Interview mit Citrix-Chef Oliver Ebel

Neuer Schwung und neue Produkte bei Citrix

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Im Januar wurde bekannt, dass der Cloud-Computing-Spezialist Citrix für 16,5 Milliarden Dollar von Investoren übernommen wird. Im ChannelPartner-Interview spricht Deutschland-Chef Oliver Ebel über aktuelle Entwicklungen und die Zukunft von Citrix.
Oliver Ebel, Area Vice President Central Europe and Managing Director Germany bei Citrix.
Oliver Ebel, Area Vice President Central Europe and Managing Director Germany bei Citrix.
Foto: Citrix Systems

Oliver Ebel ist seit November 2018 Area Vice President Central Europe bei Citrix. In dieser Rolle verantwortet er das Geschäft rund um die Citrix-Lösungen für den digitalen Arbeitsplatz und moderne Netzwerke in der DACH-Region. Er verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der IT-Branche. Ebel war zuvor bei Lenovo, wo er seit 2005 in unterschiedlichen nationalen wie internationalen Management-Rollen tätig war.

Zuletzt bekleidete er dort die Rolle des Vice President and General Manager EMEA für die Lenovo Mobile Business Group und war Mitglied des globalen Führungsteams. Vor Lenovo arbeitete der Diplom-Wirtschaftsingenieur für IBM. Gegenüber ChannelPartner fasst er die aktuellen Produkt-Entwicklungen bei Citrix zusammen. Aussagen zur Channel-Strategie werden erst nach Abschluss der Übernahme von Citrix durch Investoren und der Zusammenführung mit Tibco möglich sein.

Channelpartner.de: Citrix stehen große Änderungen bevor - das Unternehmen wird privatisiert und soll zudem mit Tibco, einem Anbieter für Big Data und Softwareintegration, zusammengeführt werden. Wie stehen Sie zu diesen Entwicklungen und mit welchen Auswirkungen auf lokale Tochtergesellschaften, etwa in Deutschland, rechnen Sie?

Oliver Ebel: Solange der Prozess noch nicht abgeschlossen ist, kann ich natürlich noch nicht allzu viele Details nennen. Aber ich bin überzeugt, dass wir bei Citrix mit diesem Schritt ein spannendes neues Kapitel öffnen werden. Als privates Unternehmen werden wir flexibler und agiler als bisher handeln können und unsere SaaS-Transformation weiter beschleunigen, was am Ende unseren Kunden zugutekommen wird. Wir werden unser Portfolio ausbauen und unsere Kunden noch umfassender bei ihrer "Journey to the Cloud" unterstützen.

Dabei bieten wir ihnen selbstverständlich weiterhin den außergewöhnlichen Service, den sie kennen und erwarten. Daran wird sich nichts ändern. Aber wir werden schneller denn je in der Lage sein, Lösungen für ihre dringendsten geschäftlichen Herausforderungen zu liefern. Deshalb sehe ich die Privatisierung als äußerst positiven Schritt für Citrix und unsere Kunden.

Seit der Übernahmevereinbarung hat Citrix einige neue Lösungen vorgestellt. Was ist da das Ziel?

Ebel: Ungeachtet der aktuellen Hintergrundgeräusche arbeiten wir wie gewohnt daran, unsere Kunden mit unseren Produkten und Services zu unterstützen, diese kontinuierlich zu verbessern und neuen Herausforderungen zu begegnen. Dementsprechend haben wir kürzlich Citrix Secure Private Access vorgestellt, eine Cloud-basierte Lösung für Zero Trust Network Access.

Unternehmen können damit den Zugriff auf ihre Anwendungen und Daten schützen und das auf verwalteten, genauso wie auf nicht verwalteten und privaten Geräten der Mitarbeiter. Dafür können sie den Zugriff kontextabhängig, also auf Grundlage von Benutzerrisikoprofilen, Endnutzerrollen, Standorten und dem Gerätestatus gewähren oder einschränken. Dabei kommen Machine Learning und verhaltensbasierte Methoden zum Einsatz, um die Aktivitäten der Nutzer kontinuierlich zu analysieren und ihr Risiko zu bewerten. Bei Anomalien oder verdächtigem Verhalten wird dann der Zugriff auf kritische interne Ressourcen geblockt, um mögliche Schäden zu minimieren.

Also setzt auch Citrix jetzt voll auf Zero Trust?

Ebel: Sicherheit muss für Unternehmen höchste Priorität haben - die Gefahren gerade durch Cyberangriffe werden ja nicht weniger, sondern stetig mehr. Zuletzt waren neun von zehn Unternehmen Opfer eines solchen Angriffs geworden. Gleichzeitig stehen Unternehmen vor der Herausforderung, dass viele Mitarbeiter nicht mehr dauerhaft im Büro und damit nicht mehr in einer auf IT-Ebene sicheren, nach außen gut abgeschotteten Umgebung arbeiten wollen. Herkömmliche VPN-Lösungen reichen oft allerdings nicht mehr aus, um das benötigte Maß an Sicherheit in einer verteilt arbeitenden Belegschaft durchzusetzen.

Durch die Umsetzung von Zero-Trust-Maßnahmen können Unternehmen beides miteinander verbinden. Gerade die Zugriffsbeschränkung, wie wir sie mit Citrix Secure Private Access bieten, spielt dabei eine entscheidende Rolle und muss für alle Arten von Geräten - verwaltete, nicht verwaltete, Bring-your-own - sowie überall und jederzeit möglich sein. Durch diese Herangehensweise können Unternehmen ihren Mitarbeitern ermöglichen, genauso zu arbeiten, wie diese das möchten und brauchen, um ihre beste Leistung zu bringen, ohne bei der Sicherheit Kompromisse einzugehen.

Citrix hat auch sein Desktop-as-a-Service-Angebot angepasst. Was genau hat sich da geändert?

Ebel: Zum einen haben wir unsere langjährige Zusammenarbeit mit Microsoft weiter ausgebaut und bieten Citrix Desktops as Service jetzt auch auf dem Azure Marketplace an. Unternehmen können die Lösung dort mit wenigen Klicks erwerben und schnell sichere und leistungsstarke Workspaces für ihre Mitarbeiter einrichten - auf jedem Gerät und an jedem Standort, ob Windows- oder Linux- Desktops und Anwendungen.

Zusammen mit Microsoft stellen wir dabei ein einheitliche Nutzererfahrung sicher, bei der die Mitarbeiter nicht nur konsistenten Zugriff auf alle benötigten Ressourcen haben, sondern bei der auch Videos reibungslos streamen, Anrufe klar und deutlich sind und grafikintensive Anwendungen nahtlos gerendert werden. Gerade diese Faktoren sind heute wichtiger denn je für eine positive Mitarbeitererfahrung, denn wir wissen alle, wie nervig es ist, wenn Meetings ständig unterbrochen werden, weil bei jemandem das Video oder der Ton ruckelt.

Zum anderen bieten wir unsere DaaS-Lösung inzwischen in zwei Varianten an, die stärker auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Unternehmen zugeschnitten sind: nämlich in einer Hybrid-Cloud- sowie in einer Hyperscaler-spezifischen Bereitstellung. Erstere bietet maximale Flexibilität für die gemeinsame Verwaltung von On-Premises- und Cloud-Umgebungen, während letztere auf Einfachheit ausgelegt ist und eine schnelle Bereitstellung über Public Clouds ermöglicht.

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