Zeitfresser im Vertrieb

10.12.2007
Von Gabi Nehls
Der Vertrieb arbeitet häufig besonders unproduktiv. Über 90 Tage im Jahr verschwenden Verkäufer mit überflüssigen Telefonaten, Angeboten oder Kundenbesuchen.

Verkäufer verschwenden wertvolle Zeit. Zu diesem Schluss kommen die Marktforscher der Unternehmensberatung Proudfoot Consulting, die Vertriebsprofis in über 100 Unternehmen über einen Zeitraum von gut 10.000 Stunden hinweg über die Schulter geschaut haben. Das Ergebnis der Untersuchung: Der Vertrieb arbeitet häufig besonders unproduktiv. Laut Proudfoot verbringen die meisten Verkäufer gerade einmal 11 Prozent ihrer Zeit mit aktivem Verkaufen und 10 Prozent mit Akquisekontakten. Die meiste Zeit, rund 27 Prozent des Arbeitsalltags, vergeht mit Verwaltungsaufgaben und Bürokratie.

Diese traurigen Fakten kann Manfred Hammerer, Vertriebscoach mit langjähriger Praxiserfahrung, nur bestätigen. Selbst wenn sich Vertriebler einen ganzen Tag gezielt auf Akquise und aktiven Verkauf konzentrieren, sind nur die wenigsten wirklich produktiv. "Die meisten verschwenden Zeit – vor allem mit überflüssigen Telefonaten, unnötigen Änderungsangeboten oder Kundenbesuchen", erklärt er. Immer wieder sehe er in seinen Seminaren erstaunte Gesichter, wenn er den dadurch entstehenden Mehraufwand einmal ganz klar vorrechne. "Im Schnitt verschwendet ein Verkäufer durch schlechte Vorbereitung rund 90 Arbeitstage im Jahr", sagt Hammerer.

Gewohnheiten aufdecken

Im Vertriebsalltag schleichen sich Gewohnheiten ein, die die Produktivität senken. Beispielsweise legen viele Verkäufer wieder auf, wenn bei einer Kaltakquise der geplante Zielansprechpartner nicht erreichbar ist – ohne bei der Person, die am Apparat war, über das Unternehmen Auskunft einzuholen. "Informationen über ein Unternehmen sind wichtig für die Entscheidung, ob sich ein zweiter Anruf lohnt. Die meisten rufen vier bis fünf Mal an, um dann zu erfahren, dass der Kunde gar kein Potential darstellt, weil er zum Beispiel zu wenige Mitarbeiter hat. Hier werden sechs Minuten pro Firma vergeudet. Bei zehn Kunden am Tag sind das 60 leere Minuten täglich", klärt Hammerer auf.

Auch die Qualifizierung der potentiellen Ansprechpartner wird häufig vollkommen vernachlässigt. Hammerer: "Es nützt mir nichts, wenn ich nach mehreren Anrufversuchen und einigen Gesprächsminuten endlich herausfinde, dass mein Gegenüber gar nichts entscheiden kann. Diese Nachlässigkeit verschwendet Zeit, die ich für produktivere Dinge brauchen kann."

Ein weiterer Zeitfresser: Die wenigsten Verkäufer überprüfen vor Abgabe eines Angebotes, ob sich das Projekt noch in der Genehmigungsphase befindet oder ob schon ein Budget bereitgestellt wurde und wie hoch es ist. Auf diese Weise werden viele Angebote für dringlich gehalten, die in Wirklichkeit noch Zeit haben oder die vollkommen überflüssig sind. Nur drei solcher Angebote pro Tag schlucken etwa 45 Minuten der kostbaren Arbeitszeit. Ähnlich sieht für Hammerer die Sache bei Änderungsangeboten aus. Die wenigsten Verkäufer gehen der Bitte um ein Änderungsangebot auf den Grund und verschwenden damit weitere 30 Minuten pro Angebotsänderung.

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