Fragt man Jesper Doub nach seinem Lieblingsflop aus der IT-Branche, dann fällt ihm ein Produkt ein, das er so charakterisiert: "Gute Idee, für das es kaum Applikationen gab und das enorme Hardwarevoraussetzungen verlangte." Unklar, so der Geschäftsleiter Bauer Media Group, war auch, ob das Produkt für den Business-Bereich gedacht war oder seinen vermeintlichen Siegeszug doch eher auf Vobis- und Escom-PCs in privaten Haushalten antreten sollte.
Dabei war das Produkt seiner Zeit voraus. Einige Ideen wie Multitasking oder die Unterstützung mehrerer virtueller Maschinen - unter anderem für die Betriebssysteme DOS, Windows oder auch OS400 - durften als avantgardistisch gelten. Doub weiter: "Die technische Stabilität des Systems war bemerkenswert, auch wenn eine einzelne Anwendung den Rechner auf der Benutzeroberfläche lahmlegen konnte."
Problem: kaum native Applikationen
Da zu allem Überfluss auch noch kaum originäre Applikationen für das System zur Verfügung standen, ließ sich die IBM manchmal zu aberwitzigen Angeboten hinreißen: Doub erinnert sich, dass ihm ein Systemhaus seinerzeit allen Ernstes vorschlug, "eine Server-Applikation in einer OS400 Box mit einem Client in einer Windows Box zu betreiben - jeweils auf dem gesuchten Softwaresystem.
Spätestens jetzt ist klar, um welches Betriebssystem es sich handelte, das die IBM gemeinsam mit Microsoft entwickelte und das mit dem Ausstieg der Bill-Gates-Company aus der Kooperation tot war: OS/2 oder "OS-halbe", wie es in Branchenkreisen tituliert wurde, war einer der ganz großen Rohrkrepierer der IT-Welt.
Roland Schopp von der Arachno GmbH hat vorsichtshalber einen großen Bogen um OS/2 gemacht - er zeigte sich allerdings auch bei Microsofts Windows-Vista-Betriebssystem nur verhalten euphorisch und hat es vorsichtshalber, wie viele, gar nicht erst installiert. Auch für Claudius Kempe von der Piening GmbH Services oder für Jens Geyer von der VSX Vogel Software GmbH war OS/2 eine Totgeburt.