Yahoo soll chinesischen Journalisten hinter Gitter gebracht haben

08.09.2005
"Wer mit den Wölfen essen will, muss mit den Wölfen heulen", heißt ein Sprichwort. In China gilt das erst recht. Erst hat sich Cisco mit dem Aufbau des Polizeinetzes zum Kollaborateur gemacht und nun wohl auch Yahoo.

"Wer mit den Wölfen essen will, muss mit den Wölfen heulen", heißt ein Sprichwort. In China gilt das erst recht. Erst hat sich Cisco mit dem Aufbau des Polizeinetzes zum Kollaborateur gemacht und nun wohl auch Yahoo.

Die französische Medien-Menschenrechtsgruppe "Reporters sans frontiéres" (RSF, Reporter ohne Grenzen) beschuldigt die Yahoo Holding in Hongkong, den chinesischen Behörden bei der Verhaftung eines Journalisten beigestanden zu haben. Grund für seine Inhaftierung ist der, dass er einer ausländischen Webseite als "Top Secret" bezeichnete Staatsgeheimnisse zugespielt haben soll.

Shi Tao (37), so heißt der betroffene Journalist von der Wirtschaftszeitung Dangdai Shangbao, wurde im April 2005 zu zehn Jahren Haft verurteilt. Zu seiner Verhaftung führten laut RSF detaillierte Informationen, die Yahoo geliefert haben soll und den chinesischen Behörden Zugang zu Shis privater E-Mail-Adresse und zu einer Nachricht mit dem angeblich so brisanten Inhalt verschafft haben soll.

Die als Staatsgeheimnis bezeichnete E-Mail soll Shis Zeitung zugesandt worden sein, um Journalisten vor den Gefahren im Zusammenhang mit einem neuen Aufmarsch von Dissidenten im Gedenken an das blutige Tiananmen-Massaker 1989 zu warnen. Shi hat zugegeben, das Mail weitergeleitet zu haben, bestreitet aber, dass das Dokument top-geheim sei.

"Wir wissen bereits, dass Yahoo begeistert in Fragen der Zensur mit dem chinesischen Regime kollaboriert, und nun wissen wir auch, dass (das Unternehmen) auch ein Informant der chinesischen Polizei ist", erklärte RSF in einem Statement.

Die heftige Kritik an dem Portalanbieter kommt mitten in einem mächtigen Konkurrenzkampf zwischen Yahoo, Microsoft und Google um den lukrativen chinesischen Markt.

Yahoo hat im August gerade erst eine Milliarde Dollar für 40 Prozent der Anteile von dem chinesischen Ebay-Mitbewerber Alibaba.com bezahlt. Microsoft und Google streiten sich derweil vor Gericht über Lee Kai-fu, einen ehemaligen Microsoft-Manager, der von Yahoo abgeworben wurde, um ein Entwicklungscenter in China aufzubauen. Microsoft hat vorerst gerichtlich bewirken können, dass Lee nicht zu Google wechseln darf. Googles Anwälte hingegen pochen auf das Recht der freien Wahl des Arbeitsplatzes. (kh)

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