CP: Was sind die wesentlichen Trends und Probleme in den Bereichen Server-, Storage-, Desktop- & User-Virtualisierung?
Reichenberger: Bei der Servervirtualisierung geht der Trend zu Management-Produkten rund um die Virtualisierung. Es ist nicht mehr nur der stabile Betrieb von virtuellen Servern gefragt. Kunden wünschen immer einfacheres und effizienteres Management ihrer virtuellen Infrastrukturen.
Gefragt sind dabei Produkte für Monitoring, Self-Service Portale, Abrechnung und Livecyle Management, die auf virtuelle Infrastrukturen zugeschnitten sind. Auch beim Backup von virtuellen Infrastrukturen gab es in den letzten Jahren Quantensprünge, die das Backup nicht nur schneller und zuverlässiger machten, sondern auch teilweise die Wiederherstellungszeiten (RTO) auf wenige Minuten reduzierten.
Das große Problem, das derzeit eine viel stärkere Verbreitung von Desktop Virtualisierung verhindert, sind derzeit immer noch die vergleichsweise hohen damit verbundenen Kosten.
Die Virtualisierung von Applikationen ist die Basis für so genannte Cloud-Applikationen, die voraussichtlich die Bereitstellung und Nutzung von Applikationen und Services entscheidend verändern wird. Von VMware wäre hier das Appblast Project bzw. der Horizon App Manager zu nennen.
- Vor dem Schritt in die Cloud
Bei Unternehmen, die gerade erst eine virtuelle Server-Landschaft aufgebaut haben, Augenmerk zuerst auf Automatisierung und Management legen, vor dem Schritt in die Cloud - Sicherheit
Virtuelle Infrastrukturen, Anwendungen und Desktops müssen mittels Firewalls, Access Policies und Virenscanner ebenso sorgfältig gegen Viren und Malware geschützt werden wie physikalische. - BYOD-Strategie
Strikte Trennung von privater und geschäftlicher Arbeitsumgebung muss gewährleistet sein, zum Beispiel mit Client-seitigem Hypervisor. Klare Betriebsvereinbarungen: Jeder Mitarbeiter muss wissen, was er darf und was nicht. - Software-Lizenzierung
Analyse der bestehenden Kundenumgebung - Backup & Disaster Recovery Strategie
Speicherstrategien, Datensicherung, Datenarchivierung, Multi-Tier-Speichertechnologien und vor allem Wiederherstellung und Migration berücksichtigen - Storage- und Netzwerk-Konzept
Um alle Features moderner Hypervisoren auszunutzen, sollten entsprechende Massenspeicherlösungen verwendet werden. Damit lässt sich die Verwendung von Service-Klassen automatisieren: Das Storage-Device informiert den Hypervisor automatisch über seine Leistungsklassen, sodass dieser entsprechend vorgegebener Regelwerke die Provisionierung von Workloads (VMs) automatisch nach vereinbarten SLAs vornehmen kann. - Organisation auf Kundenseite
Klärung und Definition: IT-Organisation (Aufbau- und Prozessorganisation, neue Rollen und Verantwortlichkeiten, neue Tools etc.) auf Kundenseite - Gesamtkonzept
Ganzheitlich Sicht über das Design und die Möglichkeiten der Implementierung behalten
CP: Kommen beim Endkunden Ihrer Erfahrung nach Hypervisoren-Plattformen unterschiedlicher Anbieter zum Einsatz? Falls ja, aus welchen Gründen?
Reichenberger: Bei der Servervirtualisierung in mittelständischen und Enterprise Unternehmen hat sich mittlerweile VMware mit dem ESX Server und vSphere durchgesetzt. Kaum ein Unternehmen, dass hier auf Produkte anderen Hersteller wie Hyper-V von Microsoft oder XenServer von Citrix setzt. Die Servervirtualisierungsprodukte von Microsoft und Citrix werden vorwiegend von kleineren Kunden eingesetzt.
Hauptgrund dürfte hier der noch immer geringere Funktionsumfang der Produkte sein. Besonders bei kleineren Kunden können die gebotenen Funktionen allerdings vollkommen ausreichend sein. Im Mittelstand - und Enterprisebereich dagegen sind von VMware gebotenen Funktionen sowie die größere Unterstützung von anderen Herstellern jedoch gefordert.
Bei der Desktopvirtualisierung zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Citrix XenDesktop und VMware View ab. Beide teilen sich derzeit den Markt auf.
CP: Welche Kriterien sind für Endkunden bei der Wahl der Virtualisierungs-Plattform entscheidend?
Reichenberger: Für den Kunden entscheidend ist zum einen der Vertrauen in die Stabilität, Funktionsumfang, die Kompetenzen des Partners sowie die Unterstützung von anderen Herstellern. Der Preis ist meist nicht entscheidende Faktur zur Auswahl des Herstellers einer Virtualisierungssoftware.
CP: Welche Rolle spielt dabei die Überlegung, ob und inwiefern der Plattformanbieter Cloud-basierte Dienste und Anwendungen integrieren kann?
Reichenberger: Die Integration von Cloud-Diensten, die von Partner bereitgestellt werden, spielt derzeit keine Rolle bei der Auswahl der Virtualisierungslösung. Dies ist deshalb auch nicht unbedingt notwendig, da Cloud Services sehr flexibel genutzt werden können und in der Regel kaum eine Abhängigkeit zur Virtualisierungslösung vor Ort beim Kunden haben. Wenn es aber darum geht selber Cloud Services, ob intern oder extern, anzubieten ist es jedoch eine zentrale strategische Entscheidung auf die passende Virtualisierungslösung zu setzen.