Internet-Sperren, wie sie von Verfechtern als Mittel im Kampf gegen Kinderpornographie gefordert werden, sind technisch nicht sinnvoll, da existierende Lösungen relativ leicht umgangen werden können. Zu diesem Ergebnis gelangt die Studie "Internet Blocking: Balancing Cybercrime Responses in Democratic Societies". Die vom Open Society Institute beauftragte Untersuchung zeigt auch, dass viele Systeme grundsätzlich eigentlich zu aggressiv blockieren.
"Insgesamt gelangen wir zum Schluss, dass Sperren nur 'nützlich' sind, um irrtümlichen Zugriff von Personen zu verhindern, die den blockierten Content gar nicht suchen", meint Studien-Coautor Cormac Callanan, Direktor bei Aconite Internet Solutions. Nutzer, die einen solchen Schutz suchen, sind aber mit geeigneter Filtersoftware auf dem eigenen PC besser beraten - diese unterliegt ihrer Kontrolle.
Scheitern an zwei Enden
Ein wesentliches Problem an Internet-Sperren ist, dass sie Anbieter illegaler Inhalte kaum aufhalten können. Zielt ein Mechanismus etwa darauf ab, Inhalte anhand von Domainnamen oder IP-Adressen zu blockieren, kann illegaler Content relativ leicht auf andere Hosts ausweichen. Botnetze, wie sie zum Tarnen von Cybercrime-Seiten genutzt werden, könnten jede Art von kriminellen Inhalten "schützen". Selbst, falls ein Web-Filter perfekt wäre, gäbe es immer noch Filesharing, E-Mail oder das Usenet als alternative Vertriebskanäle.
Auch Nutzern, die als Konsumenten gezielt nach illegalen Inhalten suchen, ist mit Sperrsystemen nicht beizukommen. Denn jeder Filter hat technologisch gesehen letztendlich Ähnlichkeiten mit Zensursystemen in undemokratischen Staaten wie China. Das wirft nicht nur Fragen rechtlicher und ethischer Natur auf. Rein technisch gesehen bedeutet es vor allem, dass die Filter im Prinzip mit den gleichen Tricks umgangen werden können wie die "Große Firewall".