Verkaufsgerüchte um Compunet hören nicht auf

02.03.2000

Eigentlich ist General Electric mit der Deutschland-Tochter Compunet nie so richtig glücklich geworden. Zu gering die Rendite für die gewinnverwöhnten Amerikaner. Eine Nettorendite von etwa einem Prozent, das liegt auf dem Niveau von Lebensmittel-Discounter Aldi. Und tatsächlich hatte der Compunet-Gründer, langjährige Vorstandschef und Beinahe-SPD-Wirtschaftsminister Jost Stollmann gegenüber ComputerPartner sein Unternehmen als Aldi der Systemhäuser bezeichnet. Man solle es nur bitte nicht laut in die Welt hinausposaunen.

Jedenfalls wurden in den vergangenen Jahren immer wieder die Gerüchte aufgefrischt, dass General Electric das Engagement bei Compunet gerne beenden möchte. Es mag auch so sein, dass GE-Chef Jack Welsh dies tatsächlich liebend gerne getan hätte, aber mögliche Käufer eines immerhin drei Milliarden Umsatz schweren Discount-Systemhauses laufen auch nicht so viele herum wie Schnäppchenjäger bei Aldi.

Jetzt allerdings scheint sich die Angelegenheit zu verdichten. Zwar schweigt man in der Compunet-Zentrale in München zu diesem Thema in bester Aldi-Manier, aber wie man hört, soll Europachef Hans-Dieter Koch im kleineren Kreis einen möglichen bevorstehenden Verkauf schon einmal angekündigt haben. Nur Namen von potenziellen Käufern habe er nicht genannt, heißt es.

Auch was diesen Punkt betrifft, ist die Branche inzwischen weiter. Drei Namen sind im Gespräch: die Deutsche Telekom, Debis und Computacenter. Computacenter-Chef Martin Hellawell in London tut ganz unschuldig und beteuert, dass die Briten damit nichts zu tun haben (siehe Artikel Seite 14). Das mag man glauben oder auch nicht. Jedenfalls ist aus Top-Zirkeln der Branche zu hören, dass Computacenter als Käufer so gut wie feststeht. Ohne Sinn wäre diese Akquisition sicher nicht: Gerade im deutschen Markt tun sich die Briten schwer, mit ihrer Tochter in Bad Homburg schnell auf ein ordentliches Geschäftsvolumen zu kommen. 1999 dürfte Computacenter in Deutschland etwa 120 bis 150 Millionen Mark umgesetzt haben. Und die Konkurrenz prescht davon, man denke an die großen Zusammenschlüsse Hancke & Peter/Ascad, Bechtle/SDV und MSH/STS Spectrum im vergangenen Jahr.

Dass Debis als Käufer auftreten wird, erscheint momentan eher unwahrscheinlich. Offenkundig gibt es bei der Muttergesellschaft Daimler-Chrysler eher Tendenzen, das IT-Engagement zu reduzieren. Debis-Chef Mangold hat derzeit viel damit zu tun, Meldungen über einen beabsichtigten Verkauf des Debis-Systemhauses zu dementieren.

Gut möglich aber auch, dass die Deutsche Telekom als Käufer die Nase vorn haben wird. Dass auf Seiten der Bonner Interesse vorhanden ist, darf man annehmen. Immerhin waren sie schon einmal als Käufer des IT-Dienstleisters EDS im Gespräch. Und: Die Telekom beschäftigt sich in letzter Zeit auffällig stark mit der deutschen IT-Handelslandschaft. Da kann es schon einmal vorkommen, dass die beauftragte Beratungsgesellschaft in einem Fachverlag nachfragt und sich die Lage erklären lässt.

Die Telekom ist jedenfalls aus Sicht der übrigen Systemhaus-Schwergewichte in Deutschland der erklärte Lieblingskäufer von Compunet. Warum? Weil die beiden anderen Kandidaten zu viel von dem Geschäft verstehen.

Damian Sicking

dsicking@computerpartner.de

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