X86-Konkurrenz herausgefordert

Warum ein Server mit 512 CPUs Erfolg haben kann

17.06.2010
Wer 512 Atom-Chips in einem Server zum Arbeiten bringt, hat Größeres vor. Genau das bestätigte der kalifornische Newcomer Seamicro, als er jetzt den Server "SM10000" vorstellte.

Wer 512 Atom-Chips in einem Server zum Arbeiten bringt, hat Größeres vor. Genau das bestätigte der kalifornische Newcomer Seamicro, als er jetzt den Server "SM10000" vorstellte. In dem Rechner tun Intels stromsparende Atom-Prozessoren ihre Dienste, und sie beziehungsweise der Server sollen demnächst bei Service-Providern, Cloud Computing-Anbietern und Internet-Companys mit vielbesuchten Seiten zum Zuge kommen.

Laut dem in Seattle beheimaten, Venture Capital-finanzierten Unternehmen stecken in dem Server drei Jahre Entwicklungszeit. Sie habe sich gelohnt, denn jetzt könne man eine hochskalierbare Rechnerarchitektur anbieten, die mit jeder Software kompatibel sei, aber um 75 Prozent weniger Strom- und Platzbedarf beanspruche als herkömmliche x86-Server. Andrew Feldman, CEO der Firma, versprach sogar, dass dieser Server bei einer vierjährigen Laufzeit gegenüber herkömmlichen x86-Servern rund 1,6 Millionen Dollar sparen würde..

Zu den beachtlichen Designentscheidungen der Kalifornier gehört die Verwendung der Atom-Chips (In ein normales Serverrack passen maximal 2.048 CPUs in vier Einheiten a 512 CPUs), die eigentlich für wenig stromhungrige Netbooks entworfen wurden. Sie wurden so angeordnet, dass zweimal je vier Chips, gesteuert durch ein eigens entwickeltes ASIC, mit nur einem Netzteil bestückt sind. Auch die Virtualisierungstechniken für einen Gutteil der unvermeidlichen Motherboard-Komponenten ermöglichen laut dem Unternehmen, 90 Prozent der üblichen Komponenten zu sparen Resultat: Zwei Drittel des Stromverbrauchs, der durch diese Komponenten entsteht, entfallen.

Des Weiteren wurde der Server wie eine Clustereinheit konstruiert. In dem SM10000 sorgen bis zu 64 GBit- und 10-Gbit Ethernet-Switches sowie eine komplexe Load-Balancing-Software namens Dynamic Compute Allocation Technology (DCAT) dafür, dass die Atoms bedarfsweise Aufgaben zugewiesen bekommen oder, wenn sie nicht gebraucht werden, abgeschaltet werden können. Für den Internet-Anschluss sorgen acht Ethernet-Konnektoren mit bis zu acht GB- und zwei 10-GB-Ports.

Als lokale Speichermedien baut SeaMicro bis zu 64 SATA- oder SSD-Platten in dem zehn Höheneinheiten messenden Server ein.

Feldman erklärte, die Entscheidung für die Atom-Chips sei gefallen, da diese mehr als dreimal so leistungsfähig seien wie normale x86-Prozessoren. Die Gesamtarchitektur aber ermögliche es, jeden größeren x86-Server aus dem Feld zu schlagen. So könne einer dieser Atom-Server gleich vier vergleichbare Rack-Server ersetzen.

Amerikanische Analysten waren von dieser Architektur angetan. So sagte Giorgio Nebuloni, Senior Research Analyst für x86-Server bei Marktforscher IDC, sie sei "eine erneute Bestätigung eines industrieweiten Trends, den wir seit zwei Jahren vor allem in den USA beobachten". Der Trend werde "Physicalization" der Rechner genannt. "Das ist ein Versuch verschiedener Hardwarehersteller, den Anforderungen spezieller Rechenzentren mit darauf zugeschnittenen, äußerst stromparenden und günstigen Servern zu entsprechen."

Die Kalifornier kündigten den Markteintritt ihres Servers für den kommenden August an. Der Grundpreis betrage 139,000 Dollar. In Europa hofft das Unternehmen auf Wiederverkäufer. (wl)

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