Schmiergeld-Prozess

Hohe Haftstrafen gegen Ex-Media-Markt-Manager gefordert

22.11.2012
In ihrem Pladoyer hat die Staatsanwaltschaft für alle sechs Angeklagten in der Korruptionsaffäre mehrjährige Haftstrafen gefordert. Der Hauptangeklagte bestreitet als Einziger nach wie vor die Vorwürfe.
Korruptionsaffäre bei Media Markt: zuerst Schmiergelder in Millionenhöhe und bald mehrjährige Haftstrafen
Korruptionsaffäre bei Media Markt: zuerst Schmiergelder in Millionenhöhe und bald mehrjährige Haftstrafen

Im Schmiergeld-Prozess um den früheren Deutschland-Chef von Media Markt fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von fünf Jahren und neun Monaten für den Hauptangeklagten Michael Rook. Ihm wird gewerbsmäßige und bandenmäßige Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr in 66 Fällen vorgeworfen.

Rook (48) und Bruno Herter (53), der frühere Media-Markt-Regionalleiter für Süddeutschland, sollen dem ebenfalls angeklagten Inhaber einer Vermarktungsagentur aus Wetzlar, Peter N. (57), gegen Geld exklusiv Aufträge für dessen Firmen zugeschanzt haben. N. bekam als Gegenleistung als Einziger die Erlaubnis, in den Media-Markt-Filialen lukrative DSL-Verträge anzubieten. Über Provisionen von TK-Providern haben die Firmen von N. auf diesem Weg nach Angaben der Staatsanwaltschaft über mehrere Jahre hinweg ca. 50 Millionen Euro eingenommen. Als Schmiergelder sollen mehr als vier Millionen Euro geflossen sein. Für bewiesen hält die Anklage, dass Rook zumindest Bargelder in Höhe von 1,1 Millionen Euro erhalten hat. Rook bestreitet die Vorwürfe und will nicht einen Cent an Schmiergeld genommen haben.

Dennoch ist die Staatsanwaltschaft überzeugt, dass es zwischen Rook und Herter Absprachen gab und die beiden das Schmiergeld unter sich aufteilten. Allein habe Herter gar nicht die Kompetenz gehabt, die Exklusivaufträge zu vermitteln, sagte Staatsanwalt Johannis Ballis in seinem Pladoyer vor der 10. Strafkammer des Augsburger Landgerichts. Rook habe stets auf seinen Anteil gedrängt. Für Herter beantragte der Staatsanwalt vier Jahre und sechs Monate Gefängnis. Er soll in 182 Fällen bestochen worden sein. Dass für Herter eine niedrigere Strafe beantragt wurde, dürfte dieser seinem umfassenden Geständnis zu verdanken haben, das er nach seiner Festnahme im Oktober 2011 abgelegt hat.

Alle legen Geständnisse ab – nur einer nicht

N., der ebenfalls geständig ist, soll wegen gewerbsmäßiger und bandenmäßiger Bestechung ebenfalls für vier Jahre und sechs Monate hinter Gitter. Nachdem sein Unternehmen 2010 insolvent wurde, sprangen Hamburger Geschäftsleute ein und verkauften in den Media-Markt-Filialen Verträge mit Internet-Anbietern im Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro. Wie sie im Prozess gestanden, erhielt Herter davon rund zehn Prozent in bar. Für die neuen "Geschäftspartner" des Media Markts hat die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren gefordert. Außer Rook hatten somit alle Männer umfangreiche oder weitgehende Geständnisse abgelegt und dabei über Details der Geldübergaben Auskunft gegeben (--> wir berichteten).

Mit dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft war nach einer fünfmonatigen Beweisaufnahme bereits mehrfach gerechnet worden – doch dann hatte es jedes Mal weitere Anträge der Verteidigung gegeben. Die Verteidigung soll am 27. November und am 13. Dezember plädieren. Die Schlussvorträge der Angeklagten sind für den zweiten Termin vorgesehen. (dpa/tö)

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