CP: Welche Rolle spielt die Frage nach der Offenheit an dieser Stelle für Endkunden?
Reichenberger: Quelloffene Hypervisor spielen derzeit keine Rolle. Beim Hypervisor ist in erster Linie das Vertrauen in die Stabilität das maßgebliche Kriterium.
CP: Erkennen Sie eine Tendenz, dass Anwender die Hypervisor-Plattform wechseln? Falls ja: Was sind Gründe und Anlass für einen solchen Wechsel?
Reichenberger: Gründe sind Probleme mit der Stabilität, Performance, Funktionsumfang der gesamten Lösung und Support anderer Hersteller.
CP: Zeichnet sich bei diesem Wechsel ein Trend zugunsten eines bestimmten Herstellers ab?
Reichenberger: Derzeit ist keine große Tendenz erkennbar, dass Anwender ihre Hypervisor-Plattform wechseln. Mittelständische Unternehmen, die in der Vergangenheit auf Microsoft oder Citrix gesetzt haben, wechseln teilweise auf VMware. In der umgekehrten Richtung ist dies nicht zu beobachten.
- VDI (Virtual Desktop Infrastructure / Hosted Desktop Virtualization)
Der komplette personalisierte Desktop (inklusive Betriebssystem, Daten und Benutzereinstellungen) wird zentral im Rechenzentrum auf einem virtualisierten Server bereitgestellt und betrieben. Offline-Betrieb und Zugriff von mobilen Endgeräten sind möglich. Problematisch: die benötigte Storage-Kapazität. (Quelle: Experton) - Session oder Presentation Virtualization
Früher auch als "Server Based Computing" oder "Terminal Services" bezeichnet:stellen den Zugriff auf zentral betriebene Anwendungen bereit. Problem: In der Regel ist weder eine Personalisierung noch der Offline-Betrieb möglich. Einsatzbereich: einfache Arbeitsplätze, die nur eine oder zwei Applikationen nutzen und nicht mobil sind, meist in Verbindung mit Thin Clients genutzt. (Quelle: Experton) - Application Streaming
Applikationen werden paketiert und zentral bereitgestellt, um lokal auf dem Client in einer Sandbox betrieben zu werden. Dies ist auch offline möglich. Problematisch ist, dass die Paketierung nach jedem Software-Update der jeweiligen Applikation wiederholt werden muss. Einsatzbereich ist die Bereitstellung von Anwendungen, die mit anderen Applikationen nicht kompatibel sind. (Quelle: Experton) - Managed Desktop VM
Ein Client-Image wird zentral gemanagt und an die Clients verteilt. Die eigentliche Rechenleistung wird vom Client ausgeführt, so kann er auch offline genutzt werden. Problematisch ist das Management der virtuellen Maschinen und des Basis-Clients. Einsatzbereich: Clients in Niederlassungen und Home-Offices. (Quelle: Experton Group)
CP: Virtualisierungs-Anbieter sagten schon 2009: Das wird das große Jahr der Desktop-Virtualisierung". Bislang aber hat sich die Technologie noch nicht auf breiter Basis durchgesetzt. Weshalb?
Reichenberger: Die Desktopvirtualisierung hat sich hauptsächlich wegen den hohen damit verbundenen Kosten und den trotzdem noch zu hohem Administrationsaufwand nicht entscheidend durchgesetzt. Derzeit ist, auch trotz hohen Aufwandes, den die Hersteller von Desktopvirtualisierungslösungen betreiben, nicht erkennbar, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern wird.
CP: Wie hat sich der Einzug mobiler Endgeräte in die Unternehmen (Consumerization, BYOD) bislang auf die Virtualisierungs-Strategie der Unternehmen ausgewirkt?
Reichenberger: Bisher hat der Einsatz von mobilen Geräten noch keinen Einfluss auf die Virtualisierungsstrategie von Unternehmen. Beim Betrieb von Notebooks könnte hier aber der Citrix XenClient durchaus eine Trendwende bringen.
CP: Welche Auswirkungen erwarten Sie künftig: Wird z.B. Client-Virtualisierung das große Thema? Wandert alles in die Cloud?
Reichenberger: In der Zukunft ist besonders bei Cloud Applikationen, die auf allen End-Geräten egal ob Windows, Linux oder Android genutzt werden können, ein starkes Wachstum zu erwarten. Diese Entwicklung könnte zu einer Trendwende bei der Nutzung von Applikationen und Diensten führen.
Universell nutzbare Cloud-Desktops könnten die Verbreitung von Desktopvirtualisierung stärken.
Ein Client-Hypervisor wie z.B. der Citrix XenClient könnte die Bereitstellung von Arbeitsplätzen wesentlich vereinfachen.
CP: Welche Folgen hat das für die Vertriebspartner? Worauf müssen sich die Partner einstellen?
Reichenberger: Vertriebspartner müssen rechtzeitig ihre Mitarbeiter schulen und dürfen den Trend zur Cloud nicht verschlafen und sich rechtzeitig nach Partnern umsehen.
CP: Inwiefern ist Desktop-as-a-Service schon ein / noch kein marktrelevantes Thema?
Reichenberger: Desktop-as-a-Service oder besser Workplace-as-a-Service hat durchaus eine große Zukunft. Entscheidend ist dabei, nicht ob Desktop Virtualisierung oder nicht, sondern ob Server based Computing (SBC) die richtige Lösung für den Kunden darstellt. Erst dann kommt die Entscheidung zwischen Desktopvirtualisierung oder die Nutzung von Terminal Services. Auch dann erst kann entschieden werden, welche Produkte von Microsoft, Citrix oder VMware dann jeweils am besten geeignet wären um die Anforderungen des Kunden zu erfüllen.