Apple-Entwicklerkonferenz

WWDC 2017 – Alle Neuerungen im Überblick

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

iOS 11

86 Prozent der iOS-Nutzer haben die aktuelle Version laufen, bei Android ist die nur zu 16 Prozent genutzt. Das hat viele Vorteile, Entwickler können damit immer ihre neuesten Technologien an möglichst viele Anwender ausspielen, iOS 11 bringt vor allem Neuerungen in

iMessages: Die Nachrichten-App kommt nun auch in die iCloud und ist somit auf jedem Gerät jederzeit erreichbar.

Apple Pay: Ende des Jahres werden in den USA 50 Prozent der Retailer akzeptieren, in Deutschland halt immer noch nicht. Immerhin bekommt Apple Pay nun eine Möglichkeit, innerhalb von iMessages Geld von Person zu Person zu übertragen. Der Empfänger von Überweisungen kann damit weiter einkaufen oder das Geld auf sein Konto überweisen.

Siri: Die Assistentin bekommt neue Stimmen, die sich sogar auf unterschiedlichen Betonungen von Worten verstehen. Eine Beta-Fassung übersetzt nun auch Spracheingaben in Fremdsprachen, am Anfang aber nur vom Englischen in eine Handvoll von Sprachen (auch deutsch). Etliche Programme bekommen eine Siri-Schnittstelle. Siri will immer besser verstehen, was der Anwender als nächstes will, und hilft ihm dabei etwa, mit seinem aktuellen Standort auf Verabredungen zu reagieren oder aufgrund von Buchungen in Safari neue Ereignisse im Kalender zu erstellen

Kamera: Mit HECV sollen Fotos weniger Platz auf dem iPhone und in der iCloud verbrauchen, Apple verspricht zweifach bessere Kompression. Verbessert hat Apple auch die Andenken-Ansicht und die Live-Photos. Die Andenken finden aufgrund neuer Machine-Learning-Algorithmen mehr zusammenhängende Bilder von bestimmten Ereignissen, Personen oder gar Haustieren.

Kontrollzentrum: Dieses legt sich nun über den gesamten Screen und gibt weit mehr Kontrolle über Systemfunktionen und die wichtigsten Apps. Die Ansicht der Nachrichten auf dem Lockscreen kann man sich etwas intuitiver als zuvor zurückholen. In den Live-Fotos bestimmt man über das Kontrollzentrum selbst den Schlüsselmoment und lässt darin Schleifen vorwärts und rückwärts ablaufen - nice to have.

Maps: Apples Kartenapplikation bekommt Indoor-Navigation, zunächst für große Flughäfen in den USA. Vermutlich vorerst auch nur dort zeigt die Navi an, welche Spur der Autobahn man nehmen soll. Schließt man sein iPhone im Auto an, schaltet es in einen Nicht-Stören-Modus, Benachrichtigungen werden nicht mehr auf dem Lockscreen angezeigt, Chat-Partner bekommen automatisch eine Nachricht, dass man fahre.

HomeKit: Die Steuerung von Lautsprechern über HomeKit hat gerade noch gefehlt, aber dank Airplay 2 kann man Multiroom-Systeme aufspannen, zahlreiche Hersteller haben Unterstützung angekündigt.

Apple Music: 27 Millionen Abonnenten zählt Apple nach zwei Jahren nun, in der Music-App kann man nun erfahren, was die Freunde so hören. Wenn man will, gibt man seinen Lauschverlauf frei, Helene Fischer kann man dann nur noch heimlich hören...

App Store: Apples App-Laden bekommt in seinem zehnten Jahr ein bedeutendes Update, 180 Milliarden Apps haben Anwender von iPhone, iPad und iPod schon geladen, Entwickler haben 70 Milliarden US-Dollar eingenommen. Phil Schiller verspricht vor allem kürzere Zeiten für die Prüfung neuer Apps, diese soll spätestens in 24 Stunden erledigt sein. Vor allem aber kommt der App Store in einem brandneuen Design. Der Tab "Today" rückt in das Zentrum, darüber soll man neue Apps entdecken. Spiele bekommen einen eigenen Bereich, andere Apps bekommen den Bereich - nun ja - "Apps". Eine prominente App zeigt die die Möglichkeit der neuen Darstellung: "Monument Valley 2" erscheint heute und präsentiert sich mit ansprechenden Videos. Ein bisschen erinnert der App Store nun an Apple Music, das gefällt nicht jedem. Aber wir prüfen das in aller notwendigen Ausführlichkeit.

Machine Learning: Die maschinelle Intelligenz ist bereits in vielen Anwendungen enthalten, Entwickler bekommen über die neuen APIs Core ML Zugriff auf Apples künstliche Intelligenz.

Augmented Reality: AR wird vermutlich erst mit im Herbst kommender Hardware für die Kunden wirklich interessant, die Entwickler bekommen aber nun schon jetzt einen Einblick, wie man auf die Abbilder realer Umgebungen künstliche Objekte platzieren kann. Damit diese auch in der richtigen Größe dort auftauchen, nutzt Apple Hardware von Kamera oder Beschleuningssensoren. Was man mit dem AR-Kit von iOS 11 schon heute machen kann, zeigt Alasdair Coul von Peter Jacksons Firma Wingnut AR in einer beeindruckenden Live-Demo - mit einem 12-Zoll-iPad-Pro.

Neues iPad Pro in 10,5 Zoll

Das iPad Pro bekommt in der Tat schon heute ein Update, 20 Monate nach der Premiere des 12,9-Zoll-Geräts und 15 Monate nach dem 9,7-Zoll-Gerät. Das neue bekommt nun einen 10.5-Zoll-Bildschirm im gleichen Formfaktor. Die Ränder werden dafür schmaler. Wesentlicher Vorteil: Eine virtuelle Tastatur passt nun auch in voller Größe auf den Bildschirm. Der Monitor wird heller und vor allem verdoppelt Apple die Bildwiederholrate auf 120 Hertz: Pro Motion heißt der Marketingname dafür. Die Latenz des Apple Pencil sinke dadurch auf 20 Millisekunden. Der Chip A10X Fusion hat sechs Kerne, jeweils drei für Performance und Effizienz optimiert. Die Grafikleistung soll erneut um 40 Prozent steigen. Was das neue iPad Pro kann, soll eine Demo mit Affinity Photo zeigen. Ein bisschen Pirates of the Carribean in San Jose, von einem Schotten vorgeführt. Die Kameratechnik des iPhone 7 ist ebenso in das iPad Pro eingebaut, mit Adaptern lassen sich Daten (etwa Fotos) mit USB-3-Geschwindigkeit übertragen, auch die Ladegeschwindigkeit soll sich auf die Hälfte reduzieren. Der Akku soll 10 Stunden halten. Der Preis: Mit 64 GB ab 649 US-Dollar bzw. 729 Euro. Bestellen kann man ab heute, in der nächsten Woche will Apple bereits ausliefern.

iOS 11 für iPad

Craig Federighi hat noch ein klein wenig mehr zu iOS 11 zu erzählen, denn das iPad bekommt ein eigenes iOS 11. Das Dock kann man etwa beliebig mit Apps füllen, das Multitasking in iOS 11 kommt auf ein neues Niveau. Apps zieht man direkt aus dem Dock in einen Bildschirm, der App-Switcher merkt sich fortan auch, welche App-Paarungen man zusammengepackt hat. Erstmals kann man auch Objekte per Drag-and-drop verschieben. Dazu gibt es auch die neue App Files, die nicht nur für iCloud funktioniert, sondern auch auf den Onlinespeichern anderer Anbieter wie Dropbox. Auf den virtuellen Tasten sind nun auch Satz- und Sonderzeichen direkt aufgebracht, nach oben ziehen, statt umschalten. Der Schritt war überfällig, nur eines ist iOS 11 für iPad nach wie vor nicht: ein Multi-User-Systems.

Der Apple Pencil bekommt ein Softwareupdate, mit dem man etwa Screenshots erstellen kann und darin Anmerkungen hinterlassen. Handschriftliche Notizen lassen sich nun durchsuchen (wenn das Machine Learning die Sauklaue auch erkennt), die Notizen-App fotografiert nun Schmierzettel auf Papier und digitalisiert die Inhalte.

One last thing: Music

40 Millionen Songs für unterwegs, AirPods, und nun auch etwas für daheim: Mehr als ein Jahrzehnt nach der mehr oder minder gescheiterten Boombox wagt sich Apple wieder in das Wohnzimmer. Apple hat nicht weniger als den Anspruch, als die Ansätze von Sonos und Amazon in ein Produkt zu verpacken, einen smarten Speaker mit hoher Wiedergabequalität. Der Speaker soll Ende des Jahres kommen, Apple zeigt seinen "6000 besten Freunden" eine kleine Vorschau. Das HomePod ist ein zylinderförmiger 360-Grad-Lautsprecher, gerade einmal gut 15 Zentimeter hoch. Sieben Tweeter mit Präzisionshörnern sollen den Sound nach draußen blasen, neben einem Subwoofer. Im HomePod steckt für die Steuerung ein A8-Chip. Der Empfang der Musik geschieht drahtlos, der Speaker soll die Eigenschaften des Raums erkennen und so den Sound anhand der Reflexionen von Wänden, Möbeln und Personen optimieren. Der EQ richtet sich automatisch nach den Gegebenheiten aus und strahlt etwa den zentralen Gesang in Richtung der Hörer ab, der Backgroundgesang wird in den Hintergrund gemischt. Also ein Monolautsprecher, der Stereosound simuliert.

Der HomePod hört aber auch mit seinen sechs Mikrophonen zu und reagiert auf "Hey Siri!" - damit lässt sich die eigene Musikbibliothek und die Gesamtheit von Apple Music steuern. Siri lernt dazu eine ganze Reihe neuer Befehle und kann etwa auch Antwort darauf geben, wer auf dem gerade gespielten Track Schlagzeug spielt. "HomePod rockt das Haus, kennt den Raum und ist ein Musikwissenschaflter", Phil Schillers Schwärmereien werden wir Ende des Jahres auf den Prüfstand stellen können. Übrigens: Siri sendet das, was die Mikrophone hören, nur dann zur Auswertung an die Apple-Server, wenn sie dazu per "Hey Siri!" aufgefordert wird, verspricht Apple. Google und Amazon lauschen mit ihren Home und Echo die ganze Zeit.

Siri ist im HomePod aber nicht auf Musik beschränkt, sondern kann auch die bekannten Auskünfte über die letzten Nachrichten, das Wetter oder Sportergebnisse geben und HomeKit-Geräte steuern und dabei etwa Szenarien auslösen. Was wir mit unserem HomePod besprechen, bleibt aber unter uns, Apple verschlüsselt die Kommunikation mit den die Sprache auswertenden Servern. Der Preis: 349 US-Dollar, erst in USA, UK und Australien. Aber erst im nächsten Jahr in Deutschland. (Macwelt)

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