Sicheres Bezahlen im Netz - Utopie oder bereits Realität?

16.12.1999
STARNBERG: Ob für Informationen, um den Kontostand abzufragen oder um E-Mails zu schicken - das Internet wird weltweit für Händler, Banken und Behörden zum Kundenkontaktmedium Nummer eins. Wie rasch sich allerdings das Internet zum digitalen Marktplatz entwickelt, hängt entscheidend von den Bezahlmöglichkeiten ab, glaubt Werner Gutmann*.

Der Kunde von morgen, da sind sich die Fachleute einig, wird für seine täglichen Besorgungen über das Internet den PC, das Handy oder andere Endgeräte nutzen. Die Bezahlung muß dabei nicht nur kundenfreundlich gestaltet, sondern auch absolut sicher sein.

Obwohl die technischen Voraussetzungen bereits seit einiger Zeit gegeben sind, ist die Zahl der Internet-Nutzer, die online bezahlen, noch verhältnismäßig niedrig. Laut Statistiken nutzen bislang nur 30 Prozent der insgesamt knapp zehn Millionen deutschen Internet-User die Möglichkeit, Waren am eigenen PC auszusuchen, zu bestellen und auch zu bezahlen.

ANGST VOR MISSBRAUCH

Gründe für das Zögern sind Mißtrauen gegenüber der Sicherheit vorhandener Bezahlsysteme, rechtliche Vorschriften und Medienbrüche. So haben laut Analysen von Marktforschungsunternehmen 70 Prozent der privaten Onlinenutzer ein unsicheres Gefühl, wenn sie die Ziffern sowie die Gültigkeitsdauer ihrer Kreditkarte in ihren PC tippen. Sie haben Angst vor Datenmißbrauch, vor dem Einzug von Falsch- und Mehrfachbeträgen. Händler wiederum scheuen die teueren Transaktionskosten.

Angst vor Kreditkartenmißbrauch hemmt nicht nur die privaten Onlinekäufer, sondern beinträchtigt auch den Onlinehändler. Er weiß bei der Auslieferung der Daten nicht exakt, ob der Einkäufer auch tatsächlich der Besteller ist.

Sicherer wird der Einsatz der Kreditkarte durch das teilweise bereits eingesetzte SET-Verfahren. Bei SET sieht der Händler nicht mehr wie bisher die Kreditkartennummer und Gültigkeitsfrist, sondern er erhält automatisch von der Bank des Anwenders die Zahlungsgarantie. Möglich ist dies, wenn der Anwender der Kreditkarte sich bei seiner Bank authentifiziert und dafür ein SET-Zertifikat erhält. Vorteile dieses Verfahrens finden sich damit sowohl auf der Seite des Endkunden als auch beim Händler. Da die Ziffern der Karte nicht lesbar sind, ist eine Mehrfachbelastung des Kundenkontos nicht möglich. Für den Händler bedeutet die "Bankbürgschaft" den garantierten Erhalt der Zahlung. Gegen SET spricht, daß das Zertifikat und damit die Garantie der Bank nur aktiviert werden kann, wenn der Kunde von seinem eigenen Rechner aus bezahlt. Wird ein anderer PC eingesetzt, entspricht die SET-Technologie dem üblichen Kreditkartenverfahren und allen damit verknüpften Sicherheitsrisiken.

Onlinehändler, die auf die Bezahlung mit Kreditkarte verzichten, haben vor allem Probleme mit umsatzhemmenden Medienbrüchen im Netz. Das heißt: Nachdem der Kunde im Netz sucht und bestellt, muß er zur Bezahlung aus dem Netz heraus. Die Ware wird per Nachnahme, klassisch auf Rechnung, als Vorauszahlung oder per Überweisung bezahlt. Ähnliches gilt auch, wenn der Kunde ein onlinefähiges Konto führt. Denn dieses kann er in der Regel nur nutzen, wenn er eine private Homebanking-Software aufruft und von dieser aus die Online-Überweisung tätigt. Vorteil dieses Verfahrens ist allerdings, daß aufgrund der eingesetzten PIN- und TAN-Nummern die Sicherheit für den Privatnutzer maximal ist.

MEDIENBRUCH VERHINDERN

Risiken birgt auch das inzwischen häufiger eingesetzte Online-Lastschriftverfahren. Doch da die Lastschrift bis sechs Wochen nach dem Einreichen zurückgezogen werden kann, bietet das Verfahren die Möglichkeit, Zahlungen zu stornieren. Die Statistiken der Banken zeigen, daß weniger als ein Prozent aller Lastschriftanweisungen revidiert werden. Online-Lastschriftverfahren werden beispielsweise von der Telesoft GmbH, Starnberg, der Brokat AG, Stuttgart, der Data Design AG, München, der Netlife GmbH, Hamburg und der Fun GmbH in Karlsruhe angeboten.

Mit Online-Lastschriftverfahren lassen sich Medienbrüche verhindern. Der gesamte Einkaufsprozeß erfolgt ausschließlich am PC.

Auch beim Thema Sicherheit sind Online-Lastschriftverfahren auf dem aktuellen Stand der Technik. Unmittelbar nachdem der Kunde das Online-Lastschriftformular ausgefüllt und abgeschickt hat, laufen zum Beispiel im Falle der Telesoft-Software die Daten auf den Vipsign-Clearingserver, der die eingetragene Bankleitzahl und die Kontonummer auf Existenz und Plausibilität überprüft.

Ein zusätzlicher Sicherheitsgewinn des Online-Lastschriftverfahrens ergibt sich, wenn diese mit Hilfe einer persönlichen Signatur digital unterschrieben werden kann. Da die Karten von einem Trust-Center nur ausgegeben wird, wenn der Nutzer zuvor seine persönlichen Daten hinterlegt hat, ist die Identifizierung des Absenders eines Dokumentes jederzeit und rechtsverbindlich möglich. Hinzu kommt, daß sich auf der Karte keinerlei kopierbare Aufdrucke befinden und diese zudem erst nach Eingabe einer mehrstelligen PIN-Nummer aktiviert werden kann.

*Werner Gutmann ist Vertriebsleiter der Telesoft GmbH in Starnberg.

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