IT-Jobs machen krank

18.04.2006
Zeitdruck und schnell wechselnde Arbeitsanforderungen, gepaart mit fehlenden Erholungsphasen, belasten Projektmitarbeiter - körperlich und seelisch.

Von Beate Wöhe

Flexibles Arbeiten, Eigenverantwortung, weitgehend freie Zeiteinteilung - IT-Jobs sind der Traum vieler Nicht-ITler. Der Blick hinter die Kulissen zeigt: Widersprüchliche Anforderungen, überlange Arbeitszeiten und Leistungsdruck machen immer mehr IT-Spezialisten krank.

Häufige Beschwerden sind Müdigkeit, Nervosität, Schlafstörungen und Magenschmerzen bis hin zum Burnout-Syndrom. Zu die- sen Erkenntnissen kommen Anja Gerlmaier und Erich Latniak vom Institut Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen in ihrem "IAT-Report". Über einen Zeitraum von durchschnittlich 16 Monaten untersuchten die beiden Wissenschaftler die Arbeitsabläufe in sieben Projektgruppen.

40 Prozent der Studienteilnehmer wiesen deutliche Anzeichen einer chronischen Erschöpfung auf. Etwa 30 Prozent hatten zudem Probleme, sich zu erholen.

Positiv bewerteten alle Projektgruppen dagegen die Möglichkeit einer freien Arbeitszeiteinteilung. Auch bei einem Kollegen "Dampf abzulassen", tut der Seele gut. Diese Situation könne sich nach Aussagen einiger Studienteilnehmer jedoch schnell ins Gegenteil kehren, wenn der angesprochene Mitarbeiter selbst unter starkem Produktionsdruck stehe.

Die IAT-Analysten ließen die Studienteilnehmer so genannte Befindenstagebücher führen. Der Mittelwertvergleich zeigte, dass Projektmitarbeiter, die acht Wochen und länger hohe Anspannungswerte hatten, signifikant häufiger unter chronischer Erschöpfung litten als die Vergleichsgruppe mit niedrigeren Werten beziehungsweise mit Erholungsphasen zwischendurch. Hält eine Stressphase über einen Zeitraum von länger als acht Wochen an, kann sich demnach das Burnout-Risiko deutlich erhöhen. Burnout definieren die Gelsenkirchener Wissenschaftler mit Gefühlen exzessiver Müdigkeit und Energielosigkeit, einer erhöhten Dünnhäutigkeit und Ungeduld in Belastungssituationen, Gleichgültigkeit und Zynismus.

Handlungs- und Entscheidungsspielräume genügen laut Aussage der IAT-Forscher nicht, um psychische Belastung zu verhindern. Vielmehr müssen auch angemessene Bewältigungsmöglichkeiten und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, die bereits beim Vertragsabschluss mit dem Kunden definiert werden sollten. Zudem wirken regelmäßige Erholungsphasen bei der Arbeit und ein konsequentes Freihalten der Wochenenden deutlicher dem Stress entgegen als Angebote von Blockurlaubszeiten oder Sabbaticals.

Mehr dazu lesen Sie unter www.computerpartner.de/iat-report.

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