Nachteile werden unterschätzt

"Online-Bewerbung? Nie wieder"

21.05.2012

Anschreiben enthalten so manche "Stilblüte"

In Online-Bewerbungen hingegen entdeckt man manche Stilblüte. Maier amüsierte sich zum Beispiel köstlich über folgende Formulierung im Anschreiben einer Hotelfachfrau: "Ich freue mich auf den regen Kontakt mit Ihren Gästen." Eine Formulierung, mit der sich die Hotelfachfrau sofort aus dem Rennen um die Stelle katapultierte. Denn so Maiers Kommentar: "Bei uns schaut vielleicht alle zwei Wochen mal ein Kunde vorbei. Und wenn, dann verschwinde ich mit ihm sogleich im Besprechungszimmer." Nach Lektüre des erwähnten Satzes war Maier klar: Die Frau hat nur eine Bewerbung, die sie für ein Hotel schrieb, mit einer neuen Anrede versehen.

Was Maier auch unterschätzte, als er seine Mail-Adresse in der Anzeige angab, war die Mehrarbeit, die er sich damit aufhalste. So trafen in den Tagen nach deren Erscheinen immer wieder Mails mit folgendem Tenor bei ihm ein: "Können Sie mir, bevor ich mich bewerbe, nähere Infos über die Stelle geben?" Bei den ersten zwei, drei Mails dachte Maier: Toll, da interessiert sich jemand ernsthaft für den Job. Entsprechend viel Zeit nahm er sich fürs Beantworten. Doch irgendwann hatte er die Nase voll – weil er noch anderes zu tun hatte.

Dateien-Salat produziert Mehrarbeit

Auch in anderer Hinsicht machten die Online-Bewerbungen Maier mehr Arbeit als die schriftlichen. So erwies sich das Ausdrucken der Bewerbungen, die nicht bereits auf den ersten Blick durchs Raster fielen, um sie mit seinem Geschäftsführer-Kollegen zu sichten, als recht zeitaufwendig. Auch aus folgendem Grund: Bei den meisten Bewerbungen waren das Anschreiben, der Lebenslauf und die (Arbeits-)Zeugnisse als einzelne Dokumente angehängt – oft in verschiedenen Dateiformaten. Nur ganz wenige Bewerber hatten die Unterlagen in eine pdf-Datei gepackt, so dass Maier nur eine Datei öffnen musste und eine sortierte Bewerbungsmappe vor sich hatte.

Irgendwann entschied Maier: Die Bewerbungen, in deren Anhang sich "exotische Dateien" befinden, schaue ich nicht mehr an. "Denn es ist nicht mein Job, den Kram erst mal zu konvertieren und danach die ausgedruckten Seiten zu sortieren."

Dass sich Bewerber beim Erstellen ihrer Online-Bewerbungen oft wenig Mühe geben, bestätigt Alexander Walz, Geschäftsführer der Personalberatung Conciliat, Stuttgart. "Viele versenden ihre Bewerbungen im ‚Streuversand’, ohne sich vorab zu fragen: Habe ich bei der Stelle eine realistische Chance?" Viele Bewerber fragen sich auch zu wenig: Wie wirkt es auf den Empfänger, wenn an eine Bewerbung zahllose Dateien mit kryptischen Namen angehängt sind, bei denen man erst nach dem Öffnen sieht, was sich in ihnen verbirgt?

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