Souveräner Umgang mit Widerstand in der Kommunikation

05.07.2006

Ganz fatal wäre es hier, persönliche Angriffe zu starten und das Gegenüber diffamieren zu wollen, indem man unlautere Absichten des Widerstands oder Prinzipienreiterei unterstellt oder gar persönliche Unzulänglichkeiten hervorkehrt. Doch das haben Menschen mit persönlicher Souveränität erstens nicht nötig, und zweitens liegt es auch gar nicht in ihrem Interesse. Sie interessieren sich vielmehr für die wirklichen Belange des Gegenübers und die Unstimmigkeiten, die zum Widerstand geführt haben. Sie versuchen, die Perspektive des Gesprächspartners einzunehmen, um zu erfahren, welche Informationen oder Erklärungen möglicherweise noch nicht ausreichend vermittelt worden sind, um ihn überzeugen zu können. Mit Empathie und ernsthaftem Interesse sollte es gelingen, in Erfahrung zu bringen, was die Gründe für die gegensätzlichen Auffassungen in der Sache sind und ob sie sich klären lassen. Solches Vorgehen ist einerseits sehr konstruktiv und Erfolg versprechend und signalisiert andererseits, dass Sie Ihr Gegenüber - und damit auch seine Selbstbestimmung - wirklich respektieren. Gleichzeitig zeigen souveräne Menschen damit aber auch, dass sie sich von Widerstand nicht gleich aus der Bahn werfen lassen und ihr Vorhaben leichtfertig aufgeben, sondern im Gegenteil beharrlich daran arbeiten, die Sache durchzusetzen. Alles andere wäre auch ein schlechtes Zeugnis für die eigenen Absichten und letztlich auch für die persönliche Glaubwürdigkeit. Wenn schon ein bisschen Gegenwind zum Rückzug zwingt, können die eigentlichen Ziele wohl nicht so wichtig und die eigenen Überzeugungen nicht so sicher gewesen sein. Wer hingegen echten Zielen und Überzeugungen folgt, dem wird es nicht schwer fallen, an ihrer Durchsetzung auch gegen Widerstände festzuhalten.

Zu beachten ist dabei allerdings auch: Beharrlichkeit und Entschlossenheit sind etwas anderes als Verbissenheit. Jede Auseinandersetzung kann an den Punkt gelangen, an dem Verständigung und Einigung nicht mehr möglich sind. Gerade wenn die Emotionen sehr hoch kochen, bleibt die Sachlichkeit beinahe zwangsläufig auf der Strecke. Und zu einem souveränen Umgang mit Widerständen gehört es auch, diesen Punkt zu erkennen und dann die Auseinandersetzung zu beenden. Wer sich stattdessen verbissen daran festklammert, den Widerstand zu durchbrechen, hat meist die sachliche Ebene bereits selbst verlassen und kämpft eigentlich nur noch um seinen persönlichen Sieg und nicht mehr um den eigentlichen Sachverhalt. Wird dann eine Anweisung oder ein Ergebnis gegen den anhaltenden Widerstand des Gesprächspartners auf Biegen und Brechen durchgesetzt, entsteht eine Sieger-Verlierer-Konstellation, die der Beziehungsebene zwischen den Beteiligten schweren Schaden zufügt. So sind die langfristigen Auswirkungen eines solchen Sieges mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr negativ zu bewerten. Es ist demnach unverzichtbar, das richtige Maß zu finden zwischen Entschlossenheit und Unnachgiebigkeit, um Widerständen angemessen zu begegnen. Und eine souveräne Persönlichkeit, die entsprechend ihren Überzeugungen agiert, über Einfühlungsvermögen verfügt und ihren Mitmenschen mit Respekt und echtem Interesse begegnet, ist mit den besten Voraussetzungen ausgestattet, um Widerstände konstruktiv zu handhaben. (mf)

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