Betriebliches Gesundheitsmanagement

Mitarbeitergesundheit ist Chefsache

30.01.2013

Bedarf oder Angst?

Nehmen die Arbeitnehmer nach Ihren Erfahrungen solche Angebote überhaupt an? Oder haben viele der Betroffenen nicht eher Angst, dass sie dadurch eine Schwachstelle zeigen und somit eine Angriffsfläche bieten?

Schenk: Besonders psychische Erkrankungen sind noch immer ein Tabu-Thema, welches aber durch die Medien und Prominente, die sich outen, langsam "gesellschaftsfähig" wird.

Wie viele Mitarbeiter BGM-Angebote des Unternehmens nutzen, hängt sehr stark von der Unternehmens- und Führungskultur ab. Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter auf einen "Stress-Workshop" schicken, ihn aber selbst "nicht brauchen" sind ein schlechtes Vorbild und bewirken oft das Gegenteil. Ein aktives Vorleben des BGM durch die Führungskraft, wiederholte Hinweise auf das Angebot, kommunizierte Unternehmensziele - heruntergebrochen auf jede Ebene im Unternehmen - sowie Wertschätzung und Anerkennung lassen die Teilnahme steigen.

BGM-Maßnahmen können in unterschiedlicher Weise angeboten werden. In einem Gruppen-Seminar lernen die Teilnehmer, dass ihr Problem kein Einzelfall ist. Erfahrungen werden ausgetauscht und neue Bewältigungsstrategien erlernt. Bei EAP(Employee Assistance Program)-Angeboten wie z.B. Telefon-Coachings durch einen externen Dienstleister ist die Hemmschwelle sich zu öffnen, oft niedriger. Der Mitarbeiter bleibt gegenüber seinem Arbeitgeber anonym und wird individuell beraten.

Ohne Motivation geht es nicht. Eine erfolgreiche Teilnahme wird ein Unternehmen nur dann verbuchen, wenn die Angebote für jeden sichtbar und zugänglich gemacht werden, z.B. über das Intranet, über Aushänge in der Kantine, über direkte Email-Ansprache durch die Führungskraft oder über einen persönlichen Erfahrungsbericht eines Teilnehmers. Wenn im Unternehmen an den Werten, Einstellungen, dem Bewusstsein und der Haltung gearbeitet wird, werden auch viele Mitarbeiter ein Angebot nutzen.

Wenn von BGM-Maßnahmen die Rede ist, dann meist in Zusammenhang mit Stressprävention. Das passt zur aktuellen Burnout-Debatte, hinterlässt aber auch den Eindruck, es gehe auch hier letztendlich nur um Trends. Wären nicht auch BGM-Maßnahmen sinnvoll, die auch das Leben außerhalb des Büros miteinbeziehen? Rauchentwöhnungsprogramme, Sportförderung und vielleicht sogar Kochkurse, die den gesunden Lebenswandel insgesamt fördern?

Schenk: Es ist richtig, dass Stressprävention das aktuelle Thema in den Medien ist. Unter BGM versteht man aber Kernthemen wie: Beruf + Familie, Gesundheit und Prävention, Sicherheit und Ergonomie, Sport und Bewegung, gesunde Ernährung, Suchtprävention.

Die Punkte, die Sie aufzählen sind ein kleiner Teil der Möglichkeiten eines BGM’s. In EAP-Angeboten wird auch Schuldner- und Rechtsberatung angeboten. BGM Maßnahmen reichen weit in das Privatleben hinein. Wer private Probleme hat, trägt diese mit in die Arbeit und umgekehrt. Die wenigsten von uns können eine klare Trennung vollziehen. Wenn z.B. ein Elternteil plötzlich pflegebedürftig wird stellt das den Arbeitnehmer oft vor eine schier unlösbare Aufgabe. Hier helfen Angebote zum Thema Elder Care.

Zur Startseite