Harter Konkurrenz fürs iPhone

Nokia N900 im Test

Yvonne Göpfert ist als freie Journalistin in München tätig.

Das neue Betriebssystem Maemo 5

Bislang laufen Nokia-Handys der N- und E-Serie sowie einige weitere Handymodelle unter dem Betriebssystem Symbian S60. Das System ist in die Jahre gekommen und wirkt inzwischen sehr unübersichtlich - hier liegt Nokia deutlich hinter dem iPhone zurück. Nun bringt Nokia mit dem Linux-Betriebssystem Maemo 5 frischen Wind auf seine Handys.

Alle Details zum Betriebssystem Maemo 5

Das Maemo 5 erinnert ein wenig an das Betriebssystem Android: Maemo 5 teilt sich in drei Zonen auf: Die Startzone bietet einen Panorama-Desktop, der sich über bis zu vier Bildschirme erstrecken kann. Darauf kann der Nutzer Widgets, Programmverknüpfungen und Browserlesezeichen deponieren. Die einzelnen Elemente lassen sich auf dem 3,5 Zoll-Display beliebig hin- und herschieben und schließlich ablegen, wie es auch auf einem Android-Smartphone möglich ist.

Die zweite Zone bezeichnet Nokia als Dashboard. Das Dashboard listet alle laufenden Programme in Echtzeit auf. Der Nutzer sieht ein briefmarkengroßes Icon, das den aktuellen Stand des Programms anzeigt - beim Browser beispielsweise die letzte geöffnete Webseite. Praktisch: Der Anwender kann Programme direkt vom Dashboard aus beenden. Als dritte Zone gibt es den Programmstarter. Er ist mit dem Menü-Knopf bei Symbian vergleichbar und ermöglicht den Zugriff auf alle Anwendungen.

Erstaunlicherweise arbeitet das Nokia N900 standardmäßig im Querformat. Nur in der Telefonfunktion schwenkt es ins Hochformat. Die Bedienoberfläche wirkt sehr aufgeräumt. Eine kurze Eingewöhnungszeit braucht der Anwender jedoch, um zu verstehen, wie man von einer Ebene in die andere gelangt. Um zum Desktop zu kommen, muss der Nutzer auf eine leere Stelle auf dem Display tippen. In die Programmansicht geht es über das Kästchen-Symbol oben links im Display.

Gut gefallen haben uns die Zusatzinformationen, die das Nokia N900 präsentiert, wenn man auf das Batterie-Icon, die Antenne oder andere Zeichen am oberen Displayrand drückt. Dann kann er den Akkustand, die Netzabdeckung oder sonstige Infos im Detail ablesen.

Das N900 unterstützt Multitasking, im Gegensatz zum iPhone. Damit bietet das Nokia N900 den Vorteil, dass wie beim Palm Pre mehrere Anwendungen gleichzeitig auf dem Handy werkeln können. Damit kann beispielsweise auch ein Chat laufen, während man parallel im Web surft. Das Multitasking funktioniert dank üppigem Speicher (256 Megabyte RAM, 768 Megabyte virtueller Speicher) ohne Probleme oder Abstürze. Als Prozessor hat Nokia einen OMAP-Chip von Texas Instruments mit ARM-Cortex-A8-Kern und 600 MHz Taktfrequenz verbaut. Der treibt auch iPhone, Palm Pre und das Motorola Milestone an. Kein Wunder also, dass das Arbeitstempo des Nokia N900 überzeugt. Die Bedienung des rezeptiven Touchscreen-Displays erfolgt übrigens per Fingerwisch oder mit dem seitlich untergebrachten Stylus. Damit lassen sich auch erfolgreich Fingertapser vermeiden, die die Fingerbedienung unvermeidlich verursacht. Hier kann das iPhone ebenfalls nicht mithalten. Dafür reagiert das Apple-Smartphone mit seinem kapazitivem Display bereits auf sanfteste Berürung. Das Nokia N900 braucht da etwas mehr Druck.

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