Retail

Ceconomy stellt Weichen für Komplettübernahme von Media-Saturn

13.04.2022
Die außerordentliche Hauptversammlung des Handelsriesen Ceconomy hat einer Vereinfachung der Gesellschafterstruktur mit großer Mehrheit zugestimmt. Der Schritt soll dem Konzern zu mehr Dynamik verhelfen.
Media-Saturn Holding, die Zentrale in Ingolstadt. Ceconomy wird die Convergenta-Minderheitsbeteiligung an MediaMarktSaturn übernehmen.
Media-Saturn Holding, die Zentrale in Ingolstadt. Ceconomy wird die Convergenta-Minderheitsbeteiligung an MediaMarktSaturn übernehmen.
Foto: Media-Saturn Holding

Der Elektronikhändler Ceconomy hat auf einer außerordentlichen Hauptversammlung die Weichen für die Komplettübernahme der Tochter Media-Saturn-Holding (MSH) gestellt. Sowohl die Aktionäre der Ceconomy als auch die Vorzugsaktionäre des Unternehmens stimmten am 12. April 2021 mit mehr als 98 Prozent des anwesenden Kapitals der geplanten Vereinfachung der Gesellschafterstruktur zu, wie ein Unternehmenssprecher berichtete.

"Nach den heutigen Beschlüssen sind wir sehr zuversichtlich, die Convergenta-Transaktion spätestens bis Ende September 2022 vollziehen zu können", sagte Ceconomy-Chef Karsten Wildberger. "Die damit verbundene Vereinfachung der Gesellschafterstruktur ist für uns nichts Geringeres als ein struktureller Befreiungsschlag."

Mit dem Vollzug der Transaktion wird Ceconomy alleiniger Gesellschafter der größten deutschen Elektronikmarktkette MediaMarktSaturn. Im Gegenzug wird der bisherige MediaMarktSaturn-Minderheitsaktionär Convergenta ein Ankeraktionär von Ceconomy. "Der Gesellschafterstreit, der Ceconomy und MediaMarktSaturn fast zehn Jahre lang belastet und eine Menge Geld gekostet hat, ist Geschichte", sagte Wildberger.

Die außerordentliche Hauptversammlung war nötig geworden, nachdem der erste Anlauf zur Vereinfachung der Konzernstruktur wegen Aktionärsklagen 2021 ins Stocken geraten war. Denn eigentlich sollte der Minderheitsanteil von 22 Prozent, den die Familienholding Convergenta des verstorbenen MediaMarkt-Mitbegründers Erich Kellerhals an MSH hält, bereits bis Ende des Sommers 2021 an Ceconomy gehen.

"Wir beschleunigen unsere Entscheidungsprozesse und werden insgesamt schneller und schlagkräftiger", betonte Wildberger die Vorteile der geplanten neuen Firmenstruktur. Die künftige Gesellschafterstruktur ermögliche außerdem die Nutzung steuerlicher Verlustvorträge, reduziere die Verwaltungskosten und verbessere die Governance des Unternehmens weiter.

Convergenta soll künftig mit rund 26 Prozent Ankeraktionär bei Ceconomy werden, durch Wandelschuldverschreibungen kann die Kellerhals-Holding die Beteiligung auf knapp 30 Prozent aufstocken.

Unterdessen bekommt auch Ceconomy den Angriff Russlands auf die Ukraine zu spüren. So sucht das Unternehmen nach Lösungen für seine russische Beteiligung M.video. "Wir prüfen gerade verschiedene Optionen", sagte Konzernchef Wildberger. Ceconomy hält 15 Prozent an dem börsennotierten Elektronikhändler. "Der Zugang zu den Anteilen und die Ausübung unserer Rechte daraus ist erheblich eingeschränkt."

Wegen des Krieges hat die Beteiligung an Wert verloren, was Abschreibungen notwendig macht. Den aktuell geschätzten Restbuchwert der 15 Prozent an M.video bezifferte Finanzvorstand Florian Wieser auf etwa 43 Millionen Euro. Zuletzt hatte die Beteiligung Ende Dezember 2021 seinen Aussagen nach noch mit etwa 138 Millionen in den Büchern gestanden.

Das Geschäft von Ceconomy selbst ist Wildberger zufolge von dem Ukraine-Krieg nicht direkt betroffen. "Wir sind in der Ukraine nicht vertreten und seit 2018 auch in Russland nicht mehr operativ tätig." Er verwies jedoch auf die gesamtwirtschaftlichen Folgen wie höhere Energiepreise und eine steigende Inflation. Zudem sorge die Krise in Osteuropa für eine Unsicherheit der Verbraucher, was auch Ceconomy zu spüren bekomme. "Allerdings ist die Situation sehr dynamisch, sie verändert sich nahezu im Wochenrhythmus. Deshalb ist es auch schwer, einen klaren Trend daraus abzuleiten." (dpa/rw)

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