Mit wenigen Ausnahmen boomt der OnlineHandel in der Corona-Krise - vor allem die Bestellung von Waren, die derzeit nicht in Geschäften vor Ort erworben werden können. Das belastet die Paketdienstleister in ähnlichem Umfang wie während des Weihnachtsgeschäfts 2019. "Die Paketdienstleister, allen voran DHL, kommen an ihre Kapazitätsgrenzen", stellt daher der Bundesverband Onlinehandel (BVOH) fest, der sich auf Mitteilungen aus den Reihen seiner Mitglieder stützt.
"Es haben uns verschiedene Händler extrem besorgt angerufen, weil Paketlogistiker wie DHL die zusätzlichen Abholfahrten beim Händler ersatzlos storniert haben", erklärt BVOH-Präsident Oliver Prothmann, "Hätten die Paketdienstleister rechtzeitig auf den Engpass hingewiesen, hätten die Händler den Verkauf drosseln können. Jetzt stehen die gepackten Pakete beim Händler und werden nicht ausgeliefert."
Denn die Einkäufe der Verbraucher werden immer öfter nicht beim Verkäufer abgeholt und in die Verteilzentren gebracht. Dadurch verzögert sich die Auslieferung an die Käufer teilweise um mehrere Tage.
"Bisher gibt es keine wesentlichen Einschränkungen unserer Dienstleistungen in Deutschland", erklärt DHL auf ihrer Webseite, räumt aber auch ein: "Aufgrund der aktuell hohen Paketmenge kommt es teilweise zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Sendungen."
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Eine andere Sicht vermitteln E-Mails, die DHL laut BVOH diese Woche an Händler in ganz Deutschland verschickt hat. Darin heißt es unter anderem: "Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass wir morgen keine Abholung Ihrer Pakete durchführen werden, um die gewonnene Zeit und Kapazität für eine dauerhafte Stabilisierung unserer Produktion zu nutzen"; oder: "Die Sonderfahrt zu Ihrer Logistik, die für heute bestellt wurde, wurde abgelehnt. Des Weiteren hat Ihre bestellte Sonderfahrt nur die Hälfte an Rollcontainern mitnehmen können, da im Moment keine Kapazität in den einzelnen Paketzentren mehr vorhanden ist. Ihre Sonderfahrt für den Rest der Woche wurde aus denselben Gründen storniert."
Lage in der Corona-Krise bei DPD und GLS
DPD, der zu Beginn der Krise wegen eines Einbruchs bei der Zahl der an Firmen gelieferten Sendungen sogar einen Rückgang der Gesamtzahl der transportierten Pakete meldete, und GLS bestätigen zwar aktuell einen starken Anstieg des Paketvolumens, dementieren aber, dass es bei ihnen dadurch ebenfalls zu Engpässen komme. Dennoch haben sich beim BVOH auch einige Händler gemeldet, deren Pakete bei DPD in den Verteilzentren länger als bisher auf den sogenannten "ersten Scan" warten mussten.
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