Ausschreibungen öffentlicher Aufträge werden in Deutschland in absehbarer Zeit nur noch elektronisch durchgeführt. Schon ab 2010 sollen die Ausschreibungen des Bundes nicht mehr in Druckversion erscheinen. Einen entsprechenden Stufenplan hat das Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie, dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag sowie dem Zentralverband des Deutschen Handwerks veröffentlicht.
Die IT- und die KFZ-Branche werden demnach schon ab diesem Herbst nur noch elektronische Angebote abgeben. Vergabestellen und Wirtschaft sollen hierzu über die Vergabeplattform des Bundes kommunizieren. "Die vollständige Digitalisierung des Vergabeprozesses in Deutschland verstehen wir als gemeinsame Aufgabe der Bundesregierung und der Wirtschaft mit Signalwirkung in die Länder", sagte Staatssekretär Walther Otremba zur gemeinsamen Entscheidung.
Für Otmar Schreyegg von der Stuttgarter Canis GmbH stellt sich die Frage des "Ob" schon lange nicht mehr. Es sei lediglich eine Frage, wann die elektronische Vergabeverfahren Einzug in Deutschlands Behörden halten: "Die besten Erfolge werden erzielt, wenn der Auftraggeber konsequent auf elektronische Ausschreibung und Vergabe umstellt und seine bestehenden Auftragnehmer und Handwerker in vernünftiger Weise informiert und mit einbezieht", sagte Schreyegg beim Bau- und Vergabeforum der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald.
Im Vordergrund der elektronischen Ausschreibung und Vergabe stehen die Beschleunigung und Vereinfachung des Vergabeprozesses und damit verbunden auch Kostensenkungen für alle Beteiligten. Außerdem ermögliche die papierlose Ausschreibung und Vergabe in der Regel besser zu vergleichende Angebote und mithin günstigere Preise.
Die Bemühungen, die öffentlichen Verwaltungen mittels Digitalisierung von Arbeitsprozessen zu verschlanken, nimmt langsam Formen an, auch wenn der Erfolg von eGovernment aufgrund schlechter Kommunikation und mangelhafter Vernetzung deutscher Behörden untereinander laut einer aktuellen Accenture-Studie von vielen Deutschen noch kritisch gesehen wird.