Techniken unter der Lupe

Breitband für alle – eine Marktübersicht

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Glasfaser – Kosten contra Nutzen

Zusatzangebote sind nötig, um bei Privatnutzern die Nachfrage nach Glasfaserangeboten zu wecken – und zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Zusatzangebote sind nötig, um bei Privatnutzern die Nachfrage nach Glasfaserangeboten zu wecken – und zusätzliche Einnahmen zu generieren.
Foto: Vodafone

Allerdings liegen die Gesamtkosten für Glasfaseranschlüsse um einiges höher als für VDSL. Während ein Haushalt im Schnitt für rund 700 Euro mit VDSL versorgt werden kann, betragen die Kosten für FTTB schon rund 1.500 Euro. Und für FTTH errechnen die Wirtschaftsprüfer gar Kosten von bis zu 3.300 Euro.

Rund 80 Prozent dieser Investitionen entfallen auf Grabungskosten und die Verlegung von Kabeln innerhalb der Gebäude. Zudem erweisen sich die Erdarbeiten in den Innenstädten oft als schwierig und treiben die Kosten weiter in die Höhe. Dementsprechend ist es an der Glasfaserfront auch ruhiger geworden.

So munkeln etwa Insider, dass der Regio-Carrier Mnet in München seinen Glasfaserplänen weit hinterherhinke. Nach dem öffentlichkeitswirksamen ersten Spatenstich im Herbst 2007 hätten die Münchner bis heute erst 15.000 Glasfaserkunden gewonnen. Zur bremsenden Wirkung der technischen Schwierigkeiten kommt der aus Sicht vieler Anwender geringe Nutzen: Ihnen fehlen noch die Inhalte und Services, die höhere Ausgaben lohnend erscheinen lassen. Die Motivation zu wechseln ist oft gering, zumal die Kunden auf die Preise achten und von DSL seit Jahren sinkende Kosten gewöhnt sind. Die Argumente der Glasfaserbetreiber reichen da oft nicht aus.

Laut Deloitte sind die Anbieter oft auch noch nicht so weit, die Nachfrage mit attraktiven Bundles anzukurbeln. Wie es gehen könnte, zeigt derzeit die France Telecom, die unter dem Namen "La Fibre" unterschiedliche Pakete schnürt. Neben Internet-Access beinhalten sie HDTV, Internet-Telefonie und Online-Musik. Deloitte zufolge haben sich die Glasfaser-Provider bislang aber eher zu stark auf den Privatkundenbereich konzentriert. Dabei berge eine Kombination von Cloud-Services und schnellen Glasfaseranschlüssen große Marktchancen im Business-Kundensegment. Hier scheint bereits ein Umdenken stattzufinden: Viele Provider investieren derzeit in den Ausbau ihrer Data Center.

Offen ist zudem noch, mit welcher Technik ausgebaut wird. Zuvor müssen die Provider den Bandbreitenbedarf der nächsten 20 bis 25 Jahre abschätzen. Die Entscheidung für eine Technik ist auch für künftige Business-Modelle entscheidend. Experten zufolge eignet sich die GPON-Technik weniger für einen offenen Markt und erschwert Mitbewerbern den Netzzugang. Wenn sie sich in der Breite durchsetzt, dürfte es einen Wettbewerb, wie die Anwender ihn von DSL kennen, nicht mehr geben.

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