Datensicherung beim Autoveredler

07.07.2006
Am Server ist das regelmäßige Backup von Daten schon längst Usus. Anders sieht es auf den Clients der Mitarbeiter aus. Hier gibt es Nachholbedarf, wie der Onbackup-Partner Binary beim Autoveredler Brabus demonstriert.

Von Dr. Ronald Wiltscheck

In vielen Unternehmen werden die lokal gespeicherten Daten nicht gesichert. Dabei befinden sich auf den Arbeitsplatz-PCs oft die wichtigsten Informationen, da viele Mitarbeiter ihre Daten lieber lokal abspeichern, als dafür den Server zu nutzen. Nach einer IDC-Studie befinden sich 60 Prozent aller weltweit gespeicherten Daten außerhalb von Servern. Immer mehr Notebooks und andere mobile Geräte, etwa Smartphones, ersetzen die klassischen PCs.

Daten auf Clients bleiben oft ungesichert

So stellt sich auch die Situation bei dem Autoveredler Brabus aus Bottrop. Dieses Unternehmen "verschönert" Mercedes-Benz- und Maybach-Fahrzeuge. Um potenziellen Kunden die Tuning-Möglichkeiten genauestens aufzeigen zu können, erstellen die Marketing-Fachleute bei Brabus eine Vielzahl an Bildern, die sie dann in Verkaufsprospekte einbinden.

Diese Daten landen nicht immer auf dem Server, sondern verbleiben oft auf den PCs und Notebooks der Mitarbeiter. Auch die Geschäftsführung des Autoveredlers hat sich bisher gescheut, sensible Unternehmensdaten am Server abzuspeichern, und hütete diese Schätze nur auf den Clients. Selbstredend war eine derartige Situation für Brabus unbefriedigend. Zuerst musste also ein schlüssiges Backup-Konzept für die Server her. Hier hat sich das Unternehmen für "Symantec Backup Exec" entschieden. Die Installation dieser Disk-basierten Server-Backup-Lösung hat die Binary GmbH aus dem benachbarten Essen durchgeführt. Die Kontakte zu Brabus bestanden seit etwa zwei Jahren, der Dienstleister hat bei dem Automobilveredler schon so manche Hardware ersetzt, auch schon einen Server. Der Auftrag, den zentralen Backup-Server bei Brabus einzurichten, war bis dato das größte Projekt der Binary GmbH bei diesem Kunden.

Doch mit der Installation von Backup Exec allein war es nicht getan, denn damit ließen sich nur die Daten am Server sichern. Was sollte aber mit all den auf den Client-PCs verteilten Informationen geschehen? Vor allem Daten der Marketingabteilung konnten auf diese Weise noch nicht in die nächtliche Sicherung integriert werden.

Hier hat Binary dem Autorveredler empfohlen, auf die Lösungspalette der jungen deutschen Firma Onbackup zu setzen. Der Kunde wollte aber noch einige andere Produkte ausprobieren, sodass die Entscheidung für den Onbackup-Enterprise-Server erst nach drei Monaten gefallen ist. "Entscheidend war sicher die Tatsache, dass wir eine Demoversion der Software dem Kunden für sechs Wochen zur Verfügung gestellt haben", erinnert sich Dieter Homscheidt, geschäftsführender Gesellschafter der Binary GmbH.

Geschäftsführung ist begeistert

Aber den endgültigen Ausschlag für die Lösung aus Gladbeck lieferte die Tatsache, dass Onback-ups "Secure Data Collector" nicht nur in der Lage ist, Daten von Clients am Server zu sichern, sondern dies auch noch in einer verschlüsselten Form tun kann. Hier bestimmt der Anwender selbst, welche Daten von seinem Client zentral abgespeichert werden können, und er selbst darf sich das Passwort aussuchen, über das die so verschlüsselten Daten im Recovery-Fall nur von ihm allein gelesen werden können. In der Praxis bedeutet dies, dass die mit dem Secure Data Collector gesicherten Dateien auch nicht von den Systemadministratoren eingesehen werden dürfen.

Ein anderer wichtiger Aspekt des Backup-Projekts bei Brabus war der Schutz vor Datenverlust im Katastrophenfall. Der Autoveredler ist nämlich in zwei getrennten Gebäuden untergebracht, und da lag es nahe, auch alle Daten am Server zu spiegeln. Das erfolgt nun jeweils nachts über eine leistungsfähige Lichtwellenleitung.

Probleme mit dem Autoloader

Während die Installation der Software weit gehend reibungslos verlaufen ist, gab es einige kleinere Probleme bei der Inbetriebnahme der neu angeschafften Hardwarekomponenten. Dabei handelte es sich um 19-Zoll-Rackserver von Fujitsu Siemens Computers (FSC). Insgesamt hat der Kunde drei FSC-Server bestellt, zwei Domänen-Controller und einen reinen Backup-Server. An Letzteren ist noch ein Autoloader angeschlossen, über welchen die Symantec-Software "Backup Exec" alle Daten jede Nacht in eine Tape Library sichert.

Und genau dieses Gerät hat anfangs nicht einwandfrei funktioniert. Es handelte sich dabei nämlich um eine neue Generation von Autoloadern mit 3,2 Terabyte Speicherkapazität statt wie ursprünglich mit "nur" 1,6 Terabyte. Das neue Modell hat eine Woche lang seine Arbeit einwandfrei verrichtet, dann war es damit vorbei. Erst das zweite Ersatzgerät konnte zur Zufriedenheit des Kunden die Daten aufs Band speichern.

Inkrementelles Backup war knifflig

Eine besondere Herausforderung in dem Projekt bei Brabus bestand darin, sicherzustellen, dass die Onbackup-Software mit der Symantec-Lösung "Backup Exec" Hand in Hand arbeitet. Denn Symantecs Backup-Archive werden nach jedem Sicherungsvorgang umbenannt, Onbackup arbeitet dagegen inkrementell, dass heißt, es werden nicht immer alle Daten komplett neu gespeichert, sondern nur die Differenzen zwischen zwei Backups.

Während Symantecs Backup Exec mit 1 GB großen Dateien hantiert, agiert Onbackup auf dem Block-Level. Dafür Sorge zu tragen, dass Onbackup immer die "richtigen" Symantec-Archive erkennt, war die kniffligste Aufgabe des gesamten Projektes. "Doch nach ausreichend dimensionierten Tests kamen wir zu dem Ergebnis, dass unsere Vorgehensweise die richtige war", so Binary-Geschäftsführer Homscheidt gegenüber ComputerPartner.

In der Tat, Anwender aus der Marketingabteilung bei Brabus haben gar nicht gemerkt, dass nun auch ihre lokal gespeicherten Daten über Nacht gesichert werden. Durch das inkrementelle Backup-Konzept ist es Binary gelungen, das zu sichernde Datenvolumen so zu reduzieren, dass es über Nacht abgeschlossen werden kann.

Folgeprojekte stehen schon an

Während der Installation der Software am Server und auf den Clients kam es laut Brabus zu keinen nennenswerten Ausfallzeiten. "Meine User haben gar nicht mitbekommen, dass neue Server angeschafft wurden", so die Aussage des Brabus-IT-Leiters Hans-Jörg Asche. Einige Anwender hätten nur gemerkt, dass manches nun schneller von der Hand gehe.

Laut Binary-Geschäftsführer Homscheidt ist der Kunde nun für mindestens ein Jahr lang mit genügend groß dimensionierter Speicherhardware ausgerüstet. Dem stimmt auch Asche zu: "Das Sicherungskonzept bietet auch für zukünftige Datenmengen und User-Gewohnheiten Spielraum und beschert dem Administrator ruhigere Nächte."

Und mit 15.000 Euro für Hard- und Software samt dazugehörigen Services halten sich die Projektkosten in Grenzen. Das Ganze war in einer Woche erledigt, der Dienstleister musste seinem Kunden lediglich 20 Arbeitsstunden in Rechnung stellen. Dafür erhielt Brabus nun die Gewissheit, dass auch im Falle von Datenverlust, etwa durch Feuer oder Diebstahl, noch nichts verloren sei, denn all die verloren geglaubten Informationen können aus dem von der Katastrophe nicht betroffenen Gebäudekomplex von Brabus wieder gewonnen werden. Bei so viel Zugewinn an Sicherheit erübrigt sich jede ROI-Rechnung.

Im Zusammenhang mit dem Backup-Projekt bei Brabus ergaben sich mehrere Folgeaufträge, so zum Beispiel die komplette Migration auf Windows 2003. Und im nächsten Jahr könnte der Kauf von zusätzlicher Speicherhardware anstehen, denn die von den Brabus-Mitarbeitern erzeugten Dokumente werden immer umfangreicher.

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