"Mit Hybrid-Festplatten das Nachrüstgeschäft ankurbeln"

Wir haben die wichtigsten Unternehmen im ITK-Markt nach ihren Aussichten für 2013 befragt. Hier antwortet Bernd Breinbauer, Sales Director Central Europe bei Seagate Technology.
Wie schätzen Sie die Aussichten der ITK-Branche, speziell im Storage-Bereich für 2013 ein?
Bernd Breinbauer: Die ITK-Branche wird insgesamt wachsen. Die treibenden Elemente hierfür sind Mobile Phones, Tablets, und Netzwerkprodukte. Im Bereich Storage wird es generell Kapazitätswachstum geben. Aufgrund unserer Historie wissen wir, dass der Kapazitätsbedarf jährlich um 50 Prozent wächst. Geht man ins Detail, erwarten wir jedoch eine sehr unterschiedliche Dynamik:
Für das Segment PC-/Notebook erwarten wir in Zentral-Europa kein signifikantes Wachstum.
Der Bereich Enterprise- und Server wird sich positiv entwickeln. die Entwicklung geht Hand-in-Hand mit den Wachstumsraten für Smart-Phones und Tablets. Wir sehen eine Korrelation zwischen den Verkaufszahlen von Smart-Phones, dem enormen Wachstum der darauf installierten Applikationen (Apps) und dem dazu benötigten Speicherbedarf. Diese "Apps" verbergen sich in der "Cloud", was gleichzusetzen ist mit Server-Kapazität.

Auf welche Entwicklungen müssen sich Vertriebspartner im Storage-Bereich einstellen?

Breinbauer: Bedingt durch das sich verändernde Nutzerverhalten - also mehr Konsum auf mobilen Geräten - muss sich der Handel entsprechend aufstellen. Wir können noch nicht genau abschätzen, wie sich der Markt (TAM = Total Available Market) für PCs und Notebooks verhält, gehen aber wenn überhaupt, von einem geringem Wachstum aus.
Im Bereich Ultrabooks werden wir unsere neuen Hybrid-Festplatten mit nur 7mm Bauhöhe platzieren. Das "Positive User Experience" leitet sich aus einem viel geringerem Anschaffungspreis gegenüber SSD-Laufwerken, und einer guten Performance ab. Wir empfehlen dem Handel, das Thema Hybrid-Festplatten aufzunehmen und somit das Nachrüstgeschäft anzukurbeln, aber auch in der Erstausstattung mit sehr leistungsfähigen Festplatten zu punkten.
Die gesamte Lieferkette muss sich darauf einstellen, dass sich die Umsätze in Richtung "Cloud" bewegen. Wir sehen eine signifikante Neuausrichtung der Absatzkanäle. Wer sich nicht bewegt, wird verlieren.

Was sind für Seagate die wesentlichen Herausforderungen im laufenden Jahr?

Breinbauer: Die Herausforderungen sind für alle Festplattenhersteller die gleichen. Wir sehen verschiedene Megatrends:
Die Art und Weise wie Daten konsumiert werden. Wir erleben einen signifikanten Shift weg vom klassischen PC- und Notebook hin zu SmartPhones und Tablets.
Die Veränderung im Daten-Konsumverhalten, zum Beispiel Cloud-Applikationen, die auf mobilen Geräten temporär abgerufen werden, verlagern das Verhältnis von gespeicherter Information und "instationärer" (transienter) Daten. Was wir sehen ist, dass 1GB gespeicherter Daten in etwa 1PB instätionäre Daten erzeugt.
Der Bedarf an Speicherkapazität steht im Missverhältnis zu den heutigen technischen Möglichkeiten die Kapazitäten pro Oberfläche (Areal-Density Growth) zu erweitern. Einem jährlichen Kapazitätswachstum von ca. 50 Prozent steht ein Bitdichte-Wachstum von nur 20-30 Prozent gegenüber.

Was bedeutet das ganz konkret für Seagate und die Industrie?

Breinbauer: Es gilt, die Produktion dem geänderten Nutzerverhalten anzupassen, um in den Marktsegmenten die richtigen Produkte zur Verfügung zu stellen, und Lösungen anzubieten, die eine schnelle Interaktion mit mobilen Geräten zulassen (Positive User Experience) und ein gesundes "Preis-/Leistungsverhältnis" zwischen SSD und HDD darstellen.
Außerdem müssen wir über neue Designs hinsichtlich der Anzahl von Platten in einer HDD, oder sogar über andere Formfaktoren nachdenken. Langfristig investieren wir in neue Entwicklungen, was die Aufzeichnungstechnologie anbelangt.

(rb)