Das neue Verkaufen (Teil 5)

Oxytocin – das Kuschelhormon im Verkaufsprozess

02.02.2011

Oxytocin verleiht Sozialkontakten ein gutes Gefühl

Früher galt Oxytocin als Schwangerschaftshormon, das die Wehen einleitet und für eine enge Mutter-Kind-Bindung sorgt. Heute wissen wir: Oxytocin kann sehr viel mehr. Es fungiert als Vermittler und verbindet Sozialkontakte mit einem guten Gefühl. Unter seinem Einfluss wird das Angstzentrum herunter gefahren. Vor allem aber sorgt es dafür, dass lohnendes Verhalten wiederholenswert erscheint.

"Ohne Oxytocin könnten soziale Spezies nicht überleben", betont der Psychologe Markus Heinrichs, der an der Züricher Universität zu diesem Thema forschte und jetzt an der Universität Freiburg lehrt. Im Rahmen seiner Studien kam zutage, dass Paare unter der Gabe von Oxytocin weniger stritten und der für Stressreaktionen zuständige Cortisol-Spiegel niedriger war. Oxytocin fördert wohl auch, wie andere Studien nahelegen, das Sozialverhalten von Autisten.

Mit der hormonähnlichen Substanz vorbehandelte Männer konnten sich im Rahmen eines pharmakologischen Experiments leichter in die emotionale Lage anderer hineinversetzen. Außerdem erzielten sie schnellere Lernerfolge als unter normalen Umständen. Auf diesen Zusammenhang stießen Forscher der Universität Bonn und des Babraham-Instituts Cambridge. Oxytocin kann übrigens als Nasenspray verabreicht werden. Als ‚Liquid Trust‘ ist es zu kaufen. Es funktioniert, so Heinrichs, aber nicht, wenn es im Raum zerstäubt wird.

Oxytocin fördert (Kunden-)Treue

Ob Oxytocin auch die Treue beim Menschen fördert? Zumindest bei Präriewühlmäusen wurde diese These bestätigt. Sie haben, im Gegensatz zu ihren treulosen Vettern aus dem Gebirge, den Bergwühlmäusen, eine hohe Anzahl an Rezeptoren, an denen Oxytocin andocken kann. Wurde ihnen dieses injiziert, so entwickelten sie ein hohes Bindeverhalten.

"Bewusst oder unbewusst tendieren wir dazu, unser Verhalten so zu organisieren, dass es in uns zu einer Ausschüttung dieser Substanz kommen möge", so der Neurobiologe Joachim Bauer, und weiter: "Personen, die durch ihre Zuwendung, durch ihre Anerkennung oder Liebe unsere Oxytocin-Produktion stimuliert haben, werden zusammen mit der Erinnerung an die mit ihnen erlebten guten Gefühle in den Emotionszentren unseres Gehirns abgespeichert."

Deshalb freuen wir uns, wenn wir gute Freunde und angenehme Kunden sehen - und diese freuen sich auf uns. Deshalb gehen wir auch für favorisierte Anbieter und unsere Lieblingsmarken durchs Feuer. Und den ungeliebten laufen wir davon.

Zur Startseite