Prozess um "Vista Capable"-Logo

Microsoft, Vista und Intel – ein Mail-Drama

29.02.2008
Kunden, die sich auf das Vista-Upgrade einliesen, erlebten ihr blaues Wunder. Sie konnten Vista mangels Rechnerleistung nicht starten.
Kunden, die sich auf das Vista-Upgrade einliesen, erlebten ihr blaues Wunder. Sie konnten Vista mangels Rechnerleistung nicht starten.

Intel hatte nämlich Probleme mit dem i945-Chipset. Er allein war in der Lage, die Grafikanforderungen der Vista-Oberfläche "Aero" zu bewältigen. Das Chipset war aber noch in der Entwicklung und der Chip-Krösus bezweifelte hausintern, den Chip rechtzeitig zum angekündigten Vista-Start Ende 2006 marktfertig zu haben.

So ersann man das "Vista Capable"-Logo , das im Gegensatz zum "Vista Premium Ready"-Siegel keine Aero-Kompatibilität versprach und klebte es im Weihnachtsgeschäft 2006 auf Rechner, in denen der grafikschwache Chip 915 werkelte. Käufer der Rechner, aber auch Händler wie WalMart monierten, mit dieser Ausstattung könne man nur "Vista Basic" zum Laufen bringen.

Dazu schrieb der damalige Manager John Kalkman – der, über den Intel jetzt sagte: "Wir sprechen ihm jede Kompetenz ab" - im Februar 2007 an Scott Di Valerio, damals bei Microsoft verantwortlich für die Geschäfte mit PC-Anbietern: "Schlussendlich schraubten wir die Systemanforderungen herab, damit Intel sein Quartalsziel erreichen und weiterhin Motherboards mit dem eingebetteten 915 Grafikchip verkaufen konnte."

Dieser Haltungswechsel sei im Januar 2006 passiert. Bereits im August 2005 hatte der damalige Microsoft-Manager Eric Charbonneau in einem Report geschrieben, dass der 915-Chip eindeutig zuwenig Leistung für Vista zur Verfügung stelle.

Jim Allchin, verantwortlich für Vista, trat am 30. Januar dieses Jahres zurück. An diesem Tag stellte Microsoft Vista offiziell für Endkunden vor.
Jim Allchin, verantwortlich für Vista, trat am 30. Januar dieses Jahres zurück. An diesem Tag stellte Microsoft Vista offiziell für Endkunden vor.

Dazu schrieb Jim Allchin, damals Vista-Chef , im Januar 2006 an Will Poole, dem damaligen Verantwortlichen für sich entwickelnde Märkte, er stimme der Kritik seiner Manager zu und sei alles andere als glücklich über die Entscheidung, das "Vista Capable"-Logo auf die schwachbrüstigen Rechner zu kleben. Dennoch werde er nach außen die Entscheidung verteidigen. In seinem Mail schrieb er des Weiteren: "Was unser Kunden anbelangt, so müssen wir in Zukunft einen besseren Job machen als in diesem Fall. Das ist besonders wichtig, denn Sie haben mich in die prekäre Situation gebracht, hierzu Stellung nehmen zu müssen."

Allchin verlies Microsoft am 30. Januar dieses Jahres. An diesem Tag stellte Microsoft Vista offiziell für Endkunden vor.

Die Klage wird verhandelt. Der lapidare Kommentar Microsofts zu dem Fall lautet: "Wir haben das 915-Chipset nach erfolgreichen Tests der Betaversion in unser "Vista Capable"-Prograrmm aufgenommen." (wl)

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