Warum Firmen die Luft ausgeht

23.11.2005

Wer viel schreibt, der bleibt

Zuerst die gute Nachricht: Unternehmen, die gute Umsätze schreiben, sind viel weniger insolvenzgefährdet als solche mit stagnierenden Umsätzen. Für die Umsatzrendite, also das Verhältnis von Umsatz und erzieltem Gewinn, gilt dies so uneingeschränkt nicht. Eine höhere Umsatzrendite, so ein Ergebnis der KfW-Untersuchung, schlägt sich nicht automatisch in höherer Bestandsfestigkeit nieder. Bis zu einem gewissen Grad kann sie durchaus als Gütesiegel für eine professionelle Unternehmensführung gewertet werden. Aber darüber hinaus mischen sich vermehrt Risikofaktoren in das positive Bild. Mehr als die absolute Höhe wirkt sich die Dynamik der Umsatzrendite aus. Konnte das Unternehmen

seine Rendite verbessern, so blieb die Wahrscheinlichkeit, Insolvenz anmelden zu müssen, knapp 50 Prozent unter den Werten von ansonsten gleichen Unternehmen mit rückläufiger Rendite.

Dichtung und Wahrheit

Gemeinhin gilt: Wer wenig Eigenkapital sein Eigen nennt, der gehört a priori zu den Ausfallkandidaten der Branche. Doch dies trifft in dieser allgemeinen Form nicht zu. Denn wichtiger als die absolute Eigenkapitalquote ist deren Veränderung. Konnte ein Durchschnittsunternehmen seine Quote verbessern, so sank die Insolvenzgefahr dadurch um rund 40 Prozent. Mit anderen Worten: Ein ausreichender Eigenkapitalpuffer kann zwar temporäre Schwierigkeiten überbrücken helfen, eine Fehlausrichtung des Unternehmens oder Mängel der Unternehmensführung lassen sich damit aber nicht heilen.

Die KfW-Studie zeigt, wie wichtig der Zinsaufwand und vor allem sein Zustandekommen für den Unternehmenserfolg sind und erteilt damit zugleich der allseits verbreiteten Finanzierung größerer Anschaffungen über Kontokorrentkredite der Hausbank eine deutliche Absage. Ein größeres Umlaufvermögen erhöht demgegenüber die Bestandsfestigkeit, weil im Umlaufvermögen liquiditätsnahe Positionen enthalten sind, die zur Liquiditätssicherung beitragen. Auch Exportweltmeister sind im übrigen nicht vor Firmenpleiten geschützt. Zwar werden Unternehmen mit Absatzschwerpunkt im Ausland seltener insolvent. Doch dieser Effekt wirkt nicht unbegrenzt. Ab einer gewissen Schwelle steigt mit zunehmender Exportquote auch die Insolvenzwahrscheinlichkeit an. So führt eine um ein Prozent höhere Exportquote immerhin noch zu einer Erhöhung der Insolvenzwahrscheinlichkeit um 0,5 Prozent. Und mit noch einer Überraschung wartet die KfW-Studie auf: Betriebe, deren Absatzmarkt regional begrenzt ist, sind regelmäßig bestandsfester als bundesweit tätige. Hier spielen möglicherweise die größere Nähe zum Kunden und der damit verbundene geringere logistische und organisatorische Aufwand eine Rolle.

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