Unbegründete Verdächtigungen

Huawei mit schwerem Stand in Europa

17.07.2012

EU sperrt sich

Huawei wird gerne unterstellt, Beziehungen zum chinesischen Militär zu unterhalten. Dafür wird allein auf den Gründer Ren Zhengfei verwiesen, der einst als leitender Ingenieur in der Volksbefreiungsarmee tätig war und 1982 als Delegierter in den Volkskongress aufgenommen wurde. Er verlies 1983 die Armee, als sein Ingenieurcorps aufgelöst wurde, arbeitete erst für eine Ölfirma und machte sich dann 1987 selbstständig und gründete Huawei.

In den 90er Jahren war das Unternehmen mit robuster Ausrüstung auf dem Lande erfolgreich, während westliche Telekom-Riesen in Chinas Städten den Markt kontrollierten. Gerade die Distanz zur Regierung gilt als sein Erfolgsrezept. Huawei ist auch nicht an der Börse, sondern gehört zu 98,5 Prozent seinen Mitarbeitern, die Anteile halten. "Niemand hat jemals einen Beweis geliefert, dass Huawei irgendwie in Militärtechnologie verwickelt ist", sagt Huawei-Sprecher Sladek. Auch Experte Wolf stellt fest: "In meinen Recherchen habe ich nicht ein einziges Mal direkte Verbindung zum Militär gefunden."

Um dem Misstrauen zu begegnen, öffnet sich Huawei und weist die Vorwürfe offensiv zurück. In Großbritannien wurde mit der Regierung ein Cyber-Security-Prüfzentrum mit amtlich anerkannten, unabhängigen Experten gegründet, die Huaweis Produkte und Dienstleistungen auf ihre Sicherheit testen können. "Wirksame Sicherheitslösungen müssen global und industrieweit sein", sagt Sprecher Sladek. In Kanada und den USA arbeitet Huawei ähnlich mit der unabhängigen Firma Electronic Warfare Associates (EWA) zusammen, um Vorwürfe zu entkräften.

"Sonnenlicht ist das beste Desinfektionsmittel", sagt Experte Wolf. Huawei müsse lernen, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. "Sie müssen nicht nur so offen wie westliche Unternehmen sein, sondern noch offener." Doch bleibt Huawei der US-Markt weitgehend verschlossen. "Der Frust ist groß", erzählt eine unabhängige westliche Quelle, die das Unternehmen von innen kennt.

Auch die Experten vom American Enterprise Institute kritisieren undurchsichtige Genehmigungsverfahren durch das Komitee für ausländische Investitionen in den USA (CFIUS) und den Mangel an klaren Regeln, wenn es um Beteiligungen chinesischer Unternehmen wie Huawei in den USA geht. US-Regierungsbeamte übten unverhohlen Druck auf US-Unternehmen aus, nicht mit Huawei zusammenzuarbeiten, und verwiesen auf Sicherheitsbedenken, "ohne spezifische Details zu nennen". Huawei-Sprecher Sladek vermutet Protektionismus: "Im Schatten der globalen Wirtschaftskrise erwägen einige Länder, ihren Schutz gegen bestimmte Industrien zu verstärken." (dpa/rw)

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