbeiten. Doch Home Office kann viele Herausforderungen bergen.
Im Home Office braucht man neben den technischen Voraussetzungen vor allem Disziplin – um schreiende Kinder zu beruhigen, die aufgrund der Schließung von Kindergärten und Schulen zu Hause sind.
Im Home Office braucht man neben den technischen Voraussetzungen vor allem Disziplin – um schreiende Kinder zu beruhigen, die aufgrund der Schließung von Kindergärten und Schulen zu Hause sind.
Foto: Zivica Kerkez - shutterstock.com

Der Coronavirus hat Europa fest im Griff. Stündlich werden neue Einschränkungen bekannt, die die Pandemie eindämmen sollen. Dies hat massive Auswirkungen nicht nur auf das Leben jedes Einzelnen, sondern auch auf Unternehmen und Organisationen. Wie schaffen es diese ihre Mitarbeiter zu schützen? Wie den Unternehmensbetrieb aufrechterhalten, wenn Menschen nicht mehr zusammenkommen können, nicht mehr sozial interagieren?

Ist Heimarbeit die Lösung?

Die Antwort vieler Unternehmen auf diese derzeit brennenden Fragen heißt Heimarbeit, "remote work" wie wir neudeutsch sagen. In Zeiten von Skype und Facetime sollte das ja kein Problem sein, oder? Endlich ohne Anzug zu Hause arbeiten. Kein Stau, keine überfüllten Züge auf dem Weg zur Arbeit. Aber es zeigt sich, dass Heimarbeit nicht so einfach ist – weder in der Vorbereitung noch auf Dauer.

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In der Tat sind in der Realität viele Organisationen schlecht auf diesen Ernstfall vorbereitet: Leitungen stehen nicht zur Verfügung, Tokens fehlen, aber auch die Prozesse und die Organisation als solches ist in etlichen Fällen, die mir bekannt sind, schlichtweg überfordert.

Technische Voraussetzungen für die Heimarbeit

Wie können Sie sich nun auf Heimarbeit vorbereiten und wie kann Sie IT dabei unterstützen?

Mit trivialen Dingen fängt es an. Stellen Sie sicher, dass Sie Notebook, Ladegeräte, Adapter und die entsprechenden Ladegeräte dabeihaben. Auch wenn Sie zu Hause über leistungsstarkes WiFi verfügen, ist kabelgebundenes Ethernet immer besser, insbesondere wenn Sie Anwendungen mit hoher Bandbreite wie Videokonferenzen verwenden.

Lesetipp: Die wichtigsten Videokonferenz-Systeme

Zweitens: Die Sicherheit außerhalb des Büros ist wichtig und muss gewährleistet werden. Halten Sie dazu Ihre Passwörter bereit, denken Sie an sichere Passwörter und nutzen Sie ggf. Passwortmanager zur sicheren Aufbewahrung. Verwenden Sie zu Hause die Firmen-VPN, die Sie zuvor im Büro getestet haben. Ebenso selbstverständlich Ihr privates WLAN, kein öffentliches. Auch hier sollten Sie die Geschwindigkeit testen, damit Sie Videokonferenzen und Sprachkommunikation in angemessener Qualität durchführten können. Ihre Verbindung können Sie beispielsweise unter der Adresse www.breitbandmessung.de testen. Ist die Geschwindigkeit nicht zufriedenstellend, können gegebenenfalls einfache Maßnahmen, wie die schon erwähnte Ethernet-Verbindung ausreichen - sprechen Sie mit Ihrer IT-Abteilung.

Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Ihnen moderne Collaborations-Werkezeuge für Zusammenarbeit mittels Videokonferenzen oder ähnlichem bieten. Wahrscheinlich nutzt Ihr Arbeitgeber bereits Systeme wie Microsoft Office 365 mit Teams, Trello, Slack oder Ähnliches. Mittels dieser können Sie im Team Dokumente bearbeiten und teilen, chatten, Videokonferenzen abhalten und "brainstormen". Die richtige Ausrüstung wie Kamera und ein Headset gehören natürlich dazu. Auch wenn in den letzten Tagen aufgrund hoher Ressourcennachfragen bei einigen Anbietern Kapazitätsengpässe auftraten, so sind diese doch bemüht, so schnell wie möglich neue Kapazitäten bereitzustellen.

Der New Way of Working ist mehr als nur Technik

IT kann helfen, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Heimarbeit funktioniert und die Folgen unserer unfreiwilligen Büroauszeit minimiert werden. Insbesondere der Bereich Kollaboration kann nachhaltig gestärkt werden – auch über diese schwierigen Zeiten hinaus.

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Aber Heimarbeit ist mehr als das. Auf dem Weg zum „new way of working“ haben wir noch andere Herausforderungen zu meistern. Neben den technischen Voraussetzungen brauchen wir vor allem Disziplin – um schreiende Kinder zu beruhigen, die aufgrund der Schließung von Kindergärten und Schulen zu Hause sind, um uns selbst zu strukturierter Arbeit zu motivieren oder um der sozialen Isolation zu entfliehen (die Kaffeemaschine im Unternehmen hat eben doch noch andere Aufgaben als nur die des Kaffeekochens). Die Corona-Zeiten fordern von uns allen harte Anpassungen im Arbeitsalltag.

Nutzen wir diese Gelegenheit, um wirklich ins digitale Zeitalter zu schreiten. In diesem Sinne: Halten Sie durch und bleiben Sie gesund!

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