Test: AMD Quartet - Opteron 844 als Server

11.12.2003
Mit dem 4-Wege-Opteron-System Quartet präsentiert AMD nicht nur einen robusten Rackserver für den Alltagseinsatz. Gleichzeitig demonstriert der Quartet auch die exzellente Skalierbarkeit von AMDs 64-Bit-Plattform. Von Jörg Luther

Zwar gab AMD bereits im Juni die Verfügbarkeit der Opteron-800-Series - also seiner 8-Wege-fähigen 64-Bit-CPUs - , entsprechende Systeme ließen bislang aber auf sich warten. Dies ist umso bedauerlicher, als sich 2-Wege-Server im Pizzabox-Format wie der Newisys 2100 Kephri (Webcode: a1163) zwar hervorragend für Clustering- und Load-Balancing-Lösungen eignen, für den harten Arbeitsalltag als Workgroup- oder Departmental-Lastesel aber unter Umständen zu wenig Substanz mitbringen.

Mit einem auf den schlichten Namen "Quartet" hörenden 4-Wege-System zeigt AMD jedoch dieser Tage, wie ein für den klassischen Unternehmenseinsatz aussehendes Opteron-System aussehen kann. Der Quartet präsentiert sich Server-typisch in einem robusten Edelstahl-Gehäuse im klassischen 19-Zoll/4-HE-Format. Neben den vier Prozessoren des Typs Opteron 844 mit 1,8 GHz Taktfrequenz finden darin auch bis zu vier Platten und maximal sechs Erweiterungskarten voller Baulänge Platz. Bei den dazugehörigen Steckplätzen handelt es sich um drei PCI-X-66-MHz/64-Bit-Slots, zwei Hot-Plug-fähige PCI-X-Slots in 133-MHz/64-Bit-Ausführung sowie einen Legacy-Steckplatz für 33-MHz/32-Bit-Karten. Unser Testsystem bringt in den 16 zur Verfügung stehenden Memory-Slots 8 GByte Registered DDR-333-SDRAM mit. Für die Ansteuerung der Festplatten verfügt der Quartet über einen onboard integrierten Ultra320-SCSI-RAID-Controller (LSI 53C1030) mit zwei Kanälen. Die Backplane für die vier in Shuttles gelagerten Platten steuert ein SAF-TE-fähiger Enclosure Management Controller von Qlogic (SDR GEM318P. Wer es schlichter mag oder eine klassische Konfiguration mit getrennter Boot-Platte aufsetzen will, findet aber auch einen UDMA-133-EIDE-Port auf dem Board.

Innenleben

Das 66 Zentimeter tiefe und damit in die meisten Racks problemlos integrierbare Metallgehäuse hat AMD in zwei separate Compartments unterteilt. Sie werden jeweils durch ein von oben leicht zugängliches, mit Schnappern fixiertes Abdeckblech verschlossen. Komponentenwechsel oder das Nachrüsten von Steckkarten lassen sich so in wenigen Sekunden erledigen.

Ein schmales Abteil auf der linken Gehäuseseite nimmt die in Shuttles gelagerten Festplatten - in unserem Fall vier Seagate Cheetah 15K.3 (je 36,7 GByte, 15.000 U/min) und die dazugehörige Backplane auf. Zwei hinter der Backplane residierende Lüfter stellen die Kühlung der Platten sowie der im Anschluss an den Storage-Bereich untergebrachten PCI/PCI-X-Erweiterungskarten sicher.

Im großzügigen rechten Compartment residiert die Systemplatine mit den vier Opteron-CPUs sowie den zahlreichen Onboard-Komponenten. Vier Lüfter - zwei im Saugbetrieb an der Vorderseite, zwei im Blasbetrieb an der Rückwand - sorgen für großzügige Durchströmung des Gehäuses mit Kühlluft. Vier weitere Ventilatoren beatmen darüber hinaus nach demselben Prinzip die in Zweiergruppen platzierten Prozessoren direkt. Trotz der zahlreichen Luftschaufler - insgesamt zählen wir neun - hält sich das Betriebsgeräusch des Rechners in Grenzen.

Bedienungselemente

Auch außen am AMD Quartet gibt es einiges zu sehen - speziell an seiner Vorderseite. Linkerhand findet sich der Storage-Bereich mit den vier 3,5-Zoll-Diskshuttles sowie einem kombinierten Floppy/CD-ROM-Laufwerk im Slimline-Format. Rechts daneben residieren zugangsfreundlich die Anschlüsse für Maus und Tastatur sowie den Monitor.

Für externe Plug-and-Play-Komponenten bietet der Quartet hier zudem auch ein USB-1.1-Interface an. Im rechterhand platzierten Bedien- und Kontrollbereich finden sich versenkte Power- und Reset-Taster sowie fünf LEDs. Sie signalisieren den Betriebszustand der Stromversorgung, der Festplatten sowie der zwei Gigabit-Ethernet-Interfaces des Quartet. Bei der fünften Diode handelt es sich um eine Fault-Anzeige.

Falls diese aufleuchtet, ist vermutlich eines der beiden auf der Gehäuserückseite untergebrachten, redundanten Netzteile ausgefallen. Es kann dann im laufenden Betrieb gewechselt werden. Außer den beiden Stromversorgungen gibt es auf der Rückseite des Quartet nicht viel zu sehen. An Anschlüssen stehen der externe Kanal des Ultra320-SCSI-Controllers, eine RS232-Schnittstelle sowie vier RJ45-Ports parat. Bei zweien davon handelt es sich um die beiden Gigabit-Netzwerk-Interfaces des Quartet, dazu kommt ein weiterer 10/100-Mbit-NIC-Port. Die vierte Netzwerkbuchse soll einmal das im Moment noch nicht implementierte Management-Interface versorgen.

Testumgebung

Als Betriebssystem dient uns bei unseren Tests United Linux 1.0 in der AMD64-Variante. Als Benchmarks verwenden wir eine Reihe von quelloffenen Testsuiten, mit denen sich die Performance unter mittleren bis hohen Systemlasten prüfen lässt.

Eine portierte Variante des bekannten Byte-Benchmarks stellt unixbench dar, aus dessen Fundus wir sechs multiprozessorfähige Tests auswählen. Aus dem Werkzeugkasten der Samba-Entwickler stammt dbench, das unter Verwendung gescripteter Netzwerkdaten den Zugriff hoher Client-Zahlen auf das Filesystem simuliert. Zur Ermittlung einiger grundlegender Bandbreitendaten setzen wir den lmbench ein. Für die Messung von Lastdaten im Multiuser-Betrieb dient die Suite VII aus den AIM-Benchmarks von SCO.

Alle Benchmarks kompilieren wir auf dem Quartet, was speziell bei den AIM-Benchmarks etwas Nacharbeit am Code erfordert, um einen fehlerfreien Ablauf zu garantieren. Des Weiteren entfernen wir aus den Suites Harddisk-spezifische Benchmarks, um die Ergebnisse besser mit jenen des nicht ganz identisch ausgestatteten Newisys 2100 vergleichen zu können. Vor jedem Testlauf starten wir die Rechner neu, um Speicher und Filesystem von etwaigen Überbleibseln des vorherigen Benchmarks zu säubern.

AIM Suite VII

Als Benchmark für die Verarbeitung hoher Prozesslasten - eine natürliche Domäne jedes Servers - dient uns die AIM Suite VII von SCO. Sie arbeitet eine gemischte Arbeitslast von rund 60 Tests aus den Bereichen Arithmetik, I/O, Prozessgenerierung und Filesystem-Handling ab. Dabei misst sie die Anzahl der verarbeiteten Aufgaben pro Minute. Die festplattenspezifischen Tests der Suite haben wir dabei ausgeklammert, um die unterschiedliche Laufwerksausstattung der beiden Opteron-Systeme zu kompensieren.

"Was die Skalierbarkeit angeht, sollte der Quartet relativ gut performen", so hatte AMD-Pressesprecher Jan Gütter uns den 4-Wege-Opteron unbescheiden angekündigt. Und dabei keineswegs zu viel versprochen, wie die Ergebnisse der AIM Suite VII zeigen.

Von Overhead-Effekten beim Einsatz der vier Prozessoren gegenüber den zwei im Vergleichssystem Newisys 2100 ist beim AMD Quartet nichts zu spüren. Der Quartet verarbeitete die gestellten Aufgaben tatsächlich doppelt so schnell wie der 2-Wege-Server. Während der Dual-Opteron-Rechner zudem ab etwa 250 parallelen Tasks nicht mehr an Geschwindigkeit zulegte, wies die Messkurve des Quartet an derselben Stelle immer noch nach oben.

Unixbench

Trotz der guten Skalierung bei hohen Arbeitslasten treten aber in gewissen Bereichen durch die Verdoppelung der Prozessorenanzahl Overhead-Effekte auf. Sie zeigen sich umso deutlicher, je weniger man dem System zwischen den Kontextwechseln zu arbeiten gibt.

Bei willkürlichen Kontextwechseln, dem Aufruf einzelner Shells oder wenig parallelisierbaren Aufgaben wie Kompiler-Läufen schneidet der 4-Wege-Opteron nur wenig besser oder sogar minimal schlechter ab als der Dualprozessor-Rechner. Mit steigender Arbeitslast (mehrere parallele Shells) kann der Quartet dann seine Vorteile zunehmend ausspielen.

Dbench

Aus der Feder des Samba-Entwicklers Andrew Tridgell stammt die dbench-Testsuite. Das Samba-Team benutzt sie, um das Lastverhalten des Filesystems im Allgemeinen sowie des Samba-Servers im Speziellen zu untersuchen. Für unseren Test lassen wir die Samba-spezifischen Teile der Suite außer Acht und verwenden lediglich dbench selbst. Mit gescripteten Anfragedaten aus einem echten netbench-Testlauf simuliert er den Zugriff vieler Clients auf das I/O-System. So kann man das Filesystem unter hohe Lasten setzen, ohne dazu Hunderte von Clients zu installieren.

Die Messwerte sind hier nicht direkt vergleichbar, da der Newisys lediglich mit 2 GByte Hauptspeicher bestückt war, während der Quartet mit 8 GByte operieren kann. Wesentlich interessanter als die numerischen Werte ist hier ohnehin der Verlauf der Leistungskurve: Beim Dualprozessorsystem war relativ früh der Sättigungspunkt erreicht. Der Quartet dagegen kann bis zu 200 simulierte parallele User bedienen, bevor die Leistungskurve langsam abzuflachen beginnt.

Fazit

Nachdem der Opteron bereits im 2-Wege-System Newisys 2100 seine Konkurrenzfähigkeit zu aktuellen Intel-Xeon-Produkten unter Beweis gestellt hat, demonstriert AMD jetzt mit dem Quartet-Server eindrucksvoll die exzellente Skalierbarkeit seiner 64-Bit-Plattform. Gleichzeitig zeigt das System auf, dass robuste und performante Server-Systeme für den Arbeitsgruppen- und Abteilungseinsatz nicht zwangsläufig ausschließlich Intels Domäne sein müssen. Es bleibt zu hoffen, dass in näherer Zukunft auch zunehmend OEMs und Distributoren zu dieser Erkenntnis gelangen und man AMDs leistungsfähige 64-Bit-Systeme nicht mehr wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen muss.

Bislang offerieren hier zu Lande leider nur eine Handvoll mittlerer und kleiner Anbieter Opteron-Server wie beispielsweise Dämo, Delta Computer, FMS, Kirtz, ico, sysGen oder Transtec. Die großen Anbieter dagegen halten sich vornehm zurück. Rühmliche Ausnahme: IBM mit dem eServer 325.

Glossar

DDR

Double Data Rate.

Durch Übertragung mit der fallenden und steigenden Taktflanke ergibt sich die doppelte Transferrate im Vergleich zur Standardtechnik mit nur einer Flanke.

NIC

Network Interface Card.

Netzwerk-Adapterkarte zum Einbau in einen Rechner.

RAID

Redundant Array of Independent Discs.

Ein Konzept, eine Anzahl von Festplatten zur Erhöhung der Übertragungsleistung und technischen Sicherheit als eine Einheit zu betreiben. Aus Sicht von SCSI kann ein RAID aus mehreren Laufwerken (Targets) an einem oder mehreren Steuereinheiten (Initiators) oder aus mehreren LUNs in einem Target aufgebaut sein.

SAF-TE

SCSI Accessed Fault-Tolerant Enclosure.

Standard für die Überwachung von Massenspeichern. Ein Controller übewacht den Zustand der Harddisk (Temperatur, Festplattentausch) sowie Gehäusedaten (Temperatur, Anzahl und Funktion von Lüftern, etc.).

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