Viren bedrohen mobile Geräte

20.10.2005

Allerdings macht der einzelne User jegliche technischen Bemühungen zur Sicherung eines Systems zunichte. Zum Teil reagierten Anwender erst Jahre nach Ausbruch von Virusepidemien auf diese Bedrohung, indem sie ihre Rechner mit Antivirus-Utilities ausrüsten oder Patches zur Schließung von Sicherheitslücken herunterladen.

Beispielhaft dafür ist Worm.SymbOS.Cabir. Dieser Virus tauchte vor über einem Jahr auf und kursiert seither im Netz mobiler Geräte, obwohl ihm eigentlich die technischen Voraussetzungen für eine derartige Langlebigkeit fehlen:

Denn dieser Wurm nutzt keinerlei Sicherheitslücken. Damit ein Smartphone mit ihm infiziert werden kann, muss der Anwender sowohl das Herunterladen als auch das Ausführen des unbekannten Programms bestätigen. Außerdem existieren bereits einige kostenlose, allgemein zugängliche Antivirus-Lösungen für mobile Geräte von verschiedenen Herstellern. Und nach dem großen Aufsehen durch einen Pressebericht, hätte eigentlich jeder Anwender gewarnt sein müssen.

Zusammenfassend lässt sich so fest stellen, dass die Sicherheitsproblematik bei mobilen Systemen gegenwärtig hauptsächlich vom Menschen ausgeht und weniger von technischen Unzulänglichkeiten verursacht wird.

Gefahr Bluetooth

Datenaustausch über Bluetooth ist inzwischen eine Standardfunktion der meisten Endgeräte. Allerdings verbirgt sich dahinter ein Sicherheitsdefizit, das dem Durchschnittsanwender nicht bekannt ist. Viele Benutzer scheuen das Lesen von Bedienungsanleitungen, weshalb ihnen in aller Regel unbekannt ist, dass ihr eingeschaltetes und aktiviertes Bluetooth-Gerät für alle anderen Benutzer von Bluetooth-Geräten in einem Umkreis von zehn bis 20 Metern "sichtbar" und dementsprechend auch für potentiellen Datenaustausch geöffnet ist.

Denn Bluetooth ermöglicht dem Mobilgerät mit Tausenden weiterer Telefone in Verbindung zu treten. Bei großen Menschenansammlungen führt dies zur Bildung eines weitläufigen Datenübertragungsnetzes.

Trends bei mobilen Würmern

Im Umfeld von mobilen Bedrohunge zeichen sich folgende Tendenzen ab:

- Der Prozentsatz der Smartphones bei mobilen Geräten ist steigend. Je bekannter und verbreiteter die Technologie, desto interessanter ist es, diese zu attackieren

- Mit steigendem Bekanntheitsgrad und Marktpotential wächst auch die Zahl der spezialisierten Virenschreiber

- Durch die erweiterten Funktionalitäten beginnen Smartphones die Desktop-Computer zu verdrängen. Damit erhalten Virenschreiber einen immer größeren Wirkungsbereich

- Steigende Anzahl der Gerätefunktionen führt automatisch zur Zunahme der gespeicherten, potentiell interessanten Informationen. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Mobiltelefon, das meist nur ein Adressbuch enthält, können im Speicher eines Smartphones beliebige Dateien hinterlegt werden. Zusätzlich zur Virenbedrohung wird die Sicherheit persönlicher Daten durch die Nutzung von Online-Services in Gefahr gebracht.

Auf der anderen Seite werden diese negativen Prognose bislang durch verschiedene Faktoren abgeschwächt: Der Prozentsatz der Smartphones ist nach wie vor niedrig, und zudem gibt es bislang keine Monopolstellung eines Betriebssystems. Beides behindert gegenwärtig den Ausbruch globaler Viren-Epidemien. Um die Mehrheit der Smartphones zu infizieren, müssten Multi-Plattform-Viren den Markt erobern.

Überschaubere Gefahr

Eine reale Bedrohung entsteht erst dann, wenn diese natürlichen Bremsen wegfallen. Laut Daten von Marktforscher wächst der Marktanteil von Symbian für Pocket-PC auf seit zwei bis drei Jahren kontinuierlich. Mitte 2005 hatte sich der Bekanntheitsgrad von Symbian dem von Windows Mobile beinahe angeglichen. Es besteht deshalb durchaus die Möglichkeit, dass Windows über kurz oder lang vom Markt verdrängt werden wird.

Bislang kann also nicht von einer ernstzunehmenden Bedrohung durch mobile Viren gesprochen werden. Epidemien werden wohl erst auftreten, wenn eine kritische Zahl von Smartphone-Anwender erreicht ist und Standard-Plattformen den Markt beherrschen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es derzeit keinerlei Bedrohung durch mobile Viren gäbe.

Kaspersky Lab geht davon aus, dass sich die Virenwelt im nächsten halben Jahr zunächst kaum verändern wird, allerdings werden die Virenschreiber ihr Augenmerk wohl zunehmend auf den wirtschaftlichen Nutzen ihres Tuns legen. Neue Anwendungsmöglichkeiten, beispielsweise die Ausführung von finanziellen Transaktionen über Smartphones, werden in Zukunft das Interesse der Hacker wecken. (rw)

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