Erwerb von Muttergesellschaft Visable

Alibaba will „Wer liefert was“ übernehmen



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Die Hamburger Visable GmbH, Betreiberin der B2B-Plattform „Wer liefert was“, informiert über ein geplantes Investment des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba. Laut Mitteilung des Kartellamts handelt es sich dabei um eine mittelbare Komplettübernahme.
Bald unter neuen Eigentümern? Das Hamburger Büro der Visable-Plattform "Wer liefert was"
Bald unter neuen Eigentümern? Das Hamburger Büro der Visable-Plattform "Wer liefert was"
Foto: Visable

Die Alibaba International Digital Commerce Group (AIDC) hat eine verbindliche Vereinbarung für ein Investment in Visable unterzeichnet, einem europaweit agierenden Anbieter von B2B-Marktplattformen und Betreiber des Beschaffungsportals "Wer liefert was" (wlw). AIDC ist eine unabhängig geführte Unternehmensgruppe des chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba und hat ihren Sitz in Singapur. Der Abschluss der Transaktion steht unter dem Vorbehalt der behördlichen und kartellrechtlichen Genehmigungen. Finanzielle Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Wie aus den Bekanntmachungen des Bundeskartellamts zu den laufenden Fusionskontrollverfahren hervorgeht, geht es der Alibaba-Tochter allerdings um den "mittelbaren Erwerb sämtlicher Anteile an und alleinige Kontrolle über" die Visable Gruppe.

Visable bezeichnet "Wer liefert was" selbst als die "führende B2B-Plattform in der DACH-Region". Gemeinsam mit dem Schwester-Portal Europages kommt die Plattform auf rund drei Millionen registrierte Firmen und eine monatliche Reichweite von knapp drei Millionen B2B-Einkäufern. Angaben über das erzielte Handelsvolumen macht Visable nicht. Kommuniziert wird dagegen der Jahresumsatz, der 2022 bei 68 Millionen Euro lag. Dieser Umsatz ergibt sich aber lediglich im Wesentlichem aus den mit den Kunden vereinbarten Entgelten für die Firmen- und Produktpräsenz auf den Webseiten von wlw und Europages sowie dem Verkauf von Zusatzprodukten, welche die Online-Reichweite der Kunden im Internet erhöhen wie zum Beispiel Google AdWords. Das tatsächliche Handelsvolumen dürfte also deutlich höher im Milliarden-Euro-Bereich liegen.

Wie wird das Kartellamt entscheiden?

Das Übernahmeangebot der Alibaba-Gruppe sieht man bei Visable, das aktuell noch ein Portfoliounternehmen der Schweizer Private-Equity-Firma Capvis ist, durchwegs positiv: "Mit seiner Erfahrung und Technologiekompetenz aus mehr als 20 Jahren E-Commerce-Plattformbetrieb ist AIDC der ideale Partner, um die Erfolgsgeschichte von Visable fortzuschreiben und weiter zu globalisieren", heißt es in einer Stellungnahme. Das langfristige strategische Ziel sei es, die Position von Visable als Europas umfassendstem B2B-Marktplatz zu stärken, indem das Nutzererlebnis durch modernste Technologie verbessert und das Produktportfolio stark ausgebaut werde. "Dies wird die digitale Transformation europäischer kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) weiter vorantreiben und den Export europäischer Produkte in die ganze Welt erleichtern", so die Visable GmbH in der Mitteilung.

Wie es weiter heißt, soll Visable weiterhin als unabhängiges Unternehmen mit eigenen Marken und einer eigenen Wachstumsstrategie agieren. Die Organisationsstruktur werde beibehalten und das Management bleibe ins Unternehmen investiert. Bevor es soweit kommt muss allerdings zunächst das Bundeskartellamt der geplanten Übernahme zustimmen.

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