3.000 Mitarbeiter

Infineon-Tochter Qimonda kündigt Restrukturierung und Stellenabbau an

13.10.2008
Vor dem Hintergrund der Schwäche auf dem Markt für DRAM-Speicherchips hat Qimonda ein umfassendes globales Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm angekündigt und will das Geschäft mit Speicherchips für PCs drastisch reduzieren. Ziel sei eine Neupositionierung im Markt und eine mit der Neuausrichtung einhergehende wesentliche Effizienzsteigerung, teilte der in München ansässige Chiphersteller am Montag mit. Von den Maßnahmen seien etwa 3.000 Mitarbeiter betroffen.

Vor dem Hintergrund der Schwäche auf dem Markt für DRAM-Speicherchips hat Qimonda ein umfassendes globales Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm angekündigt und will das Geschäft mit Speicherchips für PCs drastisch reduzieren. Ziel sei eine Neupositionierung im Markt und eine mit der Neuausrichtung einhergehende wesentliche Effizienzsteigerung, teilte der in München ansässige Chiphersteller mit. Von den Maßnahmen seien etwa 3.000 Mitarbeiter betroffen.

Im Zuge der Restrukturierung werde bis zum Januar 2009 die Fertigung in der 200-mm-Produktionsanlage in Richmond (USA) vollständig zurückgefahren und damit der Ausstieg aus der 200-mm-Fertigung abgeschlossen, hieß es von der Infineon-Tochter. Auch die Backend-Fertigung für Komponenten und Module in Dresden solle bis Ende März 2009 eingestellt werden. Daneben plant Qimonda, die Kosten für Forschung und Entwicklung sowie seine Verwaltungskosten und die Mitarbeiterzahl - hauptsächlich in München, Dresden und Raleigh (USA) - zu reduzieren.

Auch der Verkauf der 35,6-prozentigen Beteiligung am taiwanischen Chiphersteller Inotera Memories an den US-Wettbewerber Micron stehe im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung. Micron wird für den Anteil den Angaben zufolge 400 Millionen Dollar zahlen. Qimonda erwartet aus der Transaktion einen Buchverlust von rund 300 Millionen Euro.

"Der tiefgreifende gegenwärtige Abschwung in der DRAM-Industrie und die Konsequenzen für unsere finanzielle Situation haben uns veranlasst, unser Geschäftsmodell neu auszurichten", sagte der Vorstandsvorsitzende von Qimonda, Kin Wah Loh. "Wir planen, unsere Aktivitäten zukünftig auf ausgewählte Marktsegmente zu konzentrieren, in denen wir unsere innovativen Technologien optimal nutzen können". Insgesamt werde sich die Kapazität über die kommenden neun Monate um rund 40 Prozent reduzieren, hieß es.

Qimonda hatte Ende Februar die so genannte Buried-Wordline-Technik vorgestellt. Chips, die basierend auf dieser Technologie hergestellt werden, sind anders gebaut als die bisherigen Qimonda-Chips mit Trench-Technik und ermöglichen kleinere Strukturbreiten für die Speicherhalbleiter. Zudem soll der Stromverbrauch dieser Chips deutlich unter denen mit herkömmlicher Technik liegen. Das Unternehmen teilte ferner mit, sich künftig auf Infrastruktur- und Grafikprodukte zu konzentrieren, die auf dieser Technologie aus der 300-mm-Produktion basieren.

Eine Entwicklungskooperation für DRAM-Chips zwischen Qimonda und dem japanischen Wettbewerber Elpida liege derzeit auf Eis, sagte der CEO von Qimonda. Im Rahmen der Kooperation, die im Juli 2008 besiegelt worden war, war geplant, dass Qimonda sein Know-How zu Buried Wordline und Elpida seine Stack-Technologie in die Entwicklung einbringt.

Qimonda geht davon aus, dass das Restrukturierungsprogramm zu Einsparungen von weltweit etwa 450 Mio EUR jährlich führen wird. Das Unternehmen rechnet im Zusammenhang mit dem Programm mit Restrukturierungsaufwendungen von etwa 50 Millionen Euro im laufenden Geschäftsquartal. Zudem seien weitere Aufwendungen in den zwei darauf folgenden Quartalen möglich.

Die vollständige Implementierung des Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm sei bis zum Ende des dritten Geschäftsquartals 2009 zu erwarten, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Stellenstreichungen verteilen sich laut Qimonda jeweils zur Hälfte auf Nordamerika und Deutschland.

Daneben teilte Qimonda mit, dass Finanzvorstand Michael Majerus auf eigenen Wunsch zurücktrete und beabsichtige, sich anderen Aufgaben zuzuwenden. Chief Operating Officer Thomas Seifert soll die Aufgaben des Finanzvorstands übergangsweise zusätzlich zu seinen bestehenden Verpflichtungen übernehmen.

Infineon hatte Qimonda im August 2006 an die Börse gebracht, um sich auf die Produktion von Logikchips für Automobil-, Industrie- sowie Telekommunikationsunternehmen zu konzentrieren, und will seinen Anteil signifikant reduzieren. Die Speicherchiptochter hatte zuletzt unter dem anhaltenden Preisverfall in der Branche gelitten und Infineon hohe Verluste beschert.

Infineon teilte in diesem Zusammenhang mit, es fänden Gespräche "mit verschiedenen Investoren" statt. Ziel der Verhandlungen sei es, die Beteiligung an Qimonda "ganz oder teilweise zu veräußern". Die Gespräche liefen noch - aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten sowie der Preissituation im Markt für DRAM-Speicherchips sei der Ausgang der Verhandlungen jedoch ergebnisoffen.

Die Infineon-Aktie profitiert an der Frankfurter Börse von den Nachrichten: Bis gegen 12.20 Uhr gewinnt das Papier 15,7 Prozent auf 3,18 Euro. Damit gehört die Infineon-Aktie zu den stärksten Kursgewinnern in einem sehr fest tendierenden DAX. Ein Händler wertet vor allem den Verkauf der Inotera-Beteiligung von Qimonda als positiv für Infineon. "Damit ist diese Hängepartie endlich beendet und Infineon erhält frisches Kapital".

Auch Analysten werten das Restrukturierungsprogramm und den damit verbundenen Verkauf der Beteiligung an dem Joint Venture als Schritt in die richtige Richtung. "Damit hat sich Qimonda Liquidität gesichert, was den Druck von Infineon nimmt, trotz gegenteiliger Zusagen doch noch Mittel in den Quartal für Quartal Bargeld verbrennenden DRAM-Hersteller zu schießen", sagt beispielsweise Eerik Budarz, Analyst beim Bankhaus Metzler.

Die Chance auf eine Veräußerung des Infineon-Anteils an Qimonda hat sich nach Meinung der Branchenkenner damit allerdings zunächst nicht wesentlich verbessert. (Dow Jones/rw)

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