Mitglieder gegen DSAG-Vorstand

Streit in der SAP-Anwender-Vereinigung

10.11.2010

DSAG wiegelt eigene Mitglieder gegen sich auf

Regelmäßig führt die Vereinsleitung Befragungen durch, um die Trends und die Stimmung in der SAP-Community zu erfassen. Offiziell wird immer der Eindruck vermittelt, dass die Ergebnisse nur für die interne Vereinsarbeit und Vorbereitung von Veranstaltungen und Arbeitskreissitzungen verwendet werden. Bereits vor Jahren konnte das E-3 Magazin beobachten, dass Ergebnisse von internen Umfragen der SAP frei Haus geliefert wurden. "Damit positioniert sich die DSAG nicht nur gegen Marktforscher und Analysten, sondern verrät gleichzeitig die eigene Basis", so Färbinger, Vorstandsvorsitzender der B4Bedia.net AG.

Derzeit zählt die deutschsprachige SAP-Anwender-Gruppe DSAG 33.302 Mitglieder
Derzeit zählt die deutschsprachige SAP-Anwender-Gruppe DSAG 33.302 Mitglieder
Foto: Ronald Wiltscheck

Offensichtlich ist man sich dieses unrechtmäßigen Vorgehens bewusst. Anlässlich der Vereinshauptversammlung in Nürnberg versuchte man, das Vorgehen offiziell durch die Mitglieder genehmigen zu lassen. Es kam während der Vollversammlung zum Eklat. Die Mitglieder verwehrten dem Vorstand die Gefolgschaft und einige kündigten Konsequenzen an. Letztendlich geht es um das Intellectual Property der Vereinsmitglieder. In der Vereinssitzung wurden auch Stimmen laut, dass es bei einer Weitergabe der Arbeitsergebnisse einigen Unternehmen aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich wäre, DSAG-Mitglied zu bleiben.

DSAG-Mitglieder machtlos

Die Diskussion über das Thema Intellectual Property gab es in der Community bereits vor zwei Jahren, als SAP im Rahmen des Enterprise Supports von den Bestandskunden eine Offenlegung sämtlicher ERP-Geschäftsprozesse verlangte. Bereits damals reagierten die Betroffenen sehr besorgt. Nun versucht es SAP offensichtlich über den DSAG-Vorstand, um an intime Informationen der eigenen Bestandskundenschaft zu gelangen. Welchen Vorteil sich der DSAG-Vorstand von diesem Vorgehen erhofft, konnte in der Vollversammlung nicht geklärt werden.

Vorerst läuft die Diskussion auf einer juristischen Ebene: Braucht der Vorstand überhaupt die Zustimmung der Vereinsmitglieder, um interne Informationen an Dritte weiterzugeben? Moralisch scheint sich der DSAG-Vorstand an die Unmutsäußerungen seiner Basis gebunden zu fühlen, in der Praxis wird der freie Informationsfluss zwischen den SAP- und DSAG-Vorständen, wie in der Vergangenheit auch, ungehindert fließen. Färbingers trauriges Resümee: "Das berechtigte Aufbegehren der Vereinsbasis bei der Vollversammlung in Nürnberg wird wohl ein Sturm im Wasserglas bleiben." (rw)

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