Halbjahres-Bilanz 2012

Bechtle wächst, aber Ertrag sinkt

10.08.2012
Im ersten Halbjahr 2012 erhöhte die Bechtle-Gruppe ihren Umsatz um knapp acht Prozent auf 983 Millionen Euro. Das EBIT sank verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um rund 12,5 Prozent auf 32,8 Millionen Euro.
Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG
Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG
Foto: Bechtle

Im ersten Halbjahr 2012 erhöhte die Bechtle-Gruppe ihren Umsatz um 70 Millionen Euro auf 983 Millionen Euro - das sind 7,6 Prozent mehr als noch im Vorjahreszeitraum. Investitionen in Personal und der Ausbau des Managed-Service- und Cloud-Geschäfts drückten das Ergebnis: Das EBIT sank um rund 12,5 Prozent auf 32,8 Millionen Euro. Deutlich zulegen konnte das Systemhaus bei der Bruttomarge: Sie lag mit 15,1 Prozent deutlich über dem Vorjahr (14,7 Prozent).

"Unsere Investitionen folgen einer klaren, auf langfristigen Geschäftserfolg angelegten Strategie und werden sich auch positiv auf unser Ergebnis auswirken", erklärte dazu Dr. Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG.
Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf den Absatzmärkten und dem deutlichen Mitarbeiteraufbau sei Bechtle mit dem Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr zufrieden, so Olemotz: "Zwar bekamen wir in einigen europäischen Ländern die Auswirkungen der Eurokrise zu spüren, gleichwohl konnten wir im zweiten Quartal unser Wachstum spürbar steigern." Außerdem sei es gelungen, die Wettbewerbsposition auf dem für Bechtle wichtigen Heimatmarkt weiter zu stärken.

Weitere Investitionen in Personal geplant

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die durchschnittliche Zahl der Beschäftigten konzernweit um 716 das sind 14,5 Prozent mehr - sowohl durch Neueinstellungen als auch durch die Übernahme der Kumatronik GmbH im März 2012.
"Wir werden weiterhin Personal aufbauen, insbesondere in den Wachstumsbereichen Networking Solutions, Virtualisierung, Managed Services und das damit verbundene Thema Cloud Computing. Auch die Einbindung mobiler Endgeräte in die Unternehmens-IT bleibt einer der Schwerpunkte, den wir ausbauen werden ", erklärte Olemotz.
Die künftige, flexible Bereitstellung und Nutzung von IT-Ressourcen erforderte eine neue IT-Architektur. Bechtle hat dazu im Mai eine eigene Lösung ("Build Your Own Cloud") auf Basis der FlexPod-Architektur von Cisco, NetApp auf den Markt gebracht. In den FlexPods ist auch Virtualisierungs-Software integriert - wahlweise stehen hier die Plattformen von Citrix Xen, Microsoft Hyper-V und VMware vSphere zur Verfügung.

"Die Nachfrage nach ganzheitlichen, komplexen Lösungen nimmt ganz klar zu", konstatiert der Bechtle-Vorstand. "Als Komplettlösungsanbieter werden wir deshalb weiter vor allem weiter in Spezialisten für den Aufbau dieser Architekturen investieren."

Zum Quartalsende beschäftigte der Konzern 5.750 Mitarbeiter. Insgesamt erhöhte sich damit die Mitarbeiterzahl nach 105 Personen im ersten Quartal nochmals um 166 im aktuellen Berichtsquartal.

Deutsche Systemhaus-Töchter legen zweistellig zu

Den Löwenanteil (65,4 Prozent) steuerte das Segment IT-Systemhaus & Managed Services zum Umsatz bei. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs dieser Geschäftsbereich um 8,9 Prozent bzw. 52,6 Millionen Euro auf 643,1 Millionen Euro.
Zugpferde dieses Wachstums waren insbesondere die Bechtle-Systemhäuser in Deutschland. Zusammengenommen legten sie ein Umsatzplus von 13,1 Prozent hin.
Der größere dieses Zuwachses (7,7 Prozent) ist allerdings auf Akquisitionen zurückzuführen, 5,4 Prozent auf organisches Wachstum.

Das Betriebsergebnis sank angesichts der getätigten Investitionen von 21,1 Millionen Euro im Vorjahr auf aktuell 17,4 Millionen Euro. Diese Entwicklung begründete diese Entwicklung vor allem durch höhere Personalkosten, die durch das gestiegene Rohergebnis nur zum Teil kompensiert werden konnten. Zudem stiegen akquisitionsbedingt die Abschreibungen. Die EBIT-Marge gab entsprechend nach von 3,6 Prozent im Vorjahr auf aktuell 2,7 Prozent.

Handelsgeschäft wächst in schwierigem Umfeld
Das Segment IT-E-Commerce steigerte seine ausschließlich organischen Erlöse um 5,3 Prozent auf 339,8 Millionen Euro. Hiervon erwirtschaftete Bechtle 239,1 Millionen Euro im Ausland, bei einem Wachstum von 5,1 Prozent. Im Halbjahr lag das Betriebsergebnis bei 15,4 Millionen Euro und damit 6 Prozent unter Vorjahr.
Hintergrund für diese Entwicklung ist der hohe Preisdruck im reinen Handelsgeschäft bei gleichzeitig gestiegenen Personalkosten. Die EBIT-Marge ging von 5,1 Prozent auf 4,5 Prozent zurück.

"Keine Anzeichen einer echten Krise"
Der Bechtle-Vorstand zeigte sich trotz der schwieriger werdenden Gesamtlage in der Eurozone zuversichtlich. Dennoch sei ein verändertes Verhalten auf Kundenseite spürbar, die sich in der Verschiebung von Projekten äußert. "Im Gegensatz zum Krisenjahr 2009 werden geplante Projekte aber nicht auf Eis gelegt, sondern eben nur verschoben", so Olemotz. Endkunden agierten zwar vorsichtiger, Anzeichen einer echten Krise seien derzeit aber nicht auszumachen.
Bechtle spüre deshalb weder einen Aufgragsrückgang bei Kunden aus der Industrie noch aus dem Behördenumfeld. Erst im Juni hatte das Systemhaus einen Rahmenvertrag mit dem Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern über eine Laufzeit von vier Jahren abgeschlossen. Im Mittelpunkt steht der Ausbau der EMC-Storage-Infrastruktur.
Der Vorstand blickt unter der Prämisse, dass es durch eine Verschärfung der Eurokrise zu keinen größeren wirtschaftlichen Verwerfungen kommt zuversichtlich auf das zweite Halbjahr. "Für das Gesamtjahr planen wir unverändert eine im Marktvergleich überdurchschnittliche Umsatzsteigerung. Auf der Ertragsseite erscheint es nach dem Verlauf des ersten Halbjahres zwar durchaus ambitioniert, das Niveau des Vorjahres zu halten beziehungsweise zu übertreffen", erklärt Olemotz.

(rb)

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