Aufrüsten, reparieren, optimieren

Die 25 größten PC-Tempo-Mythen

22.06.2011
Von Christoph Metzger und Tim Kaufmann

Mythen 14-18

14. Windows-Registry reparieren

Mythos: Das Tuning-Tool XY repariert kaputte Registry-Einträge und beseitigt so viele PC-Probleme.

Fakten: Schenken Sie diesen oft gelesenen Versprechungen keinen Glauben. Zwar können Registry-Inhalte tatsächlich beschädigt werden, beispielsweise bei einem Systemabsturz. Eine ordentliche Reparatur setzt aber voraus, dass das Tuning-Tool jede Software, die ihre Einträge in der Registry hinterließ, kennt und weiß, wie deren korrekte Einträge aussehen müssten. Das ist schlichtweg unmöglich. Viel größer ist die Gefahr, dass die Reparatur-Funktion wichtige Einträge löscht oder beschädigt.

Desktop-Bedienerführung Luna.
Desktop-Bedienerführung Luna.

15. Windows XP Luna

Mythos: XPs Desktop-Oberfläche Luna ist ein lahmer Ressourcen-Fresser und bremst das System aus.

Fakten: Unter „Start, Systemsteuerung, System, Erweitert, Systemleistung“ können Sie XPs knallbunte
Luna-Oberfläche abschalten, in dem Sie die Option „Für optimale Leistung anpassen“ aktivieren. Danach fühlt sich XP wirklich schneller an. Das liegt aber nicht daran, dass die Oberfläche jetzt nach Windows 2000 aussieht. Denselben Effekt erreichen Sie auch, wenn Sie in der Registry unter „Hkey_Current_User\Control Panel\Desktop“ den Wert für „MenuShowDelay“ auf null setzen. Dann klappen Menüs nämlich beim Anklicken sofort auf und nicht erst nach einer kurzen, aber lästigen Zeitverzögerung.

16. Boot-Logo deaktivieren

Mythos: XPs animiertes Boot-Logo verlängert den Boot-Vorgang unnötig.

Fakten: Während des Hochfahrens zeigt XP ein animiertes Boot-Logo, das sich über einen Eingriff in die versteckte Datei „C:\boot.ini“ deaktivieren lässt. Weder auf einem alten Pentium 3 mit 1000 MHz, geschweige denn auf einem aktuellen Test-PC Core-2-Duo-System konnten wir dadurch die zum Hochfahren notwendige Zeit messbar verringern. Hingegen führt das Abschalten des Boot-Logos dazu, dass Ihnen auch alle anderen Meldungen, beispielsweise die wichtigen Ausgaben von Chkdsk entgehen, das nach einem Rechner-Absturz die Festplatte überprüft.

17. Auslagerungsdatei

Mythos: Nur durch manuelles Tuning arbeitet die Auslagerungsdatei von Windows optimal.

Fakten: Geht der Arbeitsspeicher zur Neige, dann verschiebt Windows Teile davon in die auf der Festplatte gespeicherte Auslagerungsdatei. Greift ein Programm auf einen der ausgelagerten Speicherbereiche zu, wird dieser von Windows wieder zurück ins RAM geladen und gegebenenfalls ein anderer gerade nicht benötigter Bereich ausgelagert. Die Funktionen „Prefetch“ (XP) und „Super Fetch“ (Vista) minimieren die mit der Auslagerung verbundenen Zeitverluste.

Oft wird empfohlen, die minimale und maximale Größe der Auslagerungsdatei fest einzustellen, damit die Auslagerungsdatei nicht fragmentiert (siehe Mythos 11). Auf unserem Testrechner führte dieser Tipp zu keinerlei Geschwindigkeitsvorteilen. Etwa fünf Prozent mehr Systemleistung (gemessen mit PC Mark 2005) kitzelte das ebenfalls als Wundermittel gepriesene Verschieben der Auslagerungsdatei auf eine zweite Festplatte aus dem Rechner, welche ausschließlich der Auslagerungsdatei vorbehalten bleib. Eine RAM-Erweiterung ist da die günstigere Alternative. Das Löschen der Auslagerungsdatei beim Herunterfahren dient lediglich dem Schutz eventuell in der Auslagerungsdatei gespeicherter sensibler Daten, bleibt aber ohne Einfluss auf die Systemleistung.

Wer den Arbeitsspeicher ständig defragmentiert, belastet seinen Rechner unnötig.
Wer den Arbeitsspeicher ständig defragmentiert, belastet seinen Rechner unnötig.

18. Speicher-Tuning

Mythos: Tools zum Speicher-Tuning räumen den Arbeitsspeicher auf und sorgen dadurch für mehr Leistung.

Fakten: Der Windows Memory Manager verwaltet den verfügbaren Speicher. Benötigt ein Prozess, beispielsweise Word, Winrar oder Opera, Speicher, dann wird dieser ihm vom Memory Manager zugeteilt. Geht der Arbeitsspeicher zur Neige, verschiebt der Memory Manager die Teile von dessen Inhalt, auf die am längsten nicht mehr zugegriffen wurde, in die Auslagerungsdatei auf der Festplatte.
Speicher-Tuning-Tools, die den Arbeitsspeicher angeblich „defragmentieren“, fordern dabei zunächst große Speichermengen vom Memory Manager an. So zwingen sie ihn, Daten anderer Programme in die Auslagerungsdatei zu verschieben. Anschließend geben sie den gerade erst zugeteilten Speicher wieder frei und zeigen ihn zugleich als „zurückgewonnenen“ Speicher an. Die entsprechende Anzeige mag grafisch beeindrucken. Tatsächlich hat das Tool den Memory Manager aber umsonst strapaziert.

Ein Großteil der von anderen Programmen benötigten Daten steckt jetzt in der Auslagerungsdatei und muss von dort zeitaufwendig eingelesen werden, sobald Sie in die entsprechende Anwendung zurückkehren. Deshalb bedeutet „Defragmentieren des Arbeitsspeichers“ sogar eine unnötige Mehrbelastung des Rechners und vernichtet Ressourcen, statt sie freizuschaufeln.

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