Im Vergleich: 17-Zoll-Displays mit 16 und 20 ms Reaktionszeit

31.07.2003
Endlich, die 20-Millisekunden-Hürde ist überwunden! Und damit ist im Wesentlichen das Problem des Nachleuchtens bei Flachbildschirmen gelöst. Für diesen Vergleich von 17-Zöllern wollen wir die besten aktuellen Displays unter der Fragestellung testen, ob man darauf spielen und Fotos bearbeiten kann.

Sind TFT-Panels für schnelle Spiele ungeeignet? Nehmen Sie ein Display, das ein Jahr alt ist. Seinerzeit verbot sich wegen des exzessiven Nachleuchtens des Panels (Unschärfe, sobald Bewegung ins Bild kommt) die Verwendung für schnelle Spiele. Zudem war die Farbwiedergabe zu unpräzise für den Einsatz in der digitalen Bildbearbeitung. Daher der schlechte Ruf der LCDs in dieser Hinsicht.

Man sieht, dass zwei Eigenschaften die Qualität eines Displays erheblich beeinflussen: die Reaktionszeit und der Kontrastwert. Die Leuchtdichte reicht immer für den persönlichen Gebrauch. Die maximalen Helligkeiten lohnen nur für Bildschirme in öffentlichen Räumen, etwa in Wartesälen oder in Schaufens-tern.

Die Reaktionszeit ist die durchschnittliche Zeit, die eine Flüssigkristallzelle braucht, um vom aktiven Zustand zu einem ausgeschalteten und zurück zum aktiven überzugehen. Das entspricht etwa der Zeit, die ein Pixel braucht, um von Weiß zu Schwarz und zurück zu Weiß zu wechseln. Je länger diese Zeit, ausgedrückt in Millisekunden, desto langsamer ist das Display. Es gibt einen direkten Bezug zur Bildwiederholrate: Ein Display mit 20 ms zeigt 1/0,020 = 50 dunkle, dann helle Bilder pro Sekunde, also insgesamt 100 Bilder pro Sekunde.

Der Kontrastwert gibt das Verhältnis zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Punkt des Bildes an. Je größer er ist, desto feinere Nuancen kann das Display wiedergeben. In der Praxis gibt der Wert die Zahl der Graustufen an, die das Display anzeigen kann.

Entwicklungsfortschritte

Im vorigen Winter wurde eine neue Etappe gemeistert. Die 25-ms-Hürde wurden überwunden. Zahlreiche Hersteller bieten inzwischen Displays mit 16 oder 20 ms an. Seitdem sind NEC, View Sonic, Hyundai und viele andere in das Rennen eingetreten.

Hinsichtlich des Kontrasts haben sich die Displays in vergleichbarer Weise entwickelt. Die 2002 getesteten Bildschirme begnügten sich mit einem Kontrastwert in der Größenordnung von 300:1. Dieses Jahr ist es nicht ungewöhnlich, wenn für ein Display ein Kontrast von 500:1 angegeben wird.

Daher erschien es uns notwendig, diesen neuen Vergleichstest den Displays mit Reaktionszeiten von 20 und 16 ms zu widmen und die Gelegenheit für eine Überarbeitung unserer Testmethoden zu nutzen. Künftig werden die Displays nach allen Regeln der Kunst kalibriert, und die Präzision der Farbwiedergabe wird detailliert überprüft. Hierfür haben wir die Kalibrierungssonde von La Cie verwendet. Bei Spielen, Testbildern, DVDs et cetera hat sich ansonsten nichts geändert.

Natürlich kann sich nicht jeder ein Spektrometer leisten, um sein Display zu kalibrieren. Das von uns verwendete kostet etwa 600 Euro. Sie müssen sich aber nicht ruinieren: Wir bieten mindestens zwei Profile, die wir für jeden getesteten Monitor angelegt haben, zum kostenlosen Download an. Laden Sie diese herunter: Wenn Ihr Display zu unserer Testauswahl gehört, wird es danach eine Farbwiedergabe haben, die derjenigen von CRTs nahe kommt!

Gehört Ihr Display nicht zu dieser Auswahl, dann können Sie immer noch selbst versuchen, die Darstellung mittels einfacher Software zu verbessern. Sie können Testbilder wie diejenigen von Passmark oder CSF (Meko) herunterladen (siehe Intenetadressen am Ende des Artikels) oder sich selbst ein Graustufentestbild mit Photoshop oder einem ähnlichen Grafik- oder Malprogramm erstellen. Wichtig dabei: Das Weiß muss perfekt weiß sein, das Schwarz wirklich schwarz, und alle Nuancen müssen gut voneinander zu unterscheiden sein (sie müssen 4x Weiß und 4x Grau sehen).

Dennoch wird eine OSD-Einstellung nie so effektiv sein wie ein Farbprofil. Denn wenn Sie den Rotwert auf dem Bildschirm um fünf Punkte senken, wird sich diese Korrektur auf alle angezeigten Farben auswirken. Mit einem Profil kann die Darstellung sehr viel feiner justiert werden, zum Beispiel um fünf Punkte für dunkle Töne, zwei für mittlere und nur einen für die hellen.

16 contra 20 Millisekunden

Man kann zwar prima eine wachsende Zahl von Displays mit 16 und 20 ms auflisten, doch gibt es tatsächlich keine großen Unterschiede zwischen den Monitoren. Um nur die größten zu nennen: Weder LG noch Samsung haben es geschafft, ihre Panels rechtzeitig auf den Markt zu bringen. Gegenwärtig sind alle 20-ms-Displays mit Hyundai-Panels ausgestattet, alle 16-ms-Displays mit Panels von AU Optronics.

Zur Erinnerung: Das Panel ist das zentrale Element des Displays. Es ist eine Kombination aus Flüssigkristallzellen, darüber angebrachten Filtern für die Farben Rot, Grün und Blau, Leuchtstoffröhren und Reflektoren. Zwei Displays mit dem gleichen Panel werden sehr ähnliche, wenn nicht identische Darstellungseigenschaften haben.

So haben Sie trotz zum Teil krasser Preisunterschiede (bis zum Doppelten) häufig die gleiche Darstellungsqualität bei zwei verschiedenen Herstellern. Die Unterschiede ergeben sich hauptsächlich aus dem mehr oder weniger reizvollen Design der Gehäuse und den Standardeinstellungen, die mehr oder weniger zufriedenstellend sind.

16 Millisekunden: eine Falle!

Als wir die ersten Monitore dieser Art, den Iiyama AS4314UTG und den Hitachi CML174SXW, testeten, stellten wir überrascht fest, dass das Nachleuchten bei den 20-ms-Displays geringer war als bei denen mit 16 ms. Wir sind der Sache inzwischen etwas nachgegangen. Es hat sich gezeigt, dass unser Eindruck ganz richtig war. Die Bezeichnung 16 ms ist irreführend, 16 ms (max.) wäre richtiger gewesen. Erklärung folgt.

Wenn die Konstrukteure ehrlich gewesen wären, hätten sie zugeben müssen, dass die Panels mit 16 ms nur 262.000 Farben statt der üblichen 16 Millionen anzeigen, auch wenn man beim Durchzählen auf fast 16 Millionen kommt.

Tatsächlich nutzt AU Optronics seine sehr schnelle Reaktionszeit, um tatsächlich 16 Millionen Farben anzuzeigen. Mit etwas Glück gehört die Farbe, die ihr Spiel gerade anfordert, zu den 262.000 in der Tabelle des Monitors direkt verfügbaren Farben. In diesem Fall gibt es keine Schwierigkeit, und die Reaktionszeit liegt wirklich bei 16 ms.

Das ist aber nicht der Fall, wenn die Farbe nicht in der Tabelle der 262.000 Farben enthalten ist. Dann zeigt das Panel abwechselnd die zwei verfügbaren Nuancen, die am dichtesten bei der verlangten Farbe liegen. Wegen der Schnelligkeit der Wechsel sieht das Auge nur eine, und zwar die verlangte. Damit Sie ein Bild sehen, muss Ihr Display nun allerdings zwei Bilder aufbauen, was uns auch durch AU Optronics bestätigt wurde. Da nun zwei Bilder nacheinander gezeichnet werden, ist die Reaktionszeit dementsprechend auch doppelt so lang: Reaktionszeit = 16 x 2 = 32 ms.

Von den 16 Millionen Farben, die von den Spielen adressiert werden können, wird nur eine von 64 mit der maximalen Reaktionszeit von 16 ms dargestellt. Die anderen liegen bei 32 ms. Es ist also nicht weiter überraschend, dass Displays mit 20 ms ein geringeres Nachleuchten als solche mit 16 ms haben.

Nun stellt sich eine andere Frage: Wie sieht es bei einem Vergleich mit 25-ms-Displays aus? Aus den Tests geht hervor, dass die 16-ms-Displays trotzdem schneller sind als die Bildschirme der vorigen Generation. Das erklärt sich vor allem aus den unterschiedlichen Methoden, die Reaktionszeit zu ermitteln. Einmal handelt es sich um die Zeit, die benötigt wird, um von Weiß zu Schwarz und dann zurück zu Weiß zu wechseln, bei der anderen Methode wird Schwarz durch Grau ersetzt, beim der dritten ist es der Durchschnitt aller Wechsel von Weiß zu allen Nuancen von Grau und so weiter. So steht man nun vor einem Problem, das demjenigen der Bewertung des Dotpitchs bei Kathodenröhren ähnelt: unterschiedliche Arten der Berechnung mit nicht vergleichbaren Resultaten am Ende. Höchste Zeit, dass das vereinheitlicht wird.

Hyundai Q17

Der Q17 von Hyundai könnte das beste Display der Gegenwart sein. Eine Reaktionszeit von 20 ms, USB-Hub, attraktives Design, durchdachte Ergonomie, ein Arm, um die Höhe zu verstellen, Qualitätsgehäuse, Lautsprecher und Sound-Anschlüsse im Fuß.

Es fehlt nur eine Wandbefestigung - sonst ist er perfekt. Er verfügt sogar über zwei Video-Eingänge. So hat man wie beim L1710B von LG die Wahl zwischen analogem und digitalem Eingang. Die Tests wurden in beiden Betriebsarten durchgeführt. Ein Feature sollte aber trotzdem noch verbessert werden: Im OSD ist das Menü zur Einstellung schlecht durchdacht. So funktioniert die Farbeinstellung beispielsweise, indem man zwischen Mode 1 über Mode 2 zu User wechselt, ohne dass man erfährt, welche Farbtemperaturen damit bezeichnet werden. Eine Angabe wie 6.500 K, 9.300 K et cetera wäre viel praktischer gewesen. Um die Helligkeit zu verändern, muss man über die manuelle Einstellung der Farbtemperatur gehen - auch nicht gerade einfach.

Für den Test verwenden wir eine Helligkeit von 50 und einen Kontrast von 75. Im DVI-Modus nennt sich die ausgewählte Einstellung für die Farben HUE. Im analogen Betrieb wurden die besten Ergebnisse mit Rot bei 60, Grün bei 65 und Blau bei 60 erzielt.

Iiyama AS4314UTG

Bei seiner Markteinführung haben wir alle für den AS4314UTG gestimmt. Das war tatsächlich das erste Display, das unter 25 ms kam. Sechs Monate später gönnt er sich hier einen letzten Auftritt. Den jüngsten Neuigkeiten zufolge wird er im September-Programm von Iiyama nicht mehr enthalten sein. Die Neuen werden 23 ms haben. Hier also, so lange es noch möglich ist, Auskunft, wie viel der Bildschirm, der uns Ende 2002 so begeisterte, noch taugt, wenn man ihn mit seinen jüngsten Konkurrenten vergleicht.

Wenn Ihnen Design wichtig ist, wird Sie der AS4314UTG mit Sicherheit enttäuschen. In dieser Hinsicht ist er am stärksten gealtert. Sein Gehäuse ist reichlich plump, ohne irgendwelche Besonderheiten. Es ist weiß, ziemlich sperrig, der Rahmen ist dick, der Bildschirm kann nicht in der Höhe verstellt werden...

Also können weder seine Ergonomie noch sein Design begeistern. Dazu kommt noch, dass er bei den ersten Tests einen Blaustich hatte. Doch kann man per Kalibrierung diesen Fehler vollständig korrigieren. Wir haben daher eine Helligkeit von 50, einen Kontrast von 50 und eine Farbtemperatur (im OSD) von 6.500 K eingestellt.

LG L1710B

Das Display von LG ist in mehr als einer Hinsicht interessant. Zunächst, weil es im Januar herauskommen sollte, und dann, weil es um das erste LG-Panel mit 16 ms gebaut sein sollte. Doch leider ging die Entwicklung nicht so schnell wie geplant. Man war also in der ersten Zeit gezwungen, Panels von AU Optronics zu verwenden. Dann ein neuer Anlauf, und für den L1710B wird nun eine Reaktionszeit von 20 ms angegeben. Im Innern steckt kein AU Optronics mehr, sondern ein Panel von Hyundai. Ein Detail am Rande: Es ist nicht das gleiche wie in den anderen Displays mit 20 ms. Die Bezeichnung ist etwas anders. In der Praxis unterscheidet sich dieses Display vor allem durch seine zwei Anschlüsse: Sub-D für Analog-Fans, DVI für die anderen. Die Tests haben aber vergleichbare Ergebnisse für beide Betriebsarten ergeben.

Mit den Default-Einstellungen hat der Bildschirm einen Blaustich, und der Kontrast ist zu stark. Für die Kalibrierung haben wir eine Farbtemperatur von 6.500 K verwendet. Im DVI-Modus wurden die besten Ergebnisse mit einem Kontrast von 70 und einer Helligkeit von 100 erzielt, im Sub-D-Modus mit Kontrast und Helligkeit bei 90.

NEC LCD1701

Der LCD1701 wurde zum ersten Mal vor einigen Monaten getestet und erscheint in diesem Vergleichstest noch einmal, um die gleiche Testreihe über sich ergehen zu lassen wie seine neuesten Konkurrenten. Er verfügt immer noch über ein sehr attraktives Äußeres als Pluspunkt. Doch weil das Netzteil in das Display integriert ist, ist der LCD1701 dicker als der Proview-Bildschirm.

Bei den Anschlüssen muss man sich mit einem analogen zufrieden geben. Der erste Schritt: ins OSD gehen und die zwei verfügbaren Funktionen zur automatischen Einstellung starten. Die erste korrigiert den Kontrast, die zweite die Phase und die Frequenz (für ein schärferes und perfekt positioniertes Bild).

Die Kalibrierung wurde mit 100 Prozent Helligkeit, einem Kontrast von 50 Prozent und den Farben des sRGB-Farbraums (alles über das OSD) durchgeführt.

View Sonic VG170m

Über ein Jahr nach der Ankündigung auf der Cebit 2002 hat View Sonic doch noch seinen 16-ms-Bildschirm herausgebracht. Nicht überraschend, dass er um dasselbe AU-Optronics-Panel gebaut ist wie die anderen.

View Sonic hat etwas Originalität mit seinem Display bewiesen. Der Fuß kann komplett gegen das Panel geklappt werden. Für View Sonic bedeutet das einen Gewinn hinsichtlich der Verpackungsgröße, für Sie, indem Sie die Möglichkeit haben, den Bildschirm an der Wand zu befestigen. Leider hat View Sonic kein einfaches System zur Befestigung vorgesehen wie beim Prophet View 920. Vier Schrauben und Dübel genügen also nicht: Man muss ein standardmäßiges Vesa-System kaufen. Schade!

Der zweite Fehler ist, dass der VG170m größer ist als die anderen Monitore, die um das AUOptronics-Panel gebaut sind. Das Gehäuse ist dick und ragt weit über das Panel hinaus, der Trafo ist, anders als bei NEC, extern. Im Unterschied zum Proview ist der einzige Anschluss analog.

Und schließlich ist auch das OSD nicht so praktisch und nicht so angenehm wie bei den anderen. Zum Beispiel werden selbst dann, wenn man die Einstellungen manuell vornimmt, die Werte für Helligkeit und Kontrast nicht angezeigt. Man arbeitet völlig intuitiv. Das ist bedauerlich, wenn man weiß, in welchem Maße das Spiel mit diesen beiden Einstellungen den Erfolg der Kalibrierung beeinflussen kann. Hinsichtlich der Ergonomie startet der VG170m also mit einem Nachteil von einigen Punkten, den die Kalibrierung nicht aufholen konnte. Die Kalibrierungen wurden mit einer Helligkeit und einem Kontrast von 75 Prozent und einer Farbeinstellung in sRGB (im OSD) vorgenommen.

Mehr zu diesem Thema und dem Test über die 17-Zoll-Monitore, einschließlich der Ta-bellen finden Sie unter

www.tomshardware.de

www.passmark.com

www.meko.co.uk

Fazit

Der Vergleichstest wird letztlich zu einem Duell zwischen 20-ms-Displays, die um das Hyundai-Panel gebaut wurden, und den 16-ms-Displays unter der Fahne von AU Optronics. In puncto Farbwiedergabe und Nachleuchten siegt das Hyundai-Modell. Ebenso schneidet der Hyundai Q17 beim Preis, Garantie und der Ergonomie sehr gut ab und hat damit die Empfehlung der Redaktion redlich verdient.

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