FIT-Manager Stefan Küsgen

"Big Data ist eine notwendige Station zur Industrie 4.0"

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Bis zum Jahr 2016 soll sich der Umsatz mit Big-Data-Lösungen hierzulande auf 13,6 Milliarden Euro verdoppeln, schätzt das IT-Marktforschungsunternehmen Crisp Research. Welche Chancen und Risiken sich daraus für Systemhäuser ergeben, erläutert Stefan Küsgen, Executive Consultant SAP Partnermanagement bei Freudenberg IT (FIT), im Interview.

Was ist Ihrer Ansicht nach das Besondere am aufkeimenden Big-Data-Markt?

Stefan Küsgen: Besonders vielversprechend ist Big Data für die Fertigungsindustrie, die im Zuge der zunehmend digital vernetzten Produktionsprozesse Unmengen an Daten verarbeiten muss. Klassische BI-Tools stoßen hier an ihre Grenzen. Beherrschbar ist die Datenflut nur mit In-Memory-Technologien wie SAP HANA, die Milliarden Datensätze innerhalb von Sekunden auswertet. Dadurch lassen sich Prozesse etwa in der Materialplanung von 15 und mehr Stunden auf wenige Minuten verkürzen. Damit verbessert Big Data schon jetzt die Just-in-Time-Lieferfähigkeit der Fertigungsindustrie und ist eine unumgängliche Station auf dem Weg ins Industrie-4.0-Zeitalter.

Stefan Küsgen, Executive Consultant SAP Partnermanagement bei Freudenberg IT
Stefan Küsgen, Executive Consultant SAP Partnermanagement bei Freudenberg IT
Foto: Freudenberg IT

Inwieweit sind Ihrer Erfahrung nach mittelständische Unternehmen überhaupt schon bereit, die neuen Möglichkeiten der Business Analytics-Lösungen einzusetzen?

Küsgen: Der Bedarf in der mittelständischen Fertigungsindustrie wächst kontinuierlich; das rasante Datenwachstum wird als drängendes Problem wahrgenommen. Zwei Drittel der deutschen Produktionsleiter werten die steigende Datenflut als große Herausforderung, das ist ein Ergebnis der repräsentativen Studie "IT Innovation Readiness Index", die wir gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Pierre Audoin Consultants (PAC) durchgeführt haben. Daher ist eine unsere vorrangigen Aufgaben, dem Mittelstand den Nutzen von Big Data zu vermitteln.

Inwiefern unterscheiden sich die Anforderungen im Bereich Big Data Analytics vom "klassischen" Systemhausgeschäft?

Küsgen: Big Data ist nichts grundlegend Neues, sondern die logische Weiterentwicklung der Themen Business Intelligence und Business Analytics, die Datenanalysen mit wesentlich höherem Detaillierungsgrad und höherer Geschwindigkeit ermöglicht. Was die Freudenberg IT als Beratungshaus in diesem Bereich auszeichnet, ist der ganzheitliche Blick auf Hardware, Software-Anwendungen und Dienstleistungen, die unseren Kunden den Nutzen vorhandener Lösungen wie SAP HANA erschließen.

Welche Folgen hat das für Systemhäuser, IT-Consultants, Reseller und Integratoren?

Küsgen: Alle Marktteilnehmer müssen sich mit der Technologie auseinandersetzen. Dabei muss der Kunde im Mittelpunkt stehen - immer vor dem Hintergrund welchen Nutzen die neue Technologie dem einzelnen Kunden, mit seinen individuellen Prozessen bringt. Dienstleister, die Managed Services anbieten, müssen sich auch mit der Hardware auseinandersetzen. Wir gehen davon aus, dass ein Großteil des zukünftigen SAP-Geschäfts auf HANA basieren wird.

Wie sind Sie in dieses Geschäft eingestiegen und was war ausschlaggebend für diesen Einstieg?

Küsgen: Dadurch, dass die FIT seit mehr als 30 Jahren SAP Partner ist, sind wir im ständigen Austausch mit den Software-Experten in Walldorf und aufgeschlossen für neue Lösungen, die unsere Kunden bei der Optimierung ihrer Prozesse unterstützen. Dieser Kooperation verdanken wir die Zertifizierung "SAP Certified in SAP HANA Operations Services", die wir als einer der ersten Partner weltweit erhalten haben.

Welche Voraussetzungen müssen Systemhäuser IT-Consultants, Reseller und Integratoren mitbringen, um diese Chancen zu nutzen und ihren Kunden bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen?

Küsgen: Um die mittelständische Fertigungsindustrie auf dem Weg zu eigenen Big Data-Lösungen kompetent und auf Augenhöhe beraten zu können, ist zum einen ein tiefgehendes Verständnis der Produktions- und Geschäftsprozesse und zum anderen umfassendes SAP-Know-how gefordert. Dadurch sind wir in der Lage, unseren Kunden Gesamtlösungen aus einer Hand anzubieten: Wir stellen eine auf SAP HANA basierende Infrastruktur zur Verfügung und nehmen gleichzeitig die Rolle des Hosting Providers von Lösungen und Services rund um die SAP HANA-Plattform ein. Im Rahmen unserer Services führen wir im ersten Schritt eine Analyse durch und ermitteln, ob der Einsatz von SAP HANA sinnvoll ist. Unsere Kunden haben die Möglichkeit, SAP HANA-basierte Applikationen zu testen, bevor sie sie einführen.

Mit welchen Herstellern arbeiten Sie in diesem Umfeld zusammen?

Küsgen: Wir haben mit der SAP als Hersteller einen verlässlichen Partner, mit dem wir erfolgreich zusammen arbeiten.

Inwiefern setzen Sie dabei auch auf Kooperationen mit anderen Partnern?

Küsgen: Vor dem Hintergrund die beste Lösung für unsere Kunden zu finden, setzen wir uns natürlich auch mit dem Portfolio der zur Zeit am Markt größten Datenbankhersteller auseinander. IBM Blu ist bereits auf dem Markt und Oracle hat auch eine In-Memory Datenbank angekündigt.

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