Happy Birthday Mac

Das waren die Anfänge des Macintosh

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

1987: Sculley managt das Wachstum

Wie wichtig Steve Jobs für das Unternehmen ist, zeigen nicht zuletzt die Kapriolen des Aktienkurses, sobald Nachrichten, Gerüchte oder einfach nur Erfindungen über den Gesundheitszustand des Apple-CEO die Runde machen. Apple ohne Jobs ist heute nicht denkbar, einige Experten sind jedoch der Ansicht, der Mac-Hersteller könne auch ohne seinen charismatischen Chef.

Apple konnte schon einmal ohne Jobs - und das zunächst sogar recht erfolgreich. Die besten Zeiten im 20sten Jahrhundert bescherte Apple sein 1983 von Pepsi gekommener CEO John Sculley. Anderthalb Jahre musste sich Apple um den Manager bemühen, der Legende nach hat schließlich eine Jobs-Vision den Ausschlag für den Wechsel von Küste zu Küste gegeben: "Wollen Sie für den Rest Ihres Lebens Zuckerwasser verkaufen oder wollen Sie die Welt verändern?", soll Jobs gefragt haben. Sculley änderte zumindest Apple radikal, die Szene spottete, der juvenile, hippe Laden aus dem Silicon Valley sei nun unter die Aufsicht eines Erwachsenen geraten. Eine der ersten Amtshandlungen Sculleys war es, den Verkaufspreis für den Mac um stolze 500 US-Dollar anzuheben, die höhere Marge finanzierte teures Marketing - Superbowl-Spots bekommt man nicht für lau. Sculley organisierte das ungebremste Wachstum Apples, und als er Steve Jobs aus dem Unternehmen gedrängt hatte, begannen die besten Zeiten Apples mit Nettogewinnen bis zu 520 Millionen US-Dollar pro Jahr (1991/92), der Umsatz stieg auf den Rekordwert von acht Milliarden US-Dollar (1992/93). Zum Vergleich: Geschäftsjahr 2007/2008 setzte Apple 32,5 Milliarden US-Dollar um, an Gewinn blieben 4,8 Milliarden US-Dollar in den Kassen Cupertinos.

Freilich wollen wir an dieser Stelle nicht verschweigen, dass Sculley auch mit Auslöser der Krise war, die Apple Mitte der 90er Jahre beinahe die Existenz kostete. In den späten Achtzigern und frühen Neunzigern prosperierte das Unternehmen dank Sculley jedoch. In seine Amtszeit fielen nicht nur die Einführung des Mac - für den er ja nichts kann, war das Projekt doch schon 1979 auf den Weg gebracht worden - sondern auch Produkte wie der Macintosh Portable, System 7 und der Newton - wobei wir streng genommen schon beim entscheidenden Fehlschlag wären. Sculley führte Apple aber auch sicher durch seinen ersten großen Wandel, dem Umstieg auf die Power-PC-Plattform, wenngleich Sculley den ersten Power Mac am 14. März 1994 nicht mehr als Apple-CEO erlebte.

Wer etwas auf sich hält, muss in den Playboy. John Sculley hatte 1987 die Gelegenheit dazu, wenn auch nicht als Centerfold. Aber wer kauft das legendäre und immer noch junge Magazin schon wegen der Bilder? Am interessantestem sind doch die Reportagen und Interviews. Während Schönheit verwelkt, bleiben Visionen bestehen, von Sculleys Prophezeiungen zur Entwicklung der Technik klingen noch heute einige spannend. Gut, innerhalb der "kommenden 20 Jahre" sah Sculley die Sowjets auf dem Mond landen. Die Sowjetunion hatte sich kaum vier Jahre später erledigt, aber immerhin fabuliert ein 1987 erfolgloser Ölmanager und Vizepräsidentensohn zwanzig Jahre später wieder davon, mit Menschen den Mars und "Welten dahinter" zu erreichen. Worin Sculley Recht behielt, war der Satz, dass "optische Speichermedien die Art und Weise des Gebrauchs von Computern revolutionieren" würden, wenngleich Apple heutzutage eine andere Revolution plant. Die Zurückhaltung des Mac-Herstellers in Sachen Blu-ray könnte darauf schließen lassen, dass man in Cupertino heute das Internet als Austausch- und Speichermedium der Wahl sieht.

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