Datenbank für Kryptowährung

Blockchain – Potenzial und Gefahr zugleich

IT-Sicherheitsexperte bei Sophos

Fazit: erst sicherer programmieren, dann nutzen

Die hier dargestellten Probleme sind nicht nur theoretisch. Vielmehr stehen sie den Zielen vieler Blockchain-Projekte diametral entgegen. Bugs in Blockchain Implementierungen sind ernst zu nehmen und führen zu massiven Sicherheitslücken und finanziellen Verlusten, wie der Diebstahl von Zcoins im Wert von 400.000 US Dollar letzten Monat veranschaulicht.

Mit der Weiterentwicklung von Blockchain Software vergrößern sich auch deren Angriffsflächen. Ein Schlüsselfaktor werden hier klug ausgetüftelte Verträge sein. Während die Orginal Bitcoin Blockchain nur Protokolle der digitalen Transaktionen bereithält, könnten neuere Abkommen in Wirklichkeit Programme sein, die auf der Blockchain laufen: Man stelle sich einen legalen Vertrag vor, der durch ein Computerprogramm ersetzt wird.

Statt einen Anwalt zu bezahlen, der den Vertrag regelt, könnten alle teilnehmenden Parteien das selbstständig organisieren. Die Blockchain sorgt für unveränderbaren und transparenten Programm-Output. Das Programm selbst analysiert die externen Bedingungen und führt seine Klauseln ordnungsgemäß aus.

Dennoch: Computer-Programme werden immer Schwachstellen haben. Insofern kann die Lösung für eine sichere Blockchain-Technologie nur darin liegen, unter Berücksichtigung von Sicherheitskonzepten zu programmieren und so zum Beispiel die Schwachstellen bei Input und Output Validierung zu korrigieren. Und zwar bevor man diese Technologie weiten Teilen der Wirtschaft anvertraut oder sie ausgiebig dafür nutzt, um beispielsweise das Internet der Dinge zu organisieren.

Blockchain ist heute das, was das Internet 1994 war

Blockchain hält seine Versprechen. Aber es sollte Gartners Hype-Zyklus durchlaufen bevor es zum Hauptthema in der Sicherheitsindustrie wird. Und wir werden unsere Code-Praxis mit Hilfe von Security-Audits und Code-Scans ebenfalls überdenken müssen. Die Blockchain ist heute das, was das Internet 1994 war.

Zwei Jahrzehnte später ist das Web wie der Justin Bieber der Technologie: unlängst erwachsen geworden, wahnsinnig erfolgreich, aber auch faul und angeschlagen durch den etwas außer Kontrolle geratenen Siegeszug.

Es ist ein schöner aber verrückter Ort, im Stich gelassen durch einen Mix aus fragwürdigem Javascript und steil ansteigender Cyberkriminalität. Beherrscht von Monolithen, die die Privatsphäre ihrer Nutzer zum Frühstück verspeisen. Zugegeben, etwas pessimistisch, aber wäre es nicht sinnvoll, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen während wir uns mit Blockchain beschäftigen? (oe)

Zur Startseite