Die Luft aus den Paketen holen

Online-Versand ringt um Effizienz

13.02.2013

Das ökologische Gewissen beruhigen

Die Autobranche profitiert davon. Für Daimlers Lieferwagensparte Mercedes Benz Vans etwa ist die kleinteilige "City-Logistik" eine "Riesenchance". In Europa liege das Marktvolumen bei 700 000 Fahrzeugen. Allein Europas größter Autobauer VW verkaufte im vergangenen Jahr mehr als 200 000 seiner Lieferwagen T5 und Crafter. Die Nutzfahrzeugsparte verbuchte abermals einen Rekord.

Online-Kaufhäuser und Versender überlegen nun, wie sie die Abläufe verbessern können.
Online-Kaufhäuser und Versender überlegen nun, wie sie die Abläufe verbessern können.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht die Entwicklung mit Sorge - wegen der Ökobilanz. Denn nur weil mehr per Paket komme, ließen die Kunden ihr Auto nicht in der Garage. "Ich glaube nicht, dass die privaten Fahrten weniger geworden sind", meint Heidi Tischmann, Güterverkehrsspezialistin des Vereins, der sich den ökologischen Transport auf die Fahne geschrieben hat. "Bevor die Leute im Netz bestellen, fahren die Leute doch ins Geschäft und probieren aus."

Logistikprofessor ten Hompel verweist auch auf die Retouren. Die Hälfte der online bestellten Kleidung ließen die Kunden wieder zurückgehen - wofür wieder Motoren anspringen. Hinzu kommt, dass Paketzusteller viele Empfänger erst beim zweiten Versuch antreffen - oder gar nicht, so dass die Kunden ihr Paket von der Post holen.

Amazon hat die Möglichkeit eingeführt, Artikel auch für später zu bestellen.
Amazon hat die Möglichkeit eingeführt, Artikel auch für später zu bestellen.
Foto: Amazon

Das Fraunhofer-Institut empfiehlt Unternehmen, kleinere stadtnahe Verteilzentren einzurichten und dort gemeinsam Pakete zu packen - ein Beispiel: "Sie haben bei Amazon ein Schnitzel und ein Buch bestellt. In dem Verteilzentrum würden das Fleisch vom lokalen Metzger und das Buch aus dem großen überregionalen Verteilzentrum zusammengeführt."

Online-Kaufhäuser und Versender überlegen nun, wie sie die Abläufe verbessern. Die Otto-Versandtochter Hermes meldet nach einer Spezialistenanalyse stolz: pro Karton 1,5 Liter Luft eingespart. Zalando erhofft sich mehr Effizienz und Bündelungspotenziale von einem laufenden Projekt mit der Technischen Universität Berlin. Amazon hat die Möglichkeit eingeführt, Artikel auch für später zu bestellen - was der VCD begrüßt. Denn ein Ende der "Sofortness" sei nötig, sagt Tischmann. "Wir brauchen auch ein Umdenken der Kunden." (dpa/rw)

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