Techniken unter der Lupe

Breitband für alle – eine Marktübersicht

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Satellit – Backup und Lückenbüßer

Hilfe aus dem Weltall: Satelliten soll Breitbandlücken mit High-Speed schließen.
Hilfe aus dem Weltall: Satelliten soll Breitbandlücken mit High-Speed schließen.

Kein Breitbandzugang? Was sich viele Städter angesichts von xDSL, Kabel-TV und Glasfaserzugängen nicht vorstellen können, ist nach Angaben des TÜV Rheinland für fast 1,1 Millionen Haushalte noch immer traurige Realität. Weitere acht Millionen Haushalte können, so die TÜV-Untersuchung, nur mit maximal 2 Mbit/s ins Netz.

Abhilfe verspricht hier der Internetzugang via Satellit. Moderne Sat-Zugänge haben nicht mehr viel gemein mit den ersten satellitengestützten Datendiensten. So gehört es heute zum guten Ton, dass der Rückkanal ebenfalls über Satellit läuft und nicht mehr via Telefonmodem. Und die Bandbreiten erreichen mittlerweile Breitbandniveau. Damit ist der Internetzugang via Satellit auch für Business-Kunden interessant: Sei es als Backup-Verbindung für den Notfall, als bedingt mobile Lösung etwa auf Baustellen oder als vollwertige Lösung für Gebiete, in denen UMTS und Co. fehlen. Für den Satelliten spricht zudem, dass bei ihm – im Gegensatz zum Mobilfunk – die Geschwindigkeit und der Empfang nicht von der Entfernung zum Sendemasten abhängen, sondern überall gleich sind.

Wie leistungsfähig der Datentransport über das Weltall mittlerweile ist, demonstriert die Eutelsat-Tochter Skylogic mit Partnern. Dank des neuen KA-Satelliten, der im Dezember 2010 in seine Umlaufbahn geschossen wurde, kann Eutelsat nun mit einem Datendurchsatz von 70 Gbit/s aufwarten. Als paneuropäischer Satellit konzipiert, leuchtet er Europa und den Mittelmeerraum aus. Um eine möglichst effiziente Nutzung der verfügbaren Frequenzen zu ermöglichen, wurde das Empfangsgebiet in 82 Spotbeams unterteilt – vereinfacht ausgedrückt, kann man einen Spotbeam etwa mit der Funkzelle einer Mobilfunkbasisstation vergleichen.

Deutschlandweit werden sieben Spotbeams mit einem Durchmesser von jeweils 250 Kilometern schnelle Internetdienste bereitstellen. Sie sind fix installiert, und der Anwender kann normalerweise nicht einfach von einem Spotbeam in einen anderen wechseln. Am Boden sorgt ein über Europa verteiltes Netz von acht Gateways (eines befindet sich in Berlin) für die Verbindung zwischen Satellit und Internet. Die Gateways selbst sind über einen Glasfaserring miteinander verbunden.

Tarife
Entsprechende Zugangspakete, wie sie beispielsweise die Internet-Agentur Schott offeriert, reichen von Basic-Tarifen (down 6.144 Kbit/s, up 1.024 Kbit/s) für monatlich 13,90 Euro bis hin zu Premium-Paketen (down 10.240 Kbit/s, up 4.096 Kbit/s) zum Monatspreis von 44,90 Euro – wobei die Tarife jeweils für das erste Jahr gelten. Will der Anwender die Satellitenhardware, bestehend aus Schüssel, LNB und Modem beziehungsweise Router, kaufen, so muss er hierfür rund 300 Euro einkalkulieren. Viele Anbieter offerieren das Equipment aber auch auf Mietbasis.

Bedenken, dass Web-Surfen via Satellit aufgrund der Latenzzeiten keinen Spaß macht, entgegnet Stephan Schott, Technical Director bei der Internet-Agentur: "Sie können damit ganz normal flüssig surfen und auch VoIP nutzen." Hierzu verwendet Schott Kompressionsverfahren, um das Datenvolumen zu reduzieren. Schott räumt allerdings ein, dass die Latenzzeit (die Daten legen hin und zurück 72.000 Kilometer zurück) bei 520 Millisekunden liegt: "Für Powergamer ist das nichts."

Dafür kann der Anbieter demnächst mit anderen Argumenten punkten: So ist ein Prepaid-Angebot geplant, das etwa als temporärer Zugang für den Zweitwohnsitz interessant ist oder für Unternehmen als Backup-Lösung. Im Gespräch sind auch Lösungen, die es erlauben, den Zugang auch an anderen Lokationen, etwa im europäischen Ausland, zu nutzen – ohne Roaming-Gebühren, wie sie bei den Mobilfunkern anfallen. Hier müsste dann der Anbieter für einen begrenzten Zeitraum den Zugang in einem anderen Spotbeam freischalten. Für die weißen Flecken hat Schott die Mehrteilnehmerlösung "Satspeed" entwickelt. Mit ihr können bis zu 24 Häuser via Sat mit Datenraten von bis zu 10 Mbit/s im Down- und 4 Mbit/s im Upstream angeschlossen werden.

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