Lohnende Investition oder überflüssiger Luxus?

Coaching für Führungskräfte

26.01.2011

Coach stellt nur die Anamnese

Um Missverständnissen vorzubeugen: Beim Coaching geht es nicht darum, dass der Trainer die Probleme des Betroffenen klärt. Schließlich hat dieser selbst alle "Werkzeuge" dafür in der Hand. Er nutzte sie bisher nur nicht in vollem Umfang, weil er bestimmte Zusammenhänge nicht sah. Will heißen: Der Coach befähigt den Manager, eine andere Sicht auf die Welt zu entwickeln und daraus ein neues Verhalten für den Umgang mit Konfliktsituationen abzuleiten.

Beide Seiten analysieren zunächst verschiedene Situationen, in denen der Manager sich unwohl fühlte oder seine Souveränität verlor. Aufgabe des Coachs ist es nun, diese Erlebnisse in einen Zusammenhang zu bringen, die Ursachen für die Reaktionen seines "Schützlings" aufzudecken. Er stellt quasi die "Anamnese". Dazu folgendes Beispiel: Der CIO (Chief Information Officer) eines bekannten Chemieunternehmens hatte Probleme mit seinem Vorgesetzten. Jener würde selbstherrlich über ihn hinweg agieren und ließe keine Diskussion zu, so die Vorwürfe des IT-Managers.

Weil er intern nicht weiterkam, suchte er einen Coach auf. Nach drei Sitzungen kam der Grund für das angespannte Verhältnis zum Vorschein: Der Chef des CIO sprach denselben Dialekt wie dessen früherer Mathelehrer, mit dem dieser nicht zurecht kam. Der Vorgesetzte musste also nur den Mund aufmachen und sofort reagierte der Manager ablehnend. Pawlow lässt grüßen! eine Abwehrhaltung ein. Nachdem er das verstanden hatte, bekam er vom Coach die Aufgabe aufzuschreiben, welche Personen so aussahen, so sprachen und so agierten wie der besagte Mathelehrer. Das Ergebnis war verblüffend wie logisch: Es waren ausnahmslos alles Menschen, mit denen der CIO negative Erfahrungen gemacht hatte. Nachdem er das verstanden hatte, konnte er sein Verhalten ändern. Das Verhältnis zu seinem Chef begann sich zu entspannen.

Studien besagen, dass 70 bis 80 Prozent des menschlichen Verhaltens automatisch gesteuert werden. Die Kunst des Coaching besteht darin, in den Automatismus einzugreifen und das Verhalten zu ändern. Reagiert beispielsweise jemand bei Unsicherheit aggressiv - was bei Führungskräften nicht selten der Fall ist - , sollte er sich das auch bewusst machen und dagegen steuern, beispielsweise mit Humor. Denn damit setzt eine Entspannung ein, durch die der Betroffene gelassener wird und damit mehr Handlungsalternativen bekommt.

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