"Buy American"

Stürzt Trump die Welt in einen "Handelskrieg"?

23.01.2017

Wo liegt das Problem?

Seit Anfang der 90er Jahre hat vor allem das Defizit im Handel mit Konsumgütern - von Kleidung über Spielzeug bis zu TV-Geräten - massiv zugenommen. Ökonomen erklären das damit, dass derartige Güter nicht mehr wettbewerbsfähig herzustellen waren. Mit der Integration von China, Indien und Co. in die Weltwirtschaft wurden denn auch viele arbeitsintensive Produktionsprozesse ins Ausland verlagert. "Die Probleme im Autohandel gelten zudem als "Made in Detroit". Verfehlte Modellpolitik und Qualitätsmängel hätten die Käufer in die Arme ausländischer Anbieter getrieben, wird argumentiert.

Zudem leben die USA als Importweltmeister seit Jahren ökonomisch über ihren Verhältnissen. Anders als bei Produkten "Made in Germany" reichen die Ausfuhren aus Kalifornien, Texas, Michigan und Co. bei weitem nicht aus, den noch viel größeren Strom an Einfuhren auszugleichen. Neben den Nachbarn Mexiko und Kanada ist China einer der wichtigsten Handelspartner. Vor allem Unterhaltungs- und Haushaltselektronik kommt in Unmengen aus Asien. China allein steht für einen guten Teil des US-Handelsbilanzdefizits gerade. Ein Grund, warum die USA seit Jahren mit Peking im Clinch liegen. Der Vorwurf: China halte seine Währung künstlich billig und fördere damit seine Ausfuhren über Gebühr.

Dann klingt es doch nach einem guten Rezept, Importe zu beschneiden?

Nur auf den ersten Blick. Der US-chinesische Wirtschaftsrat USCBC argumentiert im Gegenteil, dass die Handelsbeziehungen mit China aktuell 2,6 Millionen Jobs in den USA sicherten - einschließlich der Arbeitsplätze, die chinesische Firmen in Amerika geschaffen hätten. USCBC nennt als Beispiele den Hausgerätehersteller Haier, der Anfang 2016 die Hausgerätesparte des US-Riesen General Electric kaufte, oder den Autozuliefer Wanxiang, die beide für jeweils mehr als 10 000 Arbeitsplätze stünden.

Was sagen Ökonomen zum Nutzen von Einfuhrhemmnissen?

Die Idee, die heimische Wirtschaft über Importzölle zu schützen, zählt für die Ökonomen der Bertelsmann-Stiftung zu den "Makro-Mythen" der Volkswirtschaft. Sie schienen nur ein geeignetes Mittel, um die Wirtschaft im eigenen Land zu verbessern. "Tatsächlich aber schwächt diese Einschränkung des internationalen Handels Wachstum und Beschäftigung in allen Volkswirtschaften, die von diesen Handelseinschränkungen betroffen sind."

Was würde geschehen?

Zum einen würden etliche importierte Waren teurer. US-Kunden müssten also bei Toys"R"Us möglicherweise viel mehr Geld für Spielzeug "Made in China" zahlen - oder fänden nur noch teurere Produkte aus heimischer Fertigung vor. Außerdem müsste mit Vergeltung gerechnet werden, was die Exportchancen eigener Produkte einschränkt. Langfristig droht indes noch ein viel größeres Problem: Lasse der Druck durch ausländische Firmen nach, sinke auch der Zwang, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den ausländischen Konkurrenten zu verbessern, so Bertelsmann-Autor Thieß Petersen.

Müssen sich die Deutschen Sorgen machen?

"Wenn die US-Wirtschaft hustet, bekommen Europa und Deutschland eine Lungenentzündung" - diese Faustformel galt über Jahrzehnte. Mittlerweile hat die direkte Bedeutung der US-Wirtschaft aber abgenommen. In den sechziger und siebziger Jahren gingen noch bis zu 14 Prozent der deutschen Ausfuhren in die USA. Der Anteil hat sich inzwischen glatt halbiert. Als Abnehmer viel wichtiger ist unser europäischer Nachbar Frankreich. Am stärksten nach vorn kam in den vergangenen Jahren China. Für einzelne Branchen könnten Handelshindernisse indes schon empfindlich sein, zum Beispiel für den Maschinenbau. Die USA sind der größte Einzelmarkt für den Export von Maschinen "Made in Germany". Deshalb warnte der Branchenverband VDMA auch schon: "Präsident Trump spielt mit dem Feuer." (Thomas Kaufner, dpa/ib)

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