Graumarkt und Projektbetrug

Mit Detektivarbeit gegen "Schweinepreise"

22.10.2009

Lenovo sucht selbst nach den Preissündern

Um solche Aktionen schnellstmöglich im Keim zu ersticken, verlässt sich Klein nicht nur auf Hinweise von den Partnern oder Partnerbetreuern, sondern macht sich auch selbst auf die Suche in bekannten Preissuchmaschinen. Hat sie in einem Fall Lunte gerochen, fängt die Detektivarbeit an: Ist der Shop bei Lenovo bekannt? Wird er schon betreut? Wie ist das Preisgefüge bei dem betreffenden Angebot? Und wie verkaufen andere Händler das Produkt?

In den meisten Fällen greift Klein anschließend zum Telefonhörer, ruft den Händler an und fragt, woher er das Produkt bezogen hat. "Antwortet er mir, dass er die Produkte in gutem Glauben als Broker-Ware gekauft hat, dann kann ich ihn nicht als schwarzes Schaf entlarven. Denn dabei handelt es sich nicht um illegale Geschäfte. Diese Art der Produktbeschaffung entspricht jedoch nicht unserer Geschäftsethik", erklärt Klein. In einem solchen Fall sind dem Hersteller die Hände gebunden. Ist der Händler bei Lenovo bekannt und besteht bereits eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, werden außer einem Telefonat zum Thema, wie sich Lenovo eine Zusammenarbeit vorstellt, keine weiteren Schritte unternommen. Bisweilen kann es aber auch passieren, dass über eine Agentur ein Testkauf getätigt wird, worüber der Hersteller dann die Maschinennummer und die Seriennummer auf den Tisch bekommt. Anhand dieser Angaben kann Klein dann genau nachverfolgen, über welche Kanäle das Gerät zum Händler gekommen ist.

Stellt sich bei einem solchen Testkauf zum Beispiel heraus, dass es sich bei dem Gerät um ein Notebook aus einem Projektangebot handelt, "wird es für mich spannend", sagt Klein. Hier sind dem Einfallsreichtum der Händler, wenn man der Lenovo-Mitarbeiterin zuhört, fast keine Grenzen gesetzt. Gleichzeitig kämen solche Betrugsfälle aber auch durch die unmöglichsten Zufälle ans Licht. "In den Fällen, die wir bisher aufgedeckt haben, wissen wir, dass der Händler Ware aus einer SBO (special bid opportunity) entnommen hatte und sie anderweitig über andere Händler oder in den seltensten Fällen selbst abverkauft hat", erzählt Klein.

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