Innovation fördern statt Status quo verwalten

So lernen Sie "querdenken"

24.11.2009

Schritt 2: Kleine Einsteins gesucht - das kreative Kapital in den Köpfen der Mitarbeiter erschließen

Die Aufforderung klang verlockend: "Kluge Köpfe gesucht." Mit diesen Worten schrieb ein DSL-Anbieter aus Norddeutschland 1.300 Mitarbeiter an. Und lud sie zu einem Experiment ein. Sie sollten einen Thinktank bilden und Produkte von morgen vordenken. Zuvor mussten die Mitarbeiter jedoch eine kleine Hürde überwinden: ein einseitiges Bewerbungsschreiben und zwei Seiten mit ersten Ideen. Ein Motivationstest. Denn es sollten nur Mitarbeiter im Team sein, die zu einhundert Prozent motiviert sind. Es wurden 30 von 1.300. Ein bunt gemischter Haufen aus allen Unternehmensbereichen.

"Warum sind Sie gekommen?", fragt der Moderator des Thinktanks beim ersten Treffen die Teilnehmer. Die Antworten: "Weil ich ein Apple-Fan bin und früher einmal beim Regionalfernsehen aktiv war." "Weil ich gerade mein Haus für das Fernsehen der Zukunft eingerichtet habe und endlich gute Angebote haben will." "Weil ich gerne kreativ bin und mich normalerweise nach Feierabend in einem offenen Entwicklerforum für Open-Source-Software betätige." Erstaunen beim Management. Das, was die Mitarbeiter dazu befähigte und motivierte, neue Ideen zu entwickeln, stand in keiner Personalakte: ihre Begeisterung für neue interaktive Videoinhalte.

Für welche Themen begeistern sich Ihre Mitarbeiter? Worüber denken sie nach, wenn sie auf dem Weg nach Hause sind? Welche Erfahrungen und welches Wissen stecken in ihren Köpfen? Welch großartige Ideen könnte Ihr Unternehmen entwickeln, wenn Sie dieses Wissen identifizieren und nutzen würden? Das kreative Kapital eines Unternehmens findet sich nicht in den offiziellen Stellenbeschreibungen der Mitarbeiter.

Teresa Amabile von der Harvard Universität hat ein Modell entwickelt, das nicht nur den Wert des verborgenen Wissens zeigt, sondern auch erläutert wie Kreativität entsteht. Kreativität erfordert zum einen kreative Denktechniken, die dazu dienen, das in den Köpfen vorhandene Wissen neu zu vernetzen. Doch das alleine genügt nicht. Denn wo kein Wissen ist, lässt sich auch nichts vernetzen. Wissen ist also die zweite Komponente - jedoch nicht irgendein (Fach-)Wissen, sondern Wissen aus den verschiedensten Bereichen. Die dritte Komponente ist Motivation: Ein Team von hoch motivierten Mitarbeitern erreicht mehr als jedes pflichtgemäß durchgeführte Innovationsprogramm.

Schritt 3: Schwarze Löcher stopfen - das noch fehlende Know-how identifizieren

Sie haben magische Visionen entwickelt, Sie haben das kreative Potenzial Ihrer Mitarbeiter erschlossen - und trotzdem kommt der Punkt, an dem es nicht weiter geht und die Fachleute in Ihrem Unternehmen sagen: "Das geht nicht." Wirklich nicht? Ein Maschinenbauer aus Süddeutschland erlebte den kreativen Super-GAU. Drei Jahre lang hatten die Ingenieure des Unternehmens versucht, eine deutlich preiswertere Variante einer Maschine herzustellen. Die Ingenieure kamen zum Ergebnis: "technisch nicht machbar." Daraufhin erteilte das Management einer externen Firma denselben Auftrag. Drei Monate später war das Gerät marktreif. Wie konnte es dazu kommen? Das Management hatte die Problematik der schwarzen Löcher im Know-how des Unternehmens unterschätzt.

Die beteiligten Ingenieure dachten, dass sie alles wüssten, was zum Entwickeln des Gerätes notwendig sei. Dummerweise übersahen sie jedoch, dass sie nicht wussten, was sie nicht wussten. Also konnten sie auch nicht bemerken, was sie hätten wissen müssen, um die Innovation voranzubringen.

Solche schwarzen Löcher im Know-how eines Teams, einer Abteilung und eines Unternehmens verhindern täglich neue Ideen - ohne dass es jemand merkt. Schwarze Löcher fallen nicht auf. Stattdessen sind die Experten gemeinsam der Überzeugung: "Das geht nicht."

Zur Startseite